Nun ist es heute genau ein Jahr her. Der Anschlag auf meine Redefreiheit. Ich möchte meine Meinung frei äußern. Ich möchte mich nicht einschränken lassen von Ideologien oder Traditionen. Im Gegenzug dürft ihr das Gleiche. Nur bitte nehmt nicht alles Bierernst, denn man kann doch klar und deutlich aus meinen Worten und meinem Erscheinungsbild herauslesen, dass es nur Satire ist. Dafür sind wir doch bekannt.
Ich wollte nur auf Problematiken aufmerksam machen. Dinge die mir wichtig sind auf humorvolle Weise teilen. Mein Ziel ist es nicht euch zu verärgern oder eure Einstellung zu verletzen. Dies ist wohl eine Begleiterscheinung, der Freiheiten, die meine Kultur mir zugesteht. Ich lebe in einem Land, nein, auf einem Kontinent, wo dies möglich ist. Bitte lasst mir doch meine Ansichten. Ich lass euch doch auch eure.
Antwortet bitte nicht mit Gewalt. Sprengt mich nicht in die Luft. Mir ist mein Berufsrisiko bewusst, wenn ich das schreibe und sage, was ich sagen möchte. Das ist meine Freiheit hierzulande. Das ist mein Kulturgut. Denn hier herrscht kein Regime das mir den Mund verbietet. Hier in meiner Heimat bin ich sicher. Nein, ich war sicher, bis ihr mich eines besseren belehrt habt.
Mit Sturmgewehren kamt ihr ins Büro, wo ich meiner täglichen Arbeit nachging. Weder ich, noch Kollegen hatten eine Chance. Ich wart blind, voller Wut. Überzeugungen einer höheren Macht zu dienen, trübten eure Gedanken. Und nicht nur ich war euer Ziel. Nachdem ihr mich erledigt hattet, ging die Wut weiter. Wie kann man nur so viel Hass in sich tragen. Wenn eure Taten von eurem Glauben inspiriert sind, warum seid ihr dann so wütend? Sind die Ziele eines Glaubens nicht der Frieden und die Liebe?
Das Ziel einer Überzeugung sollte jedenfalls nie Zerstörung und das Auslöschen von Leben sein. Wer seid ihr, das ihr euch über alle Dinge stellt? Jetzt weilen wir nicht mehr unter euch. Ihr habt euer Ziel erreicht. Und jetzt? Ist die Welt jetzt ein Stück besser geworden? Nope!
Ihr habt Angst verbreitet und Hass geschürt. Während ich nicht mehr bin, sitzen da draußen gerade viele Menschen und überlegen sich zweimal ob sie den letzten Bleistiftstrich ziehen sollen um eine Zeichnung zu vollenden. Drücken sie die Entertaste auf ihrem Laptop um den Artikel zu veröffentlichen und damit dasselbe Risiko einzugehen wie wir? Und wisst ihr was? Ja, letztendlich werden sie es tun. Euer Anschlag brachte vielleicht ihre Finger kurz ins Zittern, aber sie werden ihre Meinung kundtun. Die Freiheit die sich unsere Kultur lange und hart erarbeitet hat, lässt sich nicht von vernebelten Köpfen eindämmen.
Sprache und Bild, Eindrücke und Meinungen lassen sich nicht verbieten. Sie sind in unseren Köpfen. Und was in ihren Köpfen ist werden die Menschen immer weitergeben. Wir gestehen euch unsere (Meinungs- und Rede)Freiheiten zu, was noch lange nicht heißt, das ihr uns unsere berauben dürft. Die Zeichnungen werden vollendet, die Texte verfasst und die Artikel veröffentlicht. So sind wir, so bleiben wir. Wir bleiben Charlie! Auch 2016!
Und an alle die diesen Text hier lesen: Bitte nicht vergessen, am 20. Mai ist der Zeichne-Mohammed-Tag. Ein Tag für die Pressefreiheit.
Kommentar verfassen