Gute Geschäfte mit dem „Etikett der Nähe“: Selbstbewusstsein der Kunden sinkt
Am deutlichsten wird der Grund warum die „Hausbank“ teurer ist schon durch die Werbestrategie bzw. die Aussagen. Gibt es doch tatsächlich von einer Bankengruppe eine Jute-Tasche, auf der die angebliche Nähe propagiert wird.
Überspitzt und zur Verdeutlichung könnte man sagen: In Wahrheit aber hat die teure „Lokalbank“ schon lange die Mitarbeiterzahlen reduziert. So residiert die Software-Firma einer dieser großen Bankengruppen nur noch an zwei, drei Standorten: Die anderen Bundesländer gehen leer aus.
Ähnlich sieht es bei vielen Filialbanken aus, die Servicefunktionen zentralisiert nutzen. Die Kunden zahlen weiterhin ein hohes, lokales Entgelt – als wenn alles vor Ort wäre. Im Endeffekt ist es aber lediglich das Gefühl eine Bank vor Ort zu haben. Wobei es beim sicheren Video-Chat mit dem Bankmitarbeiter oder der Bankmitarbeiterin eigentlich egal sein sollte wie weit sie/er entfernt ist.
Filialbanken weigern sich von Fluggesellschaften und Hotels zu lernen
Die wirtschaftswissenschaftliche Literatur nennt ein großes Bündel oder Füllhorn an Maßnahmen, die die Kundenbeziehungen stabilisieren und vertiefen können. Ausgangspunkt war und ist eine Analyse, derzufolge die Gewinnung von Neukunden wesentlich teurer wäre als das Pflegen von Bestandskunden. Zumal die Unternehmen bei einem Bestandskunden das Umsatz- und Ertragspotenzial sehr gut kennen und einen hohen Personalaufwand hatten, um die Leistungen des Unternehmens vorzustellen. Deshalb pflegen praktisch alle serviceorientierten Branchen die Stammkunden durch besonderen Service und/oder reduzierte Preise. Denken Sie an vergünstigte Hotelpreise („Member Rates“) oder auch kostenlose Platzreservierungen oder Umbuchungen mit Priorität bis hin zum Privattransfer an Flughäfen und schnellster Zollabfertigung.
Die Banken investieren dagegen praktisch nichts in Loyalität. Sie gehen nicht davon aus, dass sich Treue und Loyalität lohnen würden. Deshalb handeln sie wie die meisten Autoversicherer: Top-Angebote bekommen nur die Neukunden. Die anderen werden schon da bleiben.
Der Loyalitätsgedanke bzw. die Belohnung von Treue ist im Bankensektor leider nicht weit verbreitet. So ist im Sparkassen-Sektor ein Punkte- bzw. Loyalitätsbelohnungssystem wie Payback, American Express Rewards oder auch die prozentuale Gutschrift wie bei der Amazon Kreditkarte nicht bekannt.
Dringend nötiges „Frischgeld“ für die Zentralstrukturen von Raiffeisenbanken und Sparkassen
Schon seit längerer Zeit kritisieren sowohl die klassischen, staatlich unterstützten Verbraucherschützer zu hohe Gebühren der Banken und auch Sparkassen. Die Tagespresse kommuniziert die Idee der Verbraucherschützer deutlich. 60 Euro Kontoführung im Jahr für das Privatgirokonto wären wohl zu viel („absurd“). Wer sich den Gebührenaushang ansieht, der wird erstaunt sein!
Die „Hausbank“ in Form der Sparkassen und Privatbanken istauch deshalb so teuer, weil die Menschen – anders als bei teuren Konsumgegenständen wie Autos oder Wohnungseinrichtungen – eine gewisse Hemmschwelle hatten über Preise und Leistungen zu diskutieren.
Oder sogar den Vergleich scheuen. Bankkunden können oftmals ein Fünftel oder sogar ein Drittel der Zinsen sparen, wenn sie ein *identisches Produkt* von einer anderen Bank beziehen. Paradebeispiel hierfür ist der Privatkundenkredit! Er wird einmal ausbezahlt, dann von Ihnen monatlich getilgt. Mehrwert eines Ratenkredits bei einer teuren Bank: Gleich Null. Deshalb lieber vergleichen und bares Geld sparen.
Die fehlenden Preisangaben führten und führen auch immer noch dazu, dass den Bankkunden Produkte angeboten werden, die zwar passen können. Aber nicht die besten oder günstigsten auf dem Markt sind. Da werden teure Fonds mit Ausgabeaufschlägen von drei oder mehr Prozent angeboten, wo es doch das gleiche Produkt mit gleicher Wertpapierkennnummer auch um die Hälfte geben kann.
Oder es werden hauseigene Produkte bevorzugt, um die Bilanzsumme des institutseigenen Vermögensverwalters erweitern zu können. Als Kunde zahlen Sie immer die volle Infrastruktur, auch wenn Sie nur ein einziges Mal eine Beratung benötigen würden.
Egal ob es sich um Kontoführung, Ratenkredite oder die Geldanlage handelt, wer vergleicht und nachdenkt, der kann identische oder bessere Lösungen viel günstiger bekommen. Sich einfach nicht durch Bequemlichkeit oder das Ortsschild in der Nähe blenden lassen.
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