Weiteres Highlight im Begleitprogramm der „Armut“-Ausstellung
Nach dem überwältigenden Publikumserfolg der Kurzgastspiele des Lichtspieltheaters illuminago im Museum Karl-Marx-Haus in den letzten beiden Trierer Museumsnächten, präsentiert die Friedrich-Ebert-Stiftung am 27. Mai 2011 eine abendfüllende Soiree mit dem Titel „Lichtspiele im Schatten der Armut“ in einem Kinosaal des Trierer Filmtheaters Broadway.
Spektakuläre Live-Aufführungen mit der „Laterna Magica“ erreichten im ausgehenden 19. Jahrhundert ein Millionenpublikum. Die Projektion wirkungsvoller Lichtbilder war ebenso beliebt zur Unterhaltung wie als eindringliches Mittel für die Bildung. Im Zeitalter der Industrialisierung wurden die heftigen Auseinandersetzungen zur sogenannten Sozialen Frage auch auf der Leinwand ausgetragen. Die Fotobranche lieferte dafür Glasbilderserien in hohen Auflagen.
Das Laterna Magica-Ensemble illuminago hat Lichtbilder und Lichtspiele zu den Armutsthemen der Industrialisierung aufgespürt und neu inszeniert. Die kleine Straßenhändlerin aus Andersens Märchen Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen erscheint auf der Leinwand, wie sie schon vor mehr als hundert Jahren zu sehen war. Den sentimentalen Darstellungen unverschuldeter Hilfsbedürftigkeit werden drastische Lichtbilder entgegengestellt, mit denen von karitativen Organisationen die Trunksucht als Ursache selbstverschuldeter Armut angeprangert wurde.
Ein Höhepunkt des Programms ist die spektakuläre Serie von Effektbildern Das Auswandererschiff. Deren enorme Beliebtheit wirft ein Licht auf die weit verbreitete Armutsmigration der Europäer in die Neue Welt. Die Illustrationen zur Geschichte Don’t Go Down in the Mine, Dad wurden um 1910 bei unterhaltsamen Veranstaltungen von Arbeiterorganisationen gezeigt. Das beliebte Bergarbeiterlied erzählt, wie der Sohn eines Bergmanns ein Grubenunglück ahnt und dem Vater das Leben rettet – das Publikum kann den Refrain mitsingen. Mit romantischen Nebelbildern und der fulminanten Lightshow der Chromatropen (gegeneinander gedrehte, bemalte Glasscheiben) kommt auch die unterhaltsame Seite nicht zu kurz.
Die Glasbilder werden mit einer prachtvollen originalen Laterna Magica aus Mahagoni und Messing projiziert. In einer eindrucksvollen Inszenierung zwischen Lachen und Weinen werden die leuchtenden Bilder auf der Leinwand von Musik, Gesang, Erklärungen und Rezitationen der Theatertruppe begleitet. Die Zuschauer fühlen sich zurückversetzt in Magic Lantern-Shows im England des 19. Jahrhunderts. Bilder und Texte sind über hundert Jahre alt. Die Themen klingen allerdings heute wieder erstaunlich aktuell.
Der Eintritt ist frei. Achtung: beschränkte Zahl von Sitzplätzen! Platzkarten sind am Veranstaltungstag von 10 bis 17 Uhr im Museum Karl-Marx-Haus, Brückenstraße 10, und ab 18.00 Uhr im Broadway Filmtheater, Paulinstraße 18, an der Abendkasse erhältlich. Weitere Infos: Tel. 0651/97068-0 (Karl-Marx-Haus).
Kommentar verfassen