Dilara Rojda Eroglu studierte Modedesign an der Hochschule Trier. Jetzt bereitet Sie ihre Bewerbungsmappe vor, um Kunst zu studieren und ihre fantasievollen Ideen und Impulse noch mehr zu Verwirklichen. Im Interview erzählt Sie von ihrem Bezug zur Kunst, dem Leben und ihrer kreativen Arbeitsweise.
Aufmersamkeit und Wert geben
Hast du einen Fokus, der dich in deinem Leben besonders begleitet?
Ich finde es ist schwierig zu sagen, ob ich einen bestimmten Fokus habe, weil ich sehr wechselhaft bin. Durch das was ich jeden Tag erlebe, durch meine Mitmenschen oder Social Media, habe ich sehr schnell ein anderes Interessenfeld, weil ich sehr offen für verschiedene Bereiche bin. Zum Beispiel erzählen mir meine Freunde von einem Film und dann entdecke ich eine ganz neue Welt an Möglichkeiten und Themen mit denen ich mich auseinandersetzen kann. Mein Hauptfokus ist aber, wenn ich das runterbreche, zu versuchen das Bestmögliche aus mir als Künstler rauszuholen. Auch täglich, aber nicht unbedingt durch kreative Arbeiten, sondern durch Kleinigkeiten, wie Gespräche mit anderen Leuten, so dass ich abends ins Bett gehe und denke: davon hatte ich einen Mehrwert.
Wodurch besteht so ein Mehrwehrt für dich?
Zum Beispiel Habe ich neulich den Film A Clockwork Orange gesehen und das hat dann direkt ein Interesse und Begeisterung in mir geweckt. Mit der Welt, die dann entsteht, setze ich mich am Ende des Films viel auseinander. In diesem Fall war das zum einen die Sprache und zum anderen die Inneneinrichtung. Das war eigentlich nur eine kleine Sache, diesen Film zu sehen, aber ich habe mir dann das rausgezogen womit ich Verbinden konnte. Einige Themenfelder die mich besonders interessieren sind Inneneinrichtung, Bühnenbild und die Welten die dann Entstehen. Deswegen sprechen mich Filme besonders an. Das macht mich glücklich, wenn ich dann schlafen gehe und weiß, ich konnte in das eigene Gefühl des Films Eintauchen und mir etwas daraus ziehen.
Der Blick auf die Zeit
Sind diese Kleinigkeiten dann sehr Vergänglich, oder beschäftigen Sie dich noch in der weiteren Zukunft?
Ich denke es ist eine Mischung aus beidem. Viele Sachen nehme ich mit und von ihnen habe ich mein Leben lang etwas, aber andere Sachen genieße ich auch einfach wie sie sind und Denke mir nicht, ich muss das mein ganzes Leben toll finden oder einen Wert daraus ziehen. Manchmal finde ich es auch schön, den Augenblick und die Begeisterung, die in dem Moment da ist, unschuldig zu lassen wie sie ist und zu sehen ob sie mich in der Zukunft wieder Inspirieren wird, oder eben nicht. Aber tendenziell würde ich sagen, dass die meisten Sachen, die mich auch schon als kleines Kind interessiert haben, immer noch toll finde. Zum Beispiel, dass ich als Kind mit einfachen Sachen gearbeitet habe. Damals habe ich rotes Klebeband um sich herumgewickelt bis es ein Dickes Material gebildet hat. Das habe ich dann zu einer großen Brille geformt. Die Oberfläche, die sich gebildet hat und die kleinen Falten, finde ich immer noch interessant. Letztens habe ich mir noch gedacht, dass ich wieder so eine Begeisterung dafür habe und Stolz darauf bin, dass ich das entwickelt habe und jetzt versuche ich in meinen Projekten eine kleine Hommage davon zu schaffen und das rote Klebeband wieder zu verwenden. Das ist wieder etwas Kleines, aber es interessiert mich immer noch, aus so kleinen Sachen wieder etwas zu entwickeln. Obwohl es etwas Kindliches hat, ist das eine Sache die mich immer noch begleitet.
Alleine mit der Kunst?
Versuchst du die Sachen die du machst zu teilen und zu präsentieren oder machst du das nur für dich? Welche Rolle spielen andere Menschen, wenn du etwas kreierst?
Es ist natürlich immer schön auf seine Arbeiten Reaktionen zu bekommen. Als Kind war mir noch wichtig, dass diese positiv sind. Ich war, und bin immer noch die Einzige in meiner Familie, die etwas Kreatives macht. Deswegen war die Faszination der anderen groß. Hätte ich das nicht gehabt, und die Ermutigung meiner Eltern dran zu bleiben, wäre ich auch nicht so weit gekommen. Ich denke es ist wichtig, als Kind diese Unterstützung zu haben. Es ist schön, wenn du etwas entwickelst, auch wenn es nur aus Klebeband ist, und deine Eltern sagen, dass das toll ist was du machst und dich unterstützen, egal wie wenig Nutzen das fertige Produkt dann hat, es steht ja einfach nur rum. Jetzt würde ich aber sagen, dass sich über die Jahre viel auf Ablehnung gestoßen bin. In der Hinsicht wie ich mich als Person entwickle oder mit den Sachen, die ich mache. Weil das Verständnis dafür fehlt. Ich habe lange versucht mich zu Erklären und mir war wichtig, dass ich verstanden werde. Danach hat sich das so entwickelt, dass es sich in Provokation umgewandelt hat und ich versucht habe anzuecken und Wunde Punkte zu treffen, wo die Leute dann sagen: Was ist das? und dann aber nichts zu erklären, sondern die Dinge einfach im Raum stehen zu lassen. Das hat auch seinen Charme.
Prioritäten setzen
Es ist so, dass ich während des Studiums viele unterschiedliche kreative Leute kennengelernt habe. Das hat mir dann auch wieder den Support gegeben, der mich an meine Kindheit erinnert hat. Da dachte ich: Oh das ist aber schön, positives Feedback zu bekommen und sich, in dem was man macht, bestätigt zu fühlen. Das gibt einem schon Kraft. Wenn man nur dagegen steuert ist das schon ermüdend. Deswegen ist mir jetzt auch wichtig, dieses Umfeld kreativer Leute um mich zu haben. Aber ich gier nicht mehr so wie früher danach, zu wissen, was jemand davon hält, weil das einfach im Raum stehen auch gut ist. So wie ich die Welt sehe, kann kein Mensch zu 100% verstehen und das ist Ok. Ich bin immer froh, wenn ich Tage habe, an denen ich mich ganz bestimmt fühle und finde es schön, wenn andere Leute das auch sehen. Ich weiß, dass ich dadurch ein gewisses Auftreten habe, auch weil ich versuche, das Gefühl sehr nach außen zu strahlen. Mir ist wichtig, dass ich mich wohlfühle, wenn ich aus dem Haus gehe, so wie ich grade stehe und mich verhalte, und dass meine Phantasie und meine Art der Dinge zu 100% im Vordergrund stehen. Das tue ich nicht aus Egoismus, ich passe mich schon an, aber ich schränke mich nie so ein, dass ich mich unwohl fühle.
Die eigene Welt
Was glaubst du zu können?
Ich denke, dass ich andere Leute gut begeistern kann, in meine Welt einzutauchen. Und auch Begeisterung zu schaffen, wenn Personen nicht unbedingt ein Interesse mit mir teilen oder sich nicht so sehr mit kreativen Sachen auseinandersetzen. Andere sozusagen auf eine Reise mitzunehmen, ist auch eine meiner Hauptbeschäftigungen, glaube ich. Vielleicht kann man sogar Sagen, dass das mein Fokus ist – Welten zu erschaffen und anderen Leuten die das nicht tun, die Möglichkeit zu geben, mitzukommen. Mein größtes Gut ist außerdem, dass ich Leute sehr gut beobachten kann. Das hilft mir sehr bei der Entstehung meiner Phantasien oder bei der Auseinandersetzung bestimmter Themen. Dadurch werde ich immer aufs Neue Inspiriert, auch dass ich hier in Trier sehr viele kreative Leute kenngelernt habe, die für mich auch eine ganz eigene Welt darstellen und diese zu Beobachten macht für mich schon sehr viel aus.
Vielen Dank für das Interview. Deine Perspektive hat mir auf jeden Fall Lust auf weitere Welten gemacht. Viel Erfolg noch, bei deiner Bewerbung.
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Motivation ist wichtiger als Erfahrung
Benjamin Thimm meint
Ein interessanter und inspirierender Beitrag.
Mich fasziniert wie die Künstlerin aus Kleinigkeiten Inspirationen zieht, diese in die Welt setzt und sich so erfüllt.