Im Rahmen der ersten landesweiten Demografie-Woche in Rheinland-Pfalz fand am Mittwoch, 30. Oktober, um 15 Uhr im großen Saal der Volkshochschule eine Informationsveranstaltung zum Thema “Gemeinschaftliches Wohnen: Neue Form des Zusammenlebens in Trier” statt. Hier konnten sich Bürger zu neu geplanten, aber auch schon vorhandenen Projekten informieren.
Wörter wie “Behinderten- oder Altersheim” haben für Betroffene oftmals eine negative Konnotation, da sie Isolation, Einsamkeit oder Bevormundung implizieren. Doch was wäre, wenn man die Möglichkeit hätte, über seine zukünftige Wohnsituation selber zu bestimmen? Am gestrigen Tag zeigten fünf Initiativen für ältere sowie behinderte Menschen Alternativen auf, die einer eventuellen Einsamkeit entgegenwirken können – nämlich das Wohnen in der Gemeinschaft.
Für einander da sein…
Dies bedeutet, dass Menschen in einer Form der Selbsthilfe in Wohngemeinschaften oder Nachbarschaften mit anderen zusammenleben, sich gegenseitig unterstützen und das Leben miteinander gestalten – in einer solidarischen Form des Zusammenwohnens. Von Kinderbetreuung oder Krankheitsfällen bis hin zur Organisation von Einkäufen oder Haushaltsarbeiten geschehe alles in der Gemeinschaft. Laut Peter Kappenstein profitieren nicht nur jüngere, sondern auch ältere Personen von dieser Wohnform. Dabei könnten zum Beispiel die Erwartungen alleinlebender älterer Menschen mit den Betreuungsbedürfnissen Alleinerziehender ergänzt werden. Somit wird auf der einen Seite auf Ebene der sozialen Kontakte das Bedürfnis nach menschlicher Nähe gestillt. Auf der anderen wird der Ruf nach Hilfe und Unterstützung abgedeckt.
… und an die Zukunft denken
Die Auswirkungen des demografischen Wandels sind nur allzu präsent. Immer mehr Menschen leben heutzutage allein. Entweder weil der Partner früh verstorben ist, oder weil man kinderlos ist, oder die Kinder bereits das Elternhaus verlassen haben und die nächste Verwandtschaft zu weit entfernt ist. Für die Zukunft braucht es alternative Wohnformen, bei denen man sich abgesichert und gut aufgehoben fühlt. Man wohnt zwar selbstständig, aber niemals alleine.
Verschiedene Angebote…
Helga Büdenbender von der zak e.V. (= zusammen aktiv kreativ) stellte das Wohnprojekt im BU 13 vor, das mit einer Größe von 7,3 Hektar auf dem Tarforster Plateau liegt. Geplant sind hier 46 Einzelhäuser, 14 Reihenhäuser, 19 Kettenhäuser und neun Mehrfamilienhäuser sowie ein Modellprojekt für generationengemischtes, barrierefreies Wohnen. Das besondere an der Lage ist nach Aussage Büdenbenders die gute Infrastruktur. So sei das Einkaufszentrum Tarforst in nur wenigen Fußminuten zu erreichen und aufgrund der regelmäßigen Busverbindung wäre man auch in kürzester Zeit in der Stadt.
Besonderen Beifall erntete die Wohngemeinschaft des SMile e.V.. Albert Hohmann verzichtete auf eine Kurzvorstellung seinerseits und ließ hierfür die jungen Bewohner sprechen – behinderte sowie nichtbehinderte. Sie erzählten von ihrer besonderen WG, in welcher sie ihren Alltag gemeinsam bestreiten und immer für einander da sind. Mit Aussagen wie „Es ist immer viel los“ oder „Wir haben ganz viel Spaß zusammen“ bewegten sie die Anwesenden zu einem kräftigen Applaus. Die Kommentare zeigten, dass unter den jungen Leuten ein gemeinsamer Konsens bestand:
nämlich dass das SMile ihr Zuhause ist. Der Verein – der 2007 gegründet wurde – entstand aus dem Wunsch einiger Eltern heraus ihren Kindern in Trier ein Zuhause schaffen zu wollen. Ohne ihr Engagement wäre der Start, laut Hohmann, nicht möglich gewesen.
Neben diesen beiden stellten auch Club Aktiv, das Schammatdorf Trier sowie die AGO (Betriebsgesellschaft für Sozialeinrichtungen) ihre Projekte vor.
… die nicht immer angenommen werden
Die Projekte hören sich vielversprechend an und werden gerne genutzt. Doch es gibt auch diejenigen, die sich vor diesem Weg scheuen. Bonfig erklärt dies folgendermaßen: „Einige sind einfach noch nicht so weit eine derart gravierende Entscheidung zu treffen.“ Es gäbe viele Faktoren, die einen davon abhalten würden den Schritt in die neugewonnene Freiheit zu wagen. Unter einigen der Gründe nannte er als z.B. die Ortsveränderung, die einen vom gewohnten Umfeld löse. Aber auch die Sorge, dass man mit seinen neuen Mitbewohnern nicht zurechtkommt, wäre ein ausschlaggebendes Kriterium. „Das menschliche muss ja schließlich auch stimmen.“
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