Aus Düsseldorf berichtet
Andreas Gniffke
Von Sonntag bis Dienstag stellten mehr als 3600 Aussteller aus 50 Ländern ihre Erzeugnisse auf der ProWein in Düsseldorf vor, einer der bedeutendsten Fachmessen für Wein und Spirituosen der Welt. Auch Winzer und Betriebe der Region waren stark vertreten. Entweder am Gemeinschaftsstand der Mosel-Weinwerbung, im Rahmen des Auftritts des Verbandes deutscher Prädikatsweingüter oder mit eigenen Ständen. 5vier.de-Redakteur Andreas Gniffke beobachtete einen Tag lang das Geschehen in den Düsseldorfer Messehallen.
Im Dickicht der unzähligen Stände und im Gewirr der Besuchermassen war der Stand des Moselwein e.V., an dem sich ca. 40 Betriebe der Region gemeinsam vermarkteten, durch an der Hallendecke befestigte Flaggen gut zu erkennen. Am Rand stellten die beteiligten Winzer ihre Produkte vor. Im Zentrum des schön gestalteten Standes hatten diese an Tischen und Sitzecken dann Gelegenheit, Kunden individuell zu betreuen und Verkaufsgespräche zu führen. Dort befand sich auch die Verkostungstheke, wo ständig wechselnde Präsentationen die Besucher anlockten. Zahlreiche Gäste fanden sich zu den offenen und bewusst nicht kommentierten Verkostungen ein, ohne dass wie noch im Vorjahr der Stand durch die Vielzahl an Neugierigen förmlich lahmgelegt wurde. Auch Mosel-Weinkönigin Ramona Sturm gab sich die Ehre und 5vier.de machte den Stand zu seinem Ausgangspunkt für die Erkundung des Planeten Wein, wobei die pure Masse eine weitgehende Beschränkung auf solche von Mosel, Saar und Ruwer nötig machte.
Eine erste Kostbrobe bot 20 ausgesuchte Gutsrieslinge des Jahres 2010. Zwei stachen dabei besonders hervor. Zum einen der ‚Einblick No. 1‘ vom Weingut Nick Köwerich aus Leiwen, der angenehm rund wirkte und durch spritzige Frische und prägnante Frucht Lust auf Sonne und Frühling machte. Zum anderen der ‚Schieferstein-Riesling‘ vom Weingut Klaus Lotz aus Erden, dessen intensive Mineralität in Verbindung mit einer schön eingebundenen Frucht zu gefallen wusste. Die Probe zeigte gut, dass der im Vorfeld oft negativ bewertete Jahrgang besser ist als sein Ruf, auch wenn die Ernteeinbußen zum Teil enorm waren.
Für die Winzer bietet die Messe eine perfekte Gelegenheit, ihre Kontakte zu nationalen und internationalen Händlern und Geschäftspartnern zu pflegen. Die Atmosphäre ist trotz des zum Teil großen Andrangs entspannt und die kleinen Nischen und Sitzgelegenheiten bieten gute Bedingungen zum ungestörten Gespräch. Alexandra Eifel vom Weingut Bernhard Eifel aus Trittenheim zeigte sich sehr zufrieden mit der diesjährigen Messe: „Für uns ist es hier sehr angenehm, insgesamt habe ich sogar den Eindruck, dass es nicht ganz so voll ist wie im vergangenen Jahr. Dafür hat sich die ‚Qualität‘ der Besucher verbessert, denn es scheinen viel mehr interessierte Händler unterwegs zu sein.“ Von der positiven Entwicklung des internationalen Weinmarktes profitiert auch die Moselregion, wie die Exportbilanz deutlich zeigt (5vier berichtete). Auch Alexandra Eifel bestätigt dies: „Was den Export angeht, sind für uns besonders die Niederlande und die Schweiz wichtig. Der Markt in den USA hatte unter der Wirtschaftskrise sehr zu leiden, er erholt sich aber langsam wieder.“
Eine zweite Probe am Moselwein-Stand stellte insgesamt 16 ‚Grosse Gewächse‘ des Bernkasteler Rings aus dem Jahr 2009 gegenüber. Als ‚Grosse Gewächse‘ werden trockene Weine bezeichnet, die den höchsten Qualitätsstandards des Verbands deutscher Prädikatsweingüter entsprechen. Auch hier waren zwei Weine hervorzuheben. Der ‚Klüsserather Bruderschaft Riesling‘ vom Weingut FJ Regnery aus Klüsserath zeigt eine hervorragend präsente Frucht in einem ausgewogenen Frucht-Mineral-Spiel. Der Graacher Domprobst vom Weingut Kees-Kieren aus Graach wirkte ebenfalls sehr harmonisch und überzeugte auf ganzer Linie.
Zahlreiche Spitzenweingüter der Region präsentierten sich an eigenen Ständen oder im Rahmen anderer Zusammenschlüsse. So hatte auch der Verband deutscher Prädikatsweingüter einen großen, Anbaugebiete übergreifenden Stand, an dem auch Günther Jauch als Besitzer des Weinguts von Othegraven aus Kanzem an der Saar seine Weine vorstellte und für einen großen Menschenauflauf sorgte. Das Weingut Van Volxem aus Wiltingen teilte sich einen Stand mit Markus Molitor aus Wehlen und dem Weingut Ziereisen aus Baden. Zusammengefasst am Moselweinstand stellten sich auch die ‚Moseljünger‚ vor, eine Interessensgemeinschaft junger Winzer mit eigener Philosophie und hohen Qualitätsansprüchen.
Überhaupt ist auffällig, dass sich viele jüngere Winzer, oftmals gemeinsam ausgebildet an der Forschungsanstalt in Geisenheim, zu Gruppen und Vereinigungen zusammenfinden, um Vorurteile zu überwinden und gemeinsam das Profil der Weine ihrer Region zu schärfen. Ein eindrucksvolles Beispiel hierfür war die Verkostung des Leiwener Jungwinzer e.V. Die seit 1985 gemeinsam erarbeitete Produktphilosophie im Sinne von fruchtig-rassigen und finessenreichen Rieslingen wurde in einer exzellenten und repräsentativen Probenauswahl von elf Weinen von elf unterschiedlichen Weingütern aus Leiwen vorgestellt. In Breite und Spitze ein ausgezeichneter Beleg der eigenen Stärke, so dass hier kein Wein besonders hervorgehoben werden kann.
Neben den individuellen Ständen einzelner Anbieter gab es unter der Überschrift “Wie Önologie Weinstile bestimmt‘ eine von der Weinwirtschaft und dem Meininger-Verlag organisierte umfassende Probe. Unter anderem wurden in einer großen Verkostungszone 389 Weißweine vorgestellt, die zuvor von einer unabhängigen Fachjury in einer verdeckten Probe ausgewählt und nach Herkunft sortiert nebeneinandergestellt wurden. So standen auch 13 luxemburgische Weine zum Probieren bereit, die aber insgesamt wenig überzeugen konnten. Aus diesem Ensemble ragte der Pinot Gris Remich Primerberg Grand Premier Cru 2009 der Domaine Dessom aus Remich deutlich heraus. Die Jury hob besonders den intensiven Fruchtcharakter mit Ananas, Papaya, gelber Kiwi und geriebenem Apfel hervor, abgerundet durch einen Hauch Honig und dezenter Kräuterwürze im Nachhall. Wirklich ein voll und ganz überzeugender Wein. Unter den hier präsentierten deutschen Moselweinen ist der 2009er Riesling ‚Erdener Treppchen trocken‘ vom Weingut Dr. Hermann zu nennen, der zwar sehr trocken daher kommt, aber dennoch mit präsenter Frucht und Mineralität Akzente setzt.
Die Abschlussprobe am Moselwein-Stand hielt 19 Riesling Spätlesen von 1990 bis 2001 bereit. Hier zeigte sich gut, welch großes Reifepotential erlesene Moselrieslinge haben und wie viel Frische und Kraft auch noch nach 20 Jahren in der Flasche vorhanden ist. Herausragend die Spritzigkeit des tiefgoldenen 1990er ‚Zeller Burglay-Felsen‘ des Weinguts Heinrich Mayer aus Zell. Intensiv der prägnante Maracujageschmack der 1997er ‚Klüsserather Bruderschaft Spätlese‘ von Heinz Schmitt aus Leiwen.
Ansgar Schmitz vom Moselwein e.V. war wie viele der Winzer sehr zufrieden mit dem Verlauf der Messe: „Unser Konzept der freien Verkostungen ist sicher aufgegangen. Es ergaben sich sehr gute Gespräche in trotz der vielen Besucher entspannter Atmosphäre. Manchmal ist weniger eben doch mehr: Weniger Laufkundschaft aber mehr hochkarätige Kontakte.“
Die ProWein war eine hervorragende Gelegenheit, die Bedeutung des Moselweins im nationalen und internationalen Kontext vergleichend beurteilen zu können. Der große Zulauf an den verschiedenen Ständen der Moselwinzer bestätigte die gute Exportbilanz der regionalen Produkte und machte mehr als deutlich, dass wir inmitten einer Weinregion von Weltrang leben.
Weinkenner meint
Ein sehr schöner Beitrag zur ProWein. Ich finde es toll, dass sich die Winzer unserer Region so toll auf einer so großen Messe präsentieren. Ich selber greife nur noch selten zu Weinen, die von weiter her kommen – das Angebot hier in der Gegend ist einfach zu gut! Weiter so, liebe Winzer!