Die Sommelière Esther Scheidweiler wird am 5. November im Modehaus Marx eine Weinprobe speziell für Frauen anbieten. Worauf sich die Frauen dabei einlassen, klären wir im Gespräch mit Frau Scheidweiler.
Die Lebensmittel-Ingenieurin kommt aus einer kleinen Winzerfamilie von der Badischen Weinstraße und lebt seit zehn Jahren an der Mosel. 5vier.de hat sich mit Esther Scheidweiler unterhalten und berichtet, was die Weinfreundinnen nächsten Freitag erwarten wird.
5vier.de: Frau Scheidweiler, Sie stammen aus Baden-Württemberg – was hat Sie nach Trier verschlagen?
Ich komme aus einer geisteswissenschaftlich geprägten Familie, habe aber schon bald gemerkt, dass ich mich eher zu den Naturwissenschaften hingezogen fühle – besonders Lebensmittel haben mich schon immer interessiert. Deshalb habe ich nach meinem Abitur in Trier Lebensmitteltechnik an der FH studiert. Der Liebe wegen habe ich mir Trier als Studienort ausgesucht – auch mein Lebensgefährte hat hier studiert. Zudem hatte schon mein Vater in Trier seine Ausbildung gemacht. Er stammt aus der Eifel – von daher habe ich diese Region schon immer gemocht. Mein Faible zu Wein ist ein zusätzlicher Faktor, der dazu führte, dass ich mich in diese Gegend verliebt habe. Wenn ich Wein vor mir habe, bin ich in meinem Element.
5vier.de: Was hat Sie als Lebensmitteltechnikerin dazu gebracht, Sommelière zu werden?
Schon während meines Studiums habe ich mich intensiv mit Weinen von Mosel und Ahr beschäftigt, jedoch mehr als Hobby. Hauptberuflich bin ich seit fünf Jahren Lebensmittelingenieurin. Mein Interesse am Wein verstärkte sich im Laufe der Zeit jedoch immer mehr, besonders durch die Arbeit in Weinberg und Keller mit einem befreundeten Winzer. Da ich meine Leidenschaft für Wein fundieren und „alles“ darüber wissen wollte, suchte ich nach einer geeigneten Ausbildung. Ich entdeckte die Wein- und Sommelierschule in Koblenz, die mittlerweile eine berufsbegleitende Ausbildung anbietet. Da mir die Lerninhalte sehr zusagten, begann ich dort im Januar 2009 meine Ausbildung, die ich Mitte diesen Jahres abgeschlossen habe.
5vier.de: Ist Wissen über Wein nicht eine Lebensaufgabe?
Ja – es ist unglaublich viel Stoff, der gelernt und trainiert werden muss. Denn Wein schmeckt nie gleich. Jedes Jahr und Anbaugebiet kann die gleiche Rebsorte anders schmecken lassen. Aber es macht mir unglaublich viel Spaß! Meine Freunde machen sich oft einen Jux daraus, mir einen Wein zu geben und mich erschmecken zu lassen: was ist es, wo kommt er her und was hat er gekostet. Ich finde das sehr spannend herauszufinden, woran ich schmecken kann, welche Rebsorte es ist und für welches Land diese Rebsorte typisch ist. Keine Rebsorte schmeckt überall gleich! Auch die Art des Ausbaus und die Qualitätsattribute kann man herausfinden. Das werden wir auch alles auch am Freitag lernen.
5vier.de: Wie können Sie diese beiden Berufe miteinander vereinbaren?
Lebensmittel als Naturprodukte finde ich per se faszinierend. In meinem Studium und Beruf als Lebensmittelingenieurin als auch in der Ausbildung zur Sommelière habe ich mich intensiv mit Sensorik und Technologie beschäftigt, die beiden Berufe ergänzen sich.
5vier.de: Was machen Sie als Sommelière?
Seit Anfang des Jahres habe ich ein Gewerbe angemeldet, um meine Leidenschaft zum Wein beruflich zu intensivieren. Ich mache Weinberatung und sehe mich als Bindeglied zwischen Gastronomie, Winzer und Privatpersonen, die etwas Besonderes suchen. Meine eigenen Ideen verwirkliche ich in Wein-Events, wie beispielsweise der Weinprobe für Frauen am nächsten Freitag. Meine Intention dabei ist, immer etwas Besonderes zu machen und mich von Massenveranstaltungen abzugrenzen.
5vier.de: Wie beschreibt man denn einen Wein?
Die Weinsprache ist schwierig. Es muss einem einfach aus dem Herz und aus der Seele sprechen. Wenn man zu viel darüber nachdenkt, kann es nicht wirken. Sensorik kann man zudem nicht vereinheitlichen – es ist immer etwas Individuelles. Dennoch gehört zur Sensorik auch immer die fachliche Seite. Es gibt gewisse Parameter, an denen man einen Wein zuordnen kann und an denen man erkennt, was für eine Qualität der Wein hat und wie er gemacht wurde. Beide Seiten versuche ich zu kombinieren: das fachliche Grundwissen und die emotionale Betrachtungsweise. Ich liebe es, Weine zu beschreiben und habe auch einen ganz speziellen Stil. Bei den Weinkarten und Weincharakterisierungen, die ich oft für Winzer mache, muss deutlich werden: was sagt mir der Wein, wie ist der Wein. Als Kunde kann ich dann sofort entscheiden, ob er mir zusagt.
5vier.de: Sie sagen, Sie wollen sich von Massenveranstaltungen abgrenzen. Wie sieht denn eine Weinprobe bei Ihnen aus?
Ich hasse nichts mehr als diese „normalen“ Weinproben, die jeder kennt. Da lernt man nichts und man bekommt keinen Zugang zum Objekt Wein. Ich selber möchte den Leuten den Wein auf meine Weise näher bringen. Zum einem durch meine naturwissenschaftliche, analytische Art, zum anderen aber auch meine sehr emotionale Art. Ich möchte beides zusammenbringen. Für mich ist die Weinherstellung, das Weintrinken, aber auch das Weinbewerten eine gefühlsbetonte Sache. Wein ist ein Naturprodukt – man muss sich darauf einlassen, auch emotional. Dennoch ist auch hier ein fachlich fundiertes Wissen unabdingbar.
5vier.de: Was ist das Besondere an der Frauenweinprobe?
Die Frauenweinprobe liegt mir besonders am Herzen, weil es so etwas bisher noch nicht gibt – vor Allem in der Weise, wie ich das vorhabe. Ich finde es bei einer Weinprobe und Bewertung wichtig, dass jeder seine Stärken ausnutzt und sich auch etwas zutraut. Bei gemischten Weinproben ist es oft so, dass die Frauen sich nicht trauen, den Wein zu bewerten. Es gibt generell wenig „große“ Frauen in der Weinbranche. Die bekannten Weinkritiker sind alles Männer, wie beispielsweise Hugh Johnson. Das ist schade! Eine reine Frauenweinprobe bringt die Frauen dazu, aus sich heraus zu kommen, ohne sich eingeschränkt oder beobachtet zu fühlen. Die Ergebnisse sind oft sehr faszinierend und schön.
5vier.de: Was erwartet uns am Freitag?
Neben dem Fachlichen bringe ich immer gerne ein paar spielerische Elemente mit in die Weinprobe. Zudem probiere ich gerne mal etwas Neues aus. Die Frauen können sich fallen lassen und ganz auf den Wein einlassen. Zu kosten gibt es einen Sekt (Rebsorte wird nicht verraten) und sieben Rieslingweine von vier Weingütern der Mosel. Ich habe diese Weingüter ausgesucht, da deren Winzer mit großer Leidenschaft und Emotionalität bei der Arbeit sind und dies sich auch in ihren Weinen widerspiegelt.
5vier.de: Frau Scheidweiler, wir bedanken uns für das Gespräch.
Karten für das Event können im Vorverkauf für 30 Euro an der Kasse des Modehauses Marx erworben oder über [email protected] reserviert werden. Die Eintrittskosten kommen dem Frauennotruf Trier zugute.
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