Das Insolvenzverfahren der Werner Forst- u. Industrietechnik in Eigenverwaltung ist am 1. August eröffnet worden. Die Firma von Harry Thiele war bis Mitte des Jahres in wirtschaftliche Schieflage geraten. Daraufhin stellte das Unternehmen im Juni einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht in Trier. Rund 80 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen. Die Sanierung in Eigenverwaltung wurde vom Amtsgericht genehmigt und das Insolvenzverfahren eröffnet.
Trier. Mitte Juni 2015 hatte die in Liquiditätsschwierigkeiten geratene Werner GmbH Forst- und Industrietechnik in Trier beim Amtsgericht Trier Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Das Gericht hatte daraufhin den Trierer Rechtsanwalt Jörg A. Wunderlich zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Begleitet wird der Sanierungsprozess durch RA Prof. Dr. Dr. Thomas B. Schmidt, der das Verfahren als Insolvenzgeneralbevollmächtigter begleitet.
Mit Beschluss des Amtsgerichts Trier wurde zum 1. August das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Rechtsanwalt Wunderlich wurde zum Sachwalter bestimmt und ein Gläubigerausschuss eingesetzt. Laut Hauptgesellschafter und Geschäftsführer Harry Thiele (63) seien die Auftragsbücher gut gefüllt. Laut Thiele sei es zur Schieflage gekommen, weil es bei einem Autobauer zu Problemen gekommen sei. Das 1902 gegründete Trierer Unternehmen montiert auf die gelieferten kleinen LKW unter anderem Seilwinden und Krane.
Der Insolvenzantrag musste auch deshalb gestellt werden, weil die Firma im Mai nicht mehr in der Lage war, die Gehälter der Mitarbeiter zu zahlen. Auch deshalb galt es laut Insolvenzgeneralbevollmächtigter, zunächst den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und parallel den Prozess der Investorensuche weiterzuverfolgen. Mit Unterstützung der Hausbank konnte schnell die notwendige Sicherheit im Bereich der Materialbeschaffung und Dienstleister erreicht werden, so dass begonnen Aufträge fertiggestellt und neue weiter angenommen werden konnten. Die aktuelle Auftragslage ist positiv. Kunden und Geschäftspartner bekräftigen weiterhin starkes Interesse an der weiteren Zusammenarbeit mit dem Traditionsunternehmen.
Auch die umfangreichen von der Trierer Unternehmensberatung Mentor AG gesteuerten Investorenprozesse zeigen erfolgversprechende Entwicklung. Derzeit ist man mit mehreren ernsthaften Interessenten in weit vorangeschrittenen positiven Gesprächen.
Das Gericht hat eine erste Gläubigerversammlung auf den 10. September terminiert. Bis dahin wollen Geschäftsleitung, Sanierer Schmidt und Sachwalter Wunderlich dem Gericht und den Gläubigern weiter Bericht erstatten und Konzepte zum Erhalt des Unternehmens und der damit verbundenen (über 80) Arbeitsplätze vorlegen.
Über Werner GmbH Forst- u. Industrietechnik
Werner Forst- und Industrietechnik kann auf eine 113-jährige Firmenentwicklung am Standort Trier zurückblicken. Bereits in den zwanziger Jahren hat Johann Werner erste Seilwinden entwickelt; eine revolutionäre Technik, die die Arbeit in den steilen Weinbergen und in der Landwirtschaft erleichterte. Ende der 50er Jahre begann das Unternehmen, den Unimog von Mercedes-Benz für die Land- und Forstwirtschaft umzurüsten. Werner entwickelte ganze Geräteprogramme, die als An- und Aufbauten auf die Fahrzeuge gebaut wurden. Mitte der 70er Jahre baute Werner dann den MB Trac von Daimler zur Forstspezialmaschine um. Teilweise wurden bis zu 150 Fahrzeuge im Jahr ausgeliefert, ein Spitzenwert in der Branche. Werner expandierte zum umsatzstärksten Marktführer. Als Daimler Anfang der 90er die Produktion des MB Tracs einstellte, entschied sich die Fa. Werner, selbst zum Fahrzeughersteller zu werden. Sie entwickelte als Nachfolger den „Werner Forst Trac“, das heißt Forstspezialtraktoren, die einen ganzen Maschinenfuhrpark ersetzen können. „Wir liefern je nach Bedarf den Maßanzug“, erklärt Thiele, also passende Systemlösungen für Energiewirtschaft, Industrie, Straßenbau, Land- und Forstwirtschaft, für Behörden, Kommunen und Betriebe, Technisches Hilfswerk und Feuerwehr.
Werner steht für erfolgreiche Entwicklung am Weltmarkt
Die Firma entwickelte 2002 die weltweit erste Drehkabine auf einer Forstspezialmaschine. Es folgten etliche Auszeichnungen und 2010 die 3. Generation. Harry Thiele stieg 2006 als Ge-sellschafter und Geschäftsführer in die Firma Werner ein. 60 Prozent der Fahrzeuge und Aufbauten liefert Werner mittlerweile ins Ausland.
Ständig wird in den Werkstätten an Produktinnovationen geforscht und weiterentwickelt. So haben die Ingenieure bei Werner eine neue Seilwinde für den Einsatz bei Rettungs- und Bergearbeiten bedarfsgenau fortentwickelt. Auch die Feuerwehr der Stadt Trier bekam jüngst einen Unimog mit Werner Seilwindentechnik.
Weltneuheit vor der Patentreife
Eine weitere Weltneuheit steht nach drei Jahren Entwicklungszeit kurz vor ihrem ersten Einsatz. Mobik heißt das mobile Kanalinspektionsgerät mit einer einzigartigen Windentechnologie, die es ermöglicht, dass der Fahrwagen (konzipiert mit Bergetrage) über 1200 Meter Kanal überbrücken kann und damit viele Revisionsschächte überflüssig macht. Mit Lichtwellenleiterkabel werden alle Messdaten direkt übertragen. Einer Kommune kann diese neue Technologie drei bis vier Millionen Euro Baukosten sparen, zusätzlich laufende Instandhaltungskosten.
Mit diesen Entwicklungen hat Werner beste Chancen, Investoren von der Zukunftsfähigkeit des Traditionsunternehmens zu überzeugen. Der Standort Trier soll mit seinen 80 Mitarbeitern erhalten bleiben. Hier findet man alles, was zum klassischen Maschinenbau dazugehört: drehen, fräsen, schweißen, lackieren und fertigen. Hier wird nicht nur entwickelt, produziert und montiert, auch der Service kann im Haus vorgenommen werden.
Melanie Samsel meint
Mein Mann arbeitet in der Forsttechnik und hat öfter positiv von der Firma hier erzählt. Daher ist es wunderlich, dass diese ein Insolvenzverfahren eröffnen muss. Glücklicherweise gibt es dabei ja auch schon ein bisschen Hoffnung durch Investoren und dergleichen.