Für 298 Euro nach New York? Für 270 Euro nach San Francisco? In Zeiten von sich im freien Fall befindlichen Ölpreisen kann man mit ein bisschen Geduld und Flexibilität zum Preis eines Mallorca-Urlaubs um den halben Globus fliegen…und das auch noch aus dem beschaulichen Luxemburg!
Trier / Luxemburg. Bereits letzte Woche haben wir in unserem Artikel „Fliegen? Von Trier ab Luxemburg!“ darüber berichtet, dass man von der Moselmetropole Trier eigentlich im Handumdrehen am Flughafen Luxemburg ist. Aber ist man erstmal an dem übersichtlichen Terminal-Neubau angekommen, muss man sich mit einer recht überschaubaren Zahl von rund 80 angebotenen Destinationen (abhängig von Winter- oder Sommerflugplan) zufrieden geben. Oft wird er daher erst gar nicht für Langstreckenflüge in Betracht gezogen.
Dabei ist der Flughafen Luxemburg immer noch ein Geheimtipp für extrem günstige Flugpakete, insbesondere wenn es über den großen Teich gehen soll. Was der Fachmann als Yield Management bezeichnet, versetzt den ungeübten Nutzer einer Flugsuchmaschine in pures Staunen. Wer das erste Dezember-Wochenende beispielsweise gerne in New York verbringen möchte, bezahlt für Lufthansa-Direktflüge ab Frankfurt zur Zeit 933 Euro (hin & zurück). Die exakt gleichen Flüge bekommt man, wenn man in Luxemburg startet und über Frankfurt fliegt für knapp unter 700 Euro. Natürlich bedeutet das einmal umzusteigen und damit eine stressigere Anreise. Auf innereuropäischen Flügen wird das Aufgabegepäck allerdings gleich zur Ziel-Destination durchgecheckt, so dass man nur noch mit seinem Handgepäck den Flieger wechselt. Da man im sogenannten „airside“-Bereich bleibt, hält sich der Umsteigeaufwand auch meist in Grenzen, so dass man mit einem kurzen Zwischenstopp im Vergleich zum (exakt gleichen) Direktflug enorm viel Geld sparen kann. Im Januar ist der Preis ab Frankfurt sogar im vierstelligen Bereich, während die gleiche Verbindung ab Luxemburg für immer noch 690 Euro angeboten wird. Wen Umsteigen im Ausland nicht abschreckt, kann nochmal über 120 Euro sparen und mit dem Lufthansa-Partner TAP Portugal von Luxemburg über Lissabon nach New York fliegen.
Das Ende der Fahnenstange ist an der Stelle aber noch lange nicht erreicht. Wer flexibel ist und die verschiedenen Aktionen der Airlines aufmerksam verfolgt, dem sind beim Fliegen aus dem Großherzogtum kaum Grenzen gesetzt. Im März fallen die New York-Flüge beispielsweise auf knapp unter 400 Euro. Und wer denkt, dass sei billig, dem sei gesagt, dass für den gleichen Zeitraum vor kurzem noch Flüge für unter 300 Euro kursierten, ebenfalls mit Airlines/Partnern des Lufthansa-Konzerns. Anfang diesen Jahres gab es Angebote nach San Francisco für 270 Euro, im Hochsommer konnte man die US Westküste für knapp über 300 Euro buchen. Durch die beispiellose Dynamik bei Flugpreisen, können sich derartige Schnäppchen gar stündlich ändern. Für wenige Stunden konnte man im vergangenen Jahr für sage und schreibe 94 Euro nach Shanghai fliegen, bevor die Airline den dann doch sehr optimistischen Flugpreis anpasste. Error Fare nennt sich sowas und taucht immer wieder mal in den Flugsuchmaschinen auf. In den meisten Fällen akzeptieren die Airlines die entsprechenden Buchungen aus Kulanz.
Man sollte allerdings erwähnen, dass auch ab deutschen Flughäfen mittlerweile ähnlich günstige Tarife möglich sind. Insbesondere auf Routen nach Nordamerika herrscht zur Zeit ein nur schwer nachvollziehbarer Preiskampf, der auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist. Neben den Preis-drückenden Billigfliegern,spielt der niedrige Kerosinpreis, sowie die gefürchteten ME3 eine große Rolle. Damit gemeint sind Emirates, Etihad Airways und Qatar Airways, die drei aufstrebenden Airlines aus dem mittleren Osten, die zur Zeit den gesamten Markt zwischen Asien und Europa aufmischen. Mit hochmodernen Flughäfen, topaktuellem und luxuriösem Fluggerät und verlockenden Angeboten bleiben da wenig Argumente für die unter hohen Luftfahrtsteuern, Streiks und verkrusteten Tarifstrukturen leidenden europäischen Airlines. Die ziehen sich dadurch mehr und mehr aus dem verloren geglaubten Markt zurück und legen den Fokus auf Transatlantikverbindungen, die für die ME3 aufgrund der immensen Entfernung (die A380 benötigt beispielsweise von Dubai nach Los Angeles anstrengende 16,5 Stunden) einfach nicht so lukrativ sind.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte: der Kunde! Er kommt in den Genuss von Premium-Flügen mit Freigepäck, Onboard-Entertainment und Verpflegung, von der die Kunden von Billigfliegern nur träumen können. Dazu fliegt man mit großen Langstrecken-Jets wie dem Airbus A380 oder der Boeing 747, die aufgrund ihrer immensen Größe ein ganz anderes Reisegefühl bieten, wenngleich der Sitzabstand in der Economy Class ebenso unkomfortabel wie bei der Low-Cost-Airline ist.
Nichtsdestotrotz sollte der Schnäppchen-affine Kunde, von welchem Flughafen auch immer er fliegen möchte (da bildet Luxemburg keine Ausnahme) gut vorbereitet und möglichst flexibel sein. Das durchaus zeitaufwendige Vergleichen von Flugpreisen ist bei der Schnäppchensuche unumgänglich. Und auch Nerven sollte man bewahren, wenn der gewünschte Reisetermin näher rückt, aber noch kein Flug gebucht ist. „No risk, no fun!“ muss hier die Devise lauten, denn oft taucht das lang ersehnte Angebot erst wenige Wochen vor Abflug auf. Entgegen der landläufigen Meinung ist es oft gar kontraproduktiv viele Monate im Voraus zu buchen. Immer wieder passen die Airlines die Ticketpreise nochmal deutlich nach unten an, wenn klar wird, dass die Maschine zum Abflug nicht ausgebucht sein wird. So wird aus dem 600-Euro-Flug für ein paar Tage ein 400-Euro-Flug. Im Endeffekt kann das aber natürlich niemand garantieren, so dass man im schlimmsten Fall den langersehnten Urlaub verschieben muss, weil man zu lange gepokert hat. Egal wo es hingehen soll, Preise vergleichen lohnt sich und kann aus einem 1000-Euro-Flug urplötzlich einen 300-Euro-Trip machen und wenn dieser aus dem beschaulichen Luxemburg startet, hat man auch noch beträchtlich Zeit bei der Anreise gespart.
Als Anmerkung zu den beschriebenen Flugpreisen sei gesagt, dass diese nur Momentaufnahmen sind, die sich eine Stunde später schon wieder geändert haben können.
Bilder: Lufthansa Bildarchiv, FRA CI/C
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