Der Unterschied zwischen zwei Ländern könnte kaum größer sein – zumindest macht es für Ruth Hornung-Muellenhoff einen entscheidenden Unterschied, ob sie in Venezuela oder in Deutschland lebt.

Geboren in Caracas, Venezuela
Geboren wurde sie in Venezuelas Hauptstadt Caracas. Dort verbrachte sie auch die ersten Jahre ihres Lebens. „Aber es ist unmöglich geworden in meiner Heimat zu leben, zu studieren und zu arbeiten“, sagt die heute 25-Jährige. „Sie nennen es eine sozialistische Regierung. In meinen Augen ist es eine Diktatur.“
Dem Land gehe es wirtschaftlich sehr schlecht. Die Universitäten hätten kaum noch Mittel, um Seminare anzubieten. Die Inflation sei hoch, die Kriminalität auch. Oft treibe die Lebensmittelknappheit die Menschen dazu, auf illegalem Wege Geld zu beschaffen. Ihre Familie habe selbst erfahren müssen, wie unsicher es auf der Straße sei. „Erst recht, wenn du als Frau alleine unterwegs bist, und das auch am Tag“.
Zukunft in Deutschland aufgebaut
Nach einer Entführung, die einer Verwandten zustieß, hat Ruth Hornung den Entschluss gefasst, sich eine Zukunft in einem anderen Land aufbauen zu wollen. „Ich hatte schon immer eine Verbindung zu Europa und besonders zu Deutschland“, sagt sie. Ihr Vater sei in Darmstadt geboren aber als Vierjähriger mit seiner Familie nach Venezuela ausgewandert. In Trier lebt eine Tante väterlicherseits. Diese nahm Ruth zuerst bei sich auf. „Ich wusste erst einmal nicht, wo ich hingehen musste, um die Sprache zu lernen und eine Ausbildung zu bekommen“, erzählt sie. Auf den Rat der Tante hin meldete sich Ruth Hornung beim Jobcenter Trier Stadt. Dort erhielt sie finanzielle Grundleistung und persönliche Beratung, was ihre beruflichen Perspektiven betraf.
In Caracas hatte sie bereits drei Jahre Medizin studiert. „Aber ich merkte, dass ich eine zu sensible Persönlichkeit für diesen Beruf habe“, sagt sie und erzählt, wie im Praktikum ihre erste Patientin verstarb und sie dieses Erlebnis lange nicht verarbeiten konnte. In Trier konnte sie nun einen Neuanfang starten. „Ich arbeite gerne mit Menschen, aber auch die Arbeit mit Kommunikation macht mir Spaß.“ Gemeinsam mit ihrem Arbeitsvermittler kam am Ende des Prozesses Büromanagement als Ziel heraus. Nach ihren erfolgreich abgeschlossenen Sprachkursen bewarb sich Ruth Hornung dann bei Boomerang Reisen in Trier-Biewer und konnte dort eine Ausbildung als Kauffrau für Bürokommunikation beginnen.
Für den Fernreise-Spezialisten, der Niederlassungen in der gesamten Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz hat, ist die spanische Muttersprachlerin ein Gewinn. „Für das tägliche Arbeiten ist es wichtig, dass sich unsere Mitarbeiter mit den Zielen auskennen, die wir anbieten. Der Schriftverkehr mit unseren Partnern vor Ort ist meistens auf Englisch, aber auch auf Spanisch“, sagt Michaela Lenz, Geschäftsführerin von Boomerang Reisen. Rund 40 Mitarbeiter arbeiten in Trier und gestalten das gesamte Backoffice, bestehend aus Buchhaltung, Produktmanagement und eigener Medienagentur für das 1994 gegründete Reiseunternehmen.
„Ich bin in der richtigen Firma gelandet“
„Ich bin in der richtigen Firma gelandet“, sagt Ruth lachend. Denn sie möchte noch so viel wie möglich von Europa und der Welt sehen. Ihr Arbeitgeber ermöglicht ihr Rabatte oder auch Testreisen von Anbietern. Ihr erstes Reiseziel ist erstmal ein privater Urlaub in Griechenland im nächsten Jahr. Und dann würde sie in Zukunft auch gerne öfter nach Lanzarote fliegen, um dort ihre Mutter zu besuchen. Denn auch sie habe Venezuela inzwischen verlassen und habe auf der kanarischen Insel eine neue Arbeitsstelle gefunden. „Für sie ist es einfacher in einem spanischen Land neu anzufangen, als noch einmal eine neue Sprache zu lernen.“ Zwei Flugstunden bis nach Lanzarote anstelle von zwölf Stunden bis nach Südamerika machen eben doch auch hier einen riesigen Unterschied.
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