Selina, Ines und Karsten eröffneten 2020 ihr Studio Mariposa in Kell am See. Im Interview mit Selina erzählte sie unserer Redakteurin, welche Bedeutung der Name hat, worum es im Yoga geht und welche Übungen wir Zuhause machen können.
Als ich Selina Maria Pazen vor ihrem Studio treffe, empfängt sie mich so herzlich, dass meine Anspannung wie weggeflogen ist. Sie betreibt zusammen mit ihrer Schwester Ines und ihrem Schwager Karsten das Mariposa in Kell am See. Hier bieten sie Kurse in den Bereichen Yoga, Prävention und Gesundheit an. Als wir die Treppen zu den Räumlichkeiten besteigen, beichtet Selina: „Jedes Mal, wenn ich hier hochgehe, blutet mein Herz.“ Man merkt sofort, wie viel Herzblut in diesem Projekt steckt.
Alleine der Name Mariposa und die Geschichte dahinter zeigt, wie viel Liebe und positive Energie darin verborgen ist. Aber auch die Schicksalsschläge innerhalb der Familie stecken in dem Namen. Mariposa ist spanisch und bedeutet Schmetterling. Hinter der Bedeutung des Schmetterlings steckt eine herzergreifende Geschichte. Als Selina sie erzählte, hatte ich ein paar Tränen in den Augen. Der Schmetterling steht für die verstorbene Schwester Nadine. Sie ist vor 32 Jahren mit zwölf Jahren an einer Krebserkrankung verstorben. Vor ihrem Tod verabschiedete sie sich mit den Worten: „Seid nicht traurig, denn immer, wenn ihr einen weißen Schmetterling seht, bin ich das.“ Starke Worte für ein kleines Mädchen. „Wir haben in Mariposa 1000 Bedeutungen gefunden“, berichtet Selina. Weitere Bedeutungen und wie der Name schließlich zu den Dreien kam, könnt ihr in dem Facebook-Post nachlesen.
Mit Yoga die Seele berühren
Angefangen mit dem Praktizieren von Yoga hat Selina 2012. Yoga besteht aus den drei Bausteinen Körper, Geist und Seele. Intensiv in die Geist-Seele-Materie eingetaucht ist sie durch ihr Philosophie-Studium, als sie sich mit dem Buddhismus und Hinduismus beschäftigte. Die physische Yoga-Praxis verfolgt Selina intensiv seit 2017. Sie lebte damals für ein Jahr in Amerika und ist seitdem bekennender Yoga-Fan. Durch ihre frühen Schicksalsereignisse hat sie gelernt, wie wichtig es ist, bei sich selbst zu bleiben. „Viele sehen im Yoga leider oft nur das Oberflächliche. Wenn du es jedoch richtig praktizierst, dann kann es deine Seele berühren. In vielen meiner Yoga-Kursen fließen irgendwann Tränen, weil der Ballast abfällt. Dann weiß ich, dass ich alles richtigmache.“
Die schönste Erfahrung hatte Selina im Frauenkreis, den sie im Sommer anbot. Hier konnte jede Frau von ihren Ängsten und über ihre Gefühle sprechen. Am Ende des Abends fühlte sich jede Frau aufgefangen und verstanden. Natürlich flossen hier auch einige Tränen. Wer jetzt vielleicht denkt, dass es sich hier um eine Selbsthilfe-Gruppe handelt, liegt falsch. Selina erklärt: „Es ist schwer zu beschreiben, was dort passiert. Dort sitzen starke Frauen, die von ihrem Leben erzählen. Die Energie ist wundervoll. Es kann sehr emotional sein, aber das Gefühl danach ist großartig.“
Tolles Komplett-Paket
Das Angebot von Mariposa ist breit gefächert. Karsten ist ausgebildeter Ernährungs- und Fitnesstrainer. Er will den Männern die Yoga-Welt mit einer Art Power-Yoga näherbringen. Ines ist Physiotherapeutin mit einer eigenen Praxis in Kell am See. Selinas Leidenschaft liegt in der Energiearbeit. Alle drei sind als Yoga-Lehrer ausgebildet und bilden sich ständig weiter. Aus ihren Fähigkeiten setzt sich eine bunte Angebot-Palette zusammen. Sie reicht von Kinder- und Seniorenyoga, über Hatha- und FeetUp-Yoga, hin zu Präventionskursen (wie Rückenschule) und Rehasport. Aber auch Meditation mit Klangschalen, Reiki und Aura-Chakra-Reading gehören zu ihrem Angebot dazu. Das Trio ergänzt sich perfekt und gibt ein tolles Komplett-Paket ab.
Yoga ist nicht nur Frauensache. Jeder ist willkommen und kann ihn praktizieren. Jeder Mensch ist anatomisch anders gebaut. Wichtig in der Yoga-Praxis ist nur, die eigenen physischen Grenzen wahrzunehmen und anzunehmen. Man kümmert sich um sich selbst, bleibt auf seiner Matte und nimmt sich selbst an die Hand. Das wichtigste ist hier, achtsam mit sich selbst zu sein. „Jeder kann atmen. Jeder kann sitzen und das ist schon Yoga.“
Die Eröffnung und der Lockdown
Im März 2020, eine Woche vor dem ersten Lockdown, feierten die drei noch ihre Eröffnung mit Freunden und Kunden. Als es dann zu den bundesweiten Schließungen kam, war es für sie „wie ein Schlag ins Gesicht.“ Die lebensfrohe Selina wird plötzlich ganz ernst. Die Angst und Enttäuschung überwogen und nahmen ihnen blitzartig die Freude über die Eröffnung. „Wir zahlen seit einem Jahr unsere teure Miete und erwirtschaften kaum etwas.“
Seit der Eröffnung erleben Selina, Ines und Karsten eine Achterbahn der Gefühle und versuchen, sich gegenseitig aufzufangen. Doch sie sehen auch etwas Gutes in der Corona-Krise. Sie lernen sich in dieser Zeit selbst besser kennen. Insbesondere testen sie sich in Geduld und Widerstandsfähigkeit. Selina sieht es als Überleben und trennt das Wort in die Bestandteile „üb“ und „erleben“. „Das Erleben üben. Jetzt gerade üben wir zu erleben, was uns gerade widerfährt. Ich versuche, das Beste davon herauszufiltern.“ Sie liebt solche Wortspiele und das Philosophische, darin frei zu sein.
„Nach der Krise ist die Nachfrage noch höher.“
Einen großen Teil ihrer Angebote wollen die Mariposas nicht online anbieten, denn die meisten ihrer Kurse leben von dem Miteinander, dem Raumklima und der Atmosphäre. Diese lassen sich online nicht so gut vermitteln. Jedoch gibt es auch einige ihrer Kurse, wie zum Beispiel Rehasport, die sie online anbieten. Das Angebot kann jedoch nicht von jedem angenommen werden, da die technische Ausstattung gerade bei den Älteren fehlt. Doch Selina ist sich sicher: „Nach der Krise ist die Nachfrage noch höher. Viele merken gerade, wie wichtig mentale und physische Gesundheit sind.“
Mariposa unterstützt regionale Läden und versucht, ihre Freunde und Bekannte miteinzubeziehen. Die Blumen im Studio kommen aus den Blumenläden in Kell am See. Bei Veranstaltungen bekommen sie ihr Gebäck vom ortsansässigen Bäcker. Selinas Freundin Katharina Jung hat die Studio-Fotos aufgenommen. Sie macht ebenfalls Naturkosmetik und hat den Mariposas ihre eigenen ätherischen Öle gemischt. Die Kunst im Studio, wie der große Schmetterling im Anwendungsraum, hat ihre Freundin Renate hergestellt. Selina engagiert sich ehrenamtlich für nestwärme e.V.. Die Einnahmen vom Frauenkreis oder die Spenden von der Geburtstagsfeier der Physiopraxis von Ines wurden dorthin gespendet. Selina, Ines und Karsten haben ein großes Herz und geben dieses an ihre Kunden und Freunde weiter.
„Atmen kann jeder.“
Wer jetzt Zuhause mit Yoga anfangen will, dem rät Selina mit Atemübungen zu beginnen. „Atmen kann jeder. Wenn ich mich aufrecht hinsetze und mich auf meinen Atem konzentriere, ist das schon Yoga. Dadurch wird man ruhiger und achtsamer.“ Spazieren gehen, dabei die Natur bewusst wahrnehmen und einfach mal durchatmen sind weitere Möglichkeiten, Achtsamkeit zu trainieren. „Eine tolle Übung, die man überall ausüben kann, ist die Berghaltung.“ Hierbei stellt man sich fest verwurzelt mit beiden Füßen auf den Boden, richtet seine Scheitelkrone nach oben aus, senkt die Schultern und atmet bewusst in den Bauch ein und aus. „Dabei kann man wunderbar neue Kraft schöpfen und sich erden.“ Bei Übungen aus dem Internet sollte man vorsichtig sein. „Man kann nicht wissen, welche Vorkehrungen oder Übungen die dargestellte Person vorab gemacht hat“, mahnt Selina.
Selina liebt ihre Arbeit. Während unseres Gespräches berichtet sie mit voller Lebensfreude darüber und ihre Augen strahlen dabei. Ihre Ausstrahlung und ihr Lachen sind ansteckend. Ich kann jedem nur empfehlen, sobald es wieder möglich ist, einen Kurs im Mariposa-Studio zu besuchen. Weitere Informationen findet ihr auf der Webseite, auf Facebook und Instagram.
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