Von Andreas Gniffke
Weinberge prägen unsere Region und die Weine gehören zu den Besten der Welt. Unzählige Weingüter an Mosel, Saar und Ruwer produzieren Spitzenqualitäten und 5vier.de macht sich auf die Suche nach Platzhirschen und Newcomern, Geheimtipps und Winzern von Weltruhm.
Der erste Besuch im Rahmen unserer neuen Reihe führte Redakteur Andreas Gniffke in das beschauliche Örtchen Oberemmel. Dort produziert die Familie Willems vom Weingut Willems-Willems in der fünften Generation Weine, die den typischen Charakter der Saar perfekt widerspiegeln.
Es ist Februar und in den Weinbergen ist die Zeit des Rebschnitts gekommen. Karl Willems nutzt hierzu das sonnige Wetter, so dass ich von seiner Frau Maria Willems empfangen werde. Maria und Karl Willems führten das 1854 gegründete Weingut in der vierten Generation, bevor sie die Verantwortung an Tochter Carolin abgaben. Überhaupt ist es bemerkenswert, dass das Gut nun seit fünf Generationen über die Töchter weitergeführt wird.
Gerade die letzte Übergabe brachte einige logistische Herausforderungen mit sich, denn Carolin lebt mit ihrem Mann Jürgen Hofmann auf dessen Weingut in Appenheim/Rheinessen. Beide Güter werden nun gemeinsam bewirtschaftet. Honoriert wurde die mutige Entscheidung bereits mit dem Mainzer Wirtschaftspreis 2011 für das beste Nachfolgekonzept. Diese Anbaugebiete übergreifende Strategie ist auch im Glas nachzuvollziehen: Für den Fusion II wurden Rieslingtrauben aus beiden Gebieten verarbeitet, um die Stärken zu verbinden, aber ebenso die eigenständige Charakteristik zu betonen. Neben den logistischen Problemen, gab es in diesem speziellen Fall auch Konflikte mit dem geltenden Bezeichnungsrecht, das eine Verarbeitung von Trauben verschiedener Anbaugebiete nur bedingt zulässt. Das wird sich wahrscheinlich durch die geplante und von der EU forcierte Neuregulierung der Weinbezeichnungen nicht ändern, was für Winzer und Verbraucher eine Vielzahl von Neuerungen mit sich bringen dürfte.
„Dies in Verbindung mit der geplanten Aufhebung des Anbaustopps für Rebflächen, könnte billige Massenweine begünstigen und die Winzer und Fassweinproduzenten benachteiligen, die auf hohe Qualität Wert legen“, äußert sich Maria Willems besorgt. „Da die Qualitätsabstufungen nach der Herkunft eines Weines bestimmt werden, also vom einfachen ‚Deutschen Wein‘ als unterste Stufe bis zum Lagenwein als höchste Stufe, könnte zum Beispiel ein Wein wie unserer ‚Fusion‘, wie bisher, nur in die unterste Kategorie eingestuft werden, völlig unabhängig von der Qualität im Glas. Und wenn eine Bezeichnung ‚Deutscher Wein‘ die unterste Qualitätsstufe darstellt, so fürchten wir langfristig um das Image des deutschen Weins im Allgemeinen.“
Bereits die vermeintliche Vereinfachung der althergebrachten Herkunftsbezeichnung ‚Mosel-Saar-Ruwer‘ zu ‚Mosel‘, sorgte für weitgehende Verstimmung bei den Saarwinzern: „Wir haben damals ja einige Kompromissvorschläge gemacht“, zeigt sich Maria Willems immer noch getroffen von der Entscheidung, „aber gegen die Position der zahlenmäßig überlegenen Moselwinzer hatten wir keine Chance. Wir finden es schade, denn wir sind der Überzeugung, dass die Charakteristik der Saarweine eine andere ist als die der Mosel, dass unsere Weine eine ganz eigene Identität besitzen. Identifizieren können wir uns mit der Bezeichnung ‚Mosel‘ nicht.“
„Wein ist ein Kunstwerk“
Diese Identität erschließt sich jedem Weinfreund unversehends, wenn er einen Mosel- mit einem Saarwein vergleicht. Im Hause Willems setzt man ganz auf die Stärken, die Boden und natürliche Voraussetzungen dem Wein von Natur aus mitgeben: „Zunächst einmal ist der Boden prägend für den Geschmack eines Weins. Nicht der Alkohol und nur bedingt die Sonne. Das was die Wurzeln aus dem Boden aufnehmen und letztendlich in der Traube landet, macht den Charakter eines Weines aus. Wein ist ein individuelles Produkt, man könnte fast sagen, Wein ist ein Kunstwerk.“ Ganz unbeteiligt ist am Endprodukt allerdings auch der Winzer nicht. Neben handwerklichen Grundbedingungen wie Schnitt und Traubenmenge, stehen im Keller Möglichkeiten zur Verfügung, dem Wein optimale Bedingungen zu gewähren.
Das Weingut Willems versucht diese Eingriffe aber so weit wie möglich zu reduzieren und lässt dem Wein weitgehende Freiheit sich zu entwickeln. Man setzt auf eine schonende Verarbeitung der Trauben und benutzt hierzu eine handgesteuerte pneumatische Presse, um Kerne und Stiele möglichst nicht zu zerquetschen. Der Most wird danach gekühlt verarbeitet, um eine langsame Gärung zu garantieren. Bei der Grundausrichtung spielen allerdings auch Marketingesichtspunkte eine Rolle, wie Maria Willems festhält: „Letztendlich muss man vor vornherein ein Konzept haben, welche Weine man haben will und dafür den Markt sondieren. Wir haben uns eigentlich schon immer für die Strategie ‚Qualität statt Menge‘ entschieden und im Prinzip den Direktverkauf an den Endkunden ins Zentrum gerückt. In den letzten Jahren hat aber auch die gehobene Gastronomie an Bedeutung gewonnen und dort sind vor allem trockene und halbtrockene Rieslinge gefragt. Seit Mitte der 80er Jahre liegt dort unser Schwerpunkt, etwa 95% werden seitdem trocken ausgebaut, nachdem wir zuvor eigentlich dem Geschmack entsprechend eher süße Weine hergestellt haben. Da hat sich im Laufe der 80er-Jahre durchaus ein elementarer Geschmackswandel vollzogen, der seitdem stabil geblieben ist.“
Rotwein an der Saar?
Auch der Klimawandel spielt wohl eine gewisse Rolle für die seit Jahren konstant hohen Qualitäten in der Region und der Möglichkeit, neben den etablierten Weißweinen qualitativ hochwertige Rotweine zu produzieren. „Seit 1988 hatten wir ausschließlich gute bis sehr gute Jahrgänge. Rotweine machen wir seit 1994 und da waren die Bedingungen für Rotwein eigentlich schon sehr gut. Die Saar hat aber durchaus eine Rotweintradition. Es gibt Aufzeichnungen, das bereits vor mehr als einhundert Jahren Rotwein aus Konz-Könen bei der Weltausstellung in London einen der ersten Preise gewonnen hat.“
Korken sucht man im Hals der Willems-Rieslinge vergebens, mittlerweile hat das Weingut, mit Ausnahme der Rotweine, voll auf Drehverschlüsse umgestellt. Für Maria Willems die Verschlussform, der die Zukunft gehört: „Unsere Tochter hat im Rahmen ihrer Ausbildung in Südafrika und Australien gearbeitet und dort von den guten Erfahrungen mit Drehverschlüssen gelernt. Dazu hat sie ihre Diplomarbeit in Geisenheim über die Akzeptanz unterschiedlicher Verschlussarten geschrieben, spätestens das hat uns dann überzeugt. Was die Akzeptanz, auch in der Gastronomie, angeht, haben wir bislang nur positives Feedback bekommen. Im Jahr 2002 hatten wir einmal große Probleme mit einer fehlerhaften Korkenlieferung, seitdem haben wir uns intensiv mit Alternativen beschäftigt. Wir machen das konsequent bei all unseren Weißweinen und nicht nur bei den Basisweinen, um nicht den Eindruck zu erwecken, billigere Weine bekommen einen billigeren Verschluss und ein guter Wein müsste einen Korken besitzen. Das ist nämlich überhaupt nicht so.“
Gerade Familienbetriebe wie das Weingut Willems-Willems in Oberemmel prägen die Identität der ‚Weinregion 5vier‘ und bieten Qualitäten, die Großbetriebe und Supermarktweine – immerhin werden mehr als zwei Drittel aller Weine im Supermarkt gekauft! – in dieser Form nicht oder nur selten bieten können. Auch aus diesem Grund werden wir in den nächsten Monaten weiter die Region bereisen, immer auf der Suche nach interessanten Weingütern und ihren Erzeugnissen.
Unsere Empfehlungen
5vier.de wird zu jedem der vorgestellten Weingüter einige Weintipps bereithalten. Bewusst wurden hierfür nicht die Spitzenerzeugnisse herausgegriffen, sondern preiswerte ‚Alltagsweine‘ hoher Qualität, die Lust darauf machen sollen, selbst auf Entdeckungsreise durch die ‚Weinregion 5vier‘ zu gehen.
‚Auf der Lauer‘ 2009 Saar Riesling
Ursprünglich hieß dieser Wein ‚Auf der Mauer‘, einen Wein dieses Namens gab es allerdings bereits. Also musste er umbenannt werden und lauert dem Genießer nun mit einem verführerischen Apfelduft auf, der sich am Gaumen voll bestätigt. Der Wein wirkt klar, mineralisch-frisch und fruchtig-leicht, ohne schmalbrüstig zu sein.
Saar Riesling ‚Schiefer‘, trocken 2009
Von Weinkritiker Stuart Pigott als „schlank und elegant wie ein Supermodel“ bezeichnet, offenbart sich ein klarer, nachhaltiger Wein, dem man den Schiefercharakter nicht nur aufs Etikett geschrieben hat. In der Nase ein intensiver Duft nach Ananas, überzeugt er durch ein souveränes Mineral-Frucht-Säurespiel und ist ein idealer Essensbegleiter.
2009 Riesling Spätlese Oberemmeler Altenberg
Recht helle Farbe und unauffällige Nase. Am Gaumen entfaltet die Spätlese aber ihre Qualitäten, ist eher Schmeichler als Geschmacksexplosion. Auch wenn im Hause Willems der Schwerpunkt auf die trockenen und halbtrockenen Rieslinge gelegt wird, so zeigt sich, dass die fruchtsüßen Weine eine eigenständige Charakteristik und hohe Qualität aufweisen.
Preise und die vollständige Weinliste können direkt beim Weingut Willems-Willems per Mail oder telefonisch angefragt werden.
Kontakt:
Internet: www.weingut-willems.de
E-Mail: [email protected]
Telefon: 06501-15816, Fax: 06501-150387
Fotos: Weingut Willems-Willems
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