Von Andreas Gniffke (Text) und Alexandra Geissler (Fotos)
Ein goldener Herbst verzückt die Menschen an der Mosel, aber auch die Winzer hatten für die Lese beste Bedingungen. Weinbauverband und Moselwein e.V. präsentierten auf einer Pressekonferenz in Wiltingen den Jahrgang 2011, der alle Erwartungen übertrifft!
Zahlreiche Pressevertreter aus dem In- und Ausland waren erschienen und es wurde Großartiges verkündet. Die Weine von Mosel, Saar und Ruwer präsentieren sich was Menge und Qualität angeht in Bestform und die aufgrund des mengenmäßig schwachen Jahrgangs 2010 größtenteils leeren Keller können üppig gefüllt werden.

Adolf Schmitt (Mitte) mit Mosel-Weinkönigin Andrea Schlechter (3.v.l.), Andrea Schmitt (3.v.r.) und der Delegation aus Südkorea
Die Besonderheit des Jahrgangs: Die Winzer ernteten vorwiegend goldgelbe, vollreife, gesunde Trauben mit hohen Mostgewichten und idealer Fruchtsäure, die besonders aromatische, fruchtige und harmonische Weine versprechen. Viele Winzer sprechen von einem „gigantischen“ und „sagenhaften“ Ernteergebnis und vergleichen den 2011er bereits jetzt mit legendären Weinjahrgängen wie 1911, 1921, 1945 und 1971. Erfreulich für die Verbraucher ist dagegen, dass die Preise trotz der enormen Qualität weitgehend stabil bleiben werden. „Eine so hohe Qualität zu einem so niedrigen Preis ist ein Geschenk für den Kunden“, betonte Ökonomierat Adolf Schmitt, Vorsitzender des Moselwein e.V.
Die Bilanz des vergangenen Weinjahres fiel überhaupt ausgesprochen positiv aus. Der Markt im Inland hat sich für Moselweine gut entwickelt. Der Anteil am gesamten deutschen Weinmarkt liegt aktuell bei beachtlichen acht Prozent. Im zweiten und dritten Quartal 2011 stieg der Anteil im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (inklusive Discounter) von sechs auf sieben Prozent – gegen den Trend deutscher Weine insgesamt, deren Marktanteil in Deutschland zurückging. Auch im Export konnte man zulegen. Die Mosel ist im Wert der ausgeführten Weine exportstärkstes deutsches Anbaugebiet. Für 2011 liegen derzeit Zahlen des Verbandes Deutscher Weinexporteure (VDW) bis einschließlich Juni vor. Im Zeitraum Juli 2010 bis Juni 2011 stieg der Weinexport von der Mosel gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Juli 2009-Juni 2010) um 12,1 Prozent im Wert und um 6,8 Prozent in der Menge. Im genannten Zeitraum wurden rund 32,7 Millionen Liter Moselwein im Gesamtwert von etwa 106,5 Millionen Euro exportiert.
Vor der Pressekonferenz stand für die Medienvertreter eine Besichtigung der Sektkellerei der Moselland-Winzergenossenschaft in Wiltingen auf dem Programm. Kellermeister Michael Winkel erklärte die komplexen Vorgänge der Sektherstellung und gab einen Einblick in die Arbeit der Genossenschaft im Allgemeinen.
Ein sehr langer Lesezeitraum unter besten Witterungsbedingungen erlaubte den Winzern mehrere Lesedurchgänge. Dank der selektiven Lese wurden auch Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen erreicht – teilweise mit Mostgewichten von über 300 Grad Öchsle. Das außergewöhnlich warme Frühjahr mit dem frühesten Austrieb und der frühesten Rebblüte seit Aufzeichnung der Daten brachte einen Vegetationsvorsprung von rund drei Wochen, der auch durch den regnerischen Sommer nicht mehr aufgehalten wurde. Der wechselhafte Sommer mit häufigen Niederschlägen bis in den September hatte zunächst noch für Skepsis und Anspannung gesorgt. Der Hagel vom 26. August, vor allem im Bereich von Veldenz bis Kröv, ließ das Schlimmste befürchten. Trotz der zum Teil immensen Zerstörungen, waren die Schäden in den Weinbergen aber vergleichsweise gering.
Adolf Schmitt schwärmte in den höchsten Tönen vom Jahrgang 2011: „Das war der schönste Herbst, den ich persönlich je erlebt habe und vom Beginn des Austriebs bis zur Lese hatten wir ideale Bedingungen. Der Regen kam immer zur rechten Zeit und wir hatten eine Bilderbuchblüte. Wir hatten nun eine ganze Reihe von wirklich guten Jahrgängen, doch dieser ist herausragend!“ Auch Mosel-Weinkönigin Andrea Schlechter, die sich selbst bei der Trockenbeeren-Lese einen Überblick über den Jahrgang verschaffen konnte, lobte das Weinjahr und freut sich auf die kommenden Aufgaben, die sie unter anderem nach Asien führen werden. Moselwein e.V.-Geschäftsführer Ansgar Schmitz stellte den Herbstbericht 2011 ausführlich vor und auch er betonte die hohen Mostgewichte und das ausgeprägte Aroma des Jahrgangs, das das gesamte Geschmacksspektrum von trocken bis edelsüß bieten wird. Im Vergleich zum Jahrgang 2010 ist ein Ernteplus von fünf bis acht Prozent zu verzeichnen, man rechnet mit einen Gesamtertrag von knapp einer Million Hektolitern.
Am Ende des Tages war noch ein Besuch beim Weingut König Johann im Saartal vorbereitet. Andrea Schmitt und Michael Schnur- Schmitt konzentrieren sich auf natürliche und spontan vergorene Weine. Im Serriger König Johann Berg, erst 2006 völlig neu als Querterrassenanlage angelegt, waren polnische und türkische Erntehelfer noch mit der Lese beschäftigt.
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