Sind Sie schon mal mit dem Saufbähnchen durch Trier gefahren? Oder direkt vom Trierer Hauptbahnhof mit dem ICE nach Berlin gerast? Wenn Sie glauben, dass dies Humbug ist, dann irren Sie sich. Das ist Historie.
Trier. Am 15ten September fand im Stadtmuseum Simeonstift Trier ein ganz besonderer Vortrag mit dem Namen „Abgehängt? Trier und das Leid mit der Eisenbahn“ statt. Denn das Thema Nah- und Fernverkehr war in unserer Region selten so prominent wie aktuell. Marcus Stölb entführte uns mit seinem Vortrag in die Historie der Bahnskurrilität unserer Region. Ja, es gab mal einen Bahnhof in Trier West. Und das sogar noch vor dem Hauptbahnhof.
Doch ganz von Anfang an. Eröffnet wurde der Vortrag um 19 Uhr von Frau Dr. Schulte. Nach einer kurzen Vorstellung ging es schon los und es wurde nicht selten geschmunzelt. Vorwürfe wie „Trier sieht in Punkto Bahnverkehr alt aus“ konnten leider nur schwer widerlegt werden, schließlich hatte unsere schöne Stadt den letzten Platz was die Erreichbarkeit betrifft schon vor vielen Jahren inne. Selbst heute könnte es mit den Anbindungen besser aussehen. Eigentlich kein Wunder, so abgelegen wie wir doch hausen. Aber dabei war der Trierer stets bemüht mit der Problematik zu arbeiten.
So stand der erste Hauptbahnhof zuerst auf der Westseite der Stadt und wurde später von einem Hauptbahnhof auf der Ostseite abgelöst. Schließlich wurde der Westbahnhof stillgelegt und unser Hauptbahnhof im zweiten Weltkrieg zerstört. Sehr schade wenn man darüber nachdenkt was für ein imposantes Gebäude wir dort einst dort stehen hatten. Der einladende Hauptbahnhof wurde dann von einem typischen 50er Jahre Bau ersetzt. Und so steht er da heute noch.
Kleine Züge wie die Moseltalbahn hatten schon einen Kultstatus inne. Sie wurden von den Bürgern liebevoll Saufbähnchen genannt, da man mit ihnen von Trier bis nach Bullay ungefähr vier Stunden unterwegs war. Eine Zeit die man gerne zum gemeinsamen Bier nutzte. Für eine nüchterne Ankunft gab es keine Garantie. Das erkannte bereits Tucholski, der über die Moseltalbahn sagte:
„Wir soffen uns langsam den Fluß hinab, wir fuhren mit dem Saufbähnchen von Trier nach Bulley hinunter, und auf jeder dritten Station stiegen wir aus und sahen nach, wie es mit dem Weine wäre.“
In den 60ern wurde die Moseltalbahn eingestellt. Ein Revival erfuhr die Moseltalbahn im Jahr 2012.
Eine weitere witzige Tatsache war, dass es einst einen ICE von Trier nach Berlin gab. Dieser fuhr von 2005 bis 2011. Insofern gab es jedenfalls mal eine bessere Anbindung in die Ferne.
Nach dem Vortrag gab es noch eine kurze Diskussion, bei der sich auch der Baudezernent Andreas Ludwig zu Wort meldete. Auch die Zukunft der Bahnanbindungen wurde thematisiert.
Foto: R. Wlotzki: Marcus Stölb /
Abbildung: Der alte Trierer Hauptbahnhof in einer Ansicht von 1906. ©Stadtarchiv Trier, Ansichtskartensammlung
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