Bekannt geworden durch neu interpretierte Rocksongs, die sie über die Videoplattform YouTube veröffentlichen, haben sich Brass Against eine weltweite Hörerschaft erspielt. Am vergangenen Montag besuchte die US-amerikanische Band die Rockhal und bewies, dass sie nicht nur ein Onlinephänomen sind.
![Frontfrau mit Stärke und Schüchternheit: Maya Azucena. Foto: 5vier.de / Manuel Maus](https://5vier.de/wp-content/uploads/2019/02/IMG_3776-960x640.jpg)
Esch-sur-Alzette. Bands, die sich mit Hilfe von bekannten Bands oder Hits über das Internet vermarkten wollen, gibt es mittlerweile eine Menge. Da herauszustechen und es aus der Online-Blase zu schaffen, ist alles andere als einfach. Jeder Musiker der hoch hinaus will, muss sich fragen, wie er das schaffen möchte.
![Gründer und Chef von Brass Against: Brad Hammonds. Foto: 5vier.de / Manuel Maus](https://5vier.de/wp-content/uploads/2019/02/IMG_3797-640x960.jpg)
Brad Hammonds, Gründer und Bandleader von Brass Against, hat eine Lösung gefunden: Erfolgreiche Rocksongs politisch motivierter Gruppen in ein neues Gewand stecken. Mit einem Kollektiv aus Musikern, das laut Homepage aus nicht weniger als 23 Menschen besteht, adaptiert Hammonds Klassiker wie Killing in the Name von Rage Against the Machine oder The Pot von Tool.
Vom Rock zum Brass
Selber als einziger Gitarrist bei Brass Against, überlässt Hammonds vor allem den Bläsern an Baritonsaxophon, Posaune, Sousafon und Trompeten das Feld. Die Umwandlung vom Rock zum Brass übernimmt der Grammypreisträger Andrew Gutauskas, der zum Stamm des Ensembles gehört. Besonders ihm merkt man die Freude an, wenn es Applaus vom Publikum gibt.
An diesem Abend steht der achtköpfigen Truppe Sängerin Maya Azucena vor. Die Rockröhre aus New York zeigt die Kraft, die in ihrer Stimme steckt in fast jedem der gespielten Lieder. Die einzige Ausnahme findet in der Mitte des Konzerts statt. Für die Perfomance von Kashmir von Led Zeppelin verlassen der Gitarrist und die Sängerin die Bühne. So bleibt nur Schlagzeuger Nathan Ellman-Bell ohne Blasinstrument auf der Bühne.
![Maya Azucena. Foto: 5vier.de / Manuel Maus](https://5vier.de/wp-content/uploads/2019/02/IMG_3782-960x640.jpg)
Azucena ist auch optisch der auffälligste Teil des Konzerts, wobei sie trotzdem – zumindest für einen Frontmenschen – eine gewisse Schüchternheit an den Tag legt. Sie drängt sich nicht in den Mittelpunkt, obwohl sie es ist. Mit bescheidenem Selbstbewusstsein und einem Blick für die Bandmitglieder gelingt ihr eine sympathische Balance zwischen Ex- und Introvertiertheit.
Freiheit und Aufmüpfigkeit
Im Club der Rockhal hätten noch einige Platz gefunden, so wurden leider nicht so viele Menschen Zeugen einer guten Show. Das Publikum hat ein relativ hohes Durchschnittsalter. Es fällt auf, dass sich vor allem ältere Semester richtig der Musik hingeben. Andere bleiben ruhiger, doch nach den Liedern zeigt die Resonanz, dass hier jeder auf seine Kosten kommt. Die meiste Bewegung vor der Bühne findet während der Lieder von Rage Against the Machine statt.
![Brass Against. Foto: 5iver.de / Manuel Maus](https://5vier.de/wp-content/uploads/2019/02/IMG_3754-960x640.jpg)
Doch es werden auch nachdenkliche Töne angestimmt. Die „außergewöhnliche Band mit politischem Antrieb“ weist auf ihr Privileg hin, in 22 Städten in 18 Ländern in nicht mal einem Monat spielen zu dürfen, von Irland bis Griechenland. So fände Austausch statt, der in der Politik derzeit leider nicht vorzufinden sei. Außerdem wird mit Gasoline an den Sänger von Audioslave gedacht, der sich 2017 das Leben nahm.
Es überrascht, dass Brass Against schon früh die vermeintlichen Highlights anstimmt. Die einen mögen die Abwechslung, die anderen hätten sich die „Kracher“ lieber am Ende gewünscht. Doch somit ist der Abend voller verteilter Höhepunkte, dazu gehören die beeindruckenden Soli und das Wechselspiel der beiden Trompeter. Es überrascht nicht, dass die Band für eine Zugabe zurück auf die Bühne kommt, die zunächst sehr ruhig und gänsehauterregend beginnt, indem die Künstler erst nach und nach einsteigen, zum Schluss aber schon fast anarchische Züge einnimmt. Und somit ein treffendes Ende findet.
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