Von Florian Schlecht
Christian Knappmann ist mit seinen 26 Toren beim Wuppertaler SV auf dem Weg in die Geschichtsbücher. Trainer Bruns vergleicht seinen Angreifer mit Gerd Müller – und ärgert sich über Unruhe im Umfeld. Samstag trifft der WSV auf Eintracht Trier (14 Uhr).
Ein Vergleich zwischen Gerd Müller und Christian Knappmann erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Während der „Bomber der Nation“ früher als „kleines, dickes Müller“ bezeichnet wurde, erinnert Knappmann eher an den ehemaligen Wrestler Hulk Hogan, der nicht klein und trotz seines Kampfgewichts von 125 Kilo auch nicht dick war. Wenn es um die Torquoten geht, steht das ungleiche Duo aber für echte Maßstäbe. Müller stellte in seiner Laufbahn für Bayern München und die deutsche Nationalmannschaft jeden erdenklichen Torrekord auf. Knappmann ist in der Gegenwart auf dem besten Weg, sich beim Regionalligisten Wuppertaler SV in die Geschichtsbücher einzutragen. Ein Treffer fehlt dem Angreifer noch, um mit dann 27 Toren die Bestmarke von Mahir Saglik aus der Saison 2007/08 zu erreichen. Knappmann ist der Torjäger, vor dem die Gegner zittern. Auch Eintracht Trier ist gewarnt, wenn es Samstag im „Stadion am Zoo“ auf die Bergischen und ihren Goalgetter trifft (14 Uhr).
Hans-Günter Bruns fühlt sich bei den Werten von Knappmann tatsächlich berechtigt, den Vergleich mit Gerd Müller herzustellen. „Klar, von der Statur ist er ein anderer Stürmer“, lacht der WSV-Trainer. „Knappmann ist ein echter Klotz, der immer da ist, wo es brennt. Er ist präsent vor dem Tor und versenkt die Bälle einfach.“ So steht der Angreifer auch für den sportlichen Höhenflug des Wuppertaler SV mit drei Siegen in Folge. 4:2 siegten die Bergischen bei Kaiserslautern II – Knappmann traf im Viererpack. 5:3 gewann Wuppertal in Lotte – Knappmann ging ausnahmsweise leer aus. 3:0 triumphierte der WSV am Dienstag gegen Bayer Leverkusen – Knappmann knipste doppelt gegen Nationaltorhüter René Adler.
„Einfach mal die Sau rauslassen“
„Jetzt wird es ein echtes Spitzenspiel mit zwei Mannschaften, die gut drauf sind“, freut sich Bruns auf das Kräftemessen mit Trier, das in der Hinrunde mit 1:3 verloren ging. „Für mich ist das die stärkste Truppe, auf die wir in der Regionalliga getroffen sind. Aber bei uns hat sich einiges verändert. Jetzt können wir ihnen auf Augenhöhe begegnen.“
Den Erfolg seines Teams führt er nach einer chaotischen Saison nicht alleine auf die Lebensversicherung im Sturm zurück. Als der 57-Jährige im September 2011 die Nachfolge von Karsten Hutwelker antrat, lag der Wuppertaler SV als vermeintlicher Titelfavorit mit einem prominent besetzten Aufgebot am Boden. Bruns sortierte viele Spieler aus, bastelte an einer schlagkräftigen Elf und übte die Mechanismen ein, um guten Fußball zu spielen. „Es reicht nicht, einen Kader aus einer Aneinanderreihung von großen Namen zu erstellen. Jetzt haben wir eine echte Mannschaft“, betont der ehemalige Profi von Borussia Mönchengladbach, der auch den fehlenden Druck als Vorteil sieht. „Es geht um nichts mehr, da können die Jungs mal die Sau rauslassen und frei von der Leber ohne taktische Systemzwänge spielen.“
So hat Bruns ein Gerüst entwickelt, mit dem er in der Regionalliga West zukünftig oben mitspielen will. „Mit den meisten Spielern sind wir klar.“ Und mit Robert Mainka steht ein Leistungsträger des SC Wiedenbrück als Neuzugang fest.
„Das Maul zerreißen ist der Lieblingssport in Deutschland“
Sportlich ist Wuppertal wieder auf dem Weg nach oben – im Umfeld brodelt es aber wieder beim ehemaligen Bundesligisten. Präsident Friedhelm Runge kritisierte nach Ausschreitungen beim Derby in Essen die gegen WSV-Fans verhängten Stadionverbote und behauptete laut „Reviersport“, die Aggressionen seien durch den überharten Einsatz des Sicherheitsdienstes provoziert worden.
Der Sicherheitschef, der Leiter des Ordnungsdienstes und der Veranstaltungsleiter traten zurück – und sparten in einer öffentlichen Mitteilung nicht mit Kritik am Verein. Auch Bruns wurde attackiert. „Hier müssen alte Sümpfe ausgetrocknet werden“, meint der Trainer, der sich mit rechtlichen Schritten wehren will. „Da drängen sich Leute ganz unnötig in den Vordergrund. Und weil jetzt der sportliche Erfolg da ist, sind sie sauer, dass wir die Sache auch ohne sie hinbekommen.“ So spricht der Erfolgscoach lieber von seinem „Gerd Müller“ in den eigenen Reihen – und stört sich an den Nebenkriegsschauplätzen. „Aber leider ist es der Lieblingssport in Deutschland, sich das Maul zu zerreißen und nur von den schlechten Nachrichten zu reden.“
+++++Eintracht in Kürze+++++
SCT setzt einen Bus nach Wuppertal ein – Der Supporters Club Trier (SCT) setzt einen Bus zum Auswärtsspiel beim Wuppertaler SV ein. Abfahrt ist am Samstag um 10 Uhr an der Geschäftsstelle hinter dem Stadion. Der Preis beträgt 23 Euro für Mitglieder und 25 Euro für Nicht-Mitglieder. Bei entsprechender Nachfrage kann die Fahrt auch günstiger werden. Die Anmeldung ist möglich unter [email protected] oder unter 0176-73301385.
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