Die sowohl umstrittenste als auch zumeist lauteste Fangruppierung der Trierer Eintracht sind die Mitglieder von Insane Ultra. 2008 gegründet, kamen sie ein Jahr später in Kontakt mit der Ultragruppierung vom FC Metz in Kontakt. Das Jahr 2019 steht für ein zehnjähriges Jubiläum einer Fanfreundschaft, die treu durch Höhen und Tiefen führte.
Trier/Metz. Wer im Moselstadion an einem Spieltag auf die Zaunfahnen schaut, entdeckt auch „Ortsfremde“. Ein rot-weißes Banner sticht zwischen den blauen, weißen und schwarzen Farben heraus. Es ist die von der Gruppa vom FC Metz, einer Ultragruppe aus dem Nachbarland. Seit nun gut zehn Jahren ist sie, mal mehr, mal weniger, mit Insane Ultra (IU) verbunden. Dazu haben sich beide Gruppen ein Festprogramm über das Jahr verteilt ausgedacht.
Fanfreundschaft trotz Sprachbarriere
Die Wurzeln der Fanfreundschaft liegen auf deutscher Seite. Die Franzosen, die als Generation Grenat 1995 (GG) schon seit 1995 und somit deutlich länger als Insane existieren, wollten sich im April 2009 gegen Leverkusen II (in der Regionalliga) die deutsche Ultraszene anschauen, die in ganz Europa einen guten Ruf genießt. Schnell kam man ins Gespräch, man war sich sympathisch, erzählt uns Gil von Insane. Er ist einer der wenigen französischsprechenden Ultras in Trier.
Trier war bis dato die einzige Szene ohne Fanfreundschaft in Deutschland. Mit ausländischen Vereinen klappt es generell eher selten. In Metz gibt es zudem die Besonderheit, dass es dort rivalisierende Ultragruppen gibt. So passte es zufällig, dass die „Konkurrenten“ von GG mit Kaiserslauterner Fans eine besondere Verbindung innehaben, man also einen „gemeinsamen Feind“ teilt.
Der FC Metz gilt seit diesem Jahrtausend als Fahrstuhlmannschaft zwischen der 1. und 2. Liga. 2011 mussten sie sogar für ein Jahr in Liga 3 antreten. Somit verband zu dem Zeitpunkt die sportliche Tristesse die beiden Szenen. Die GG beeindruckte aber, dass die viertklassigen Trierer mit der noch jungen Ultragruppe trotzdem in nennenswerter Zahl zu weiten Auswärtsspielen fuhr.
Ungleiche Ultrakultur
Die Fan- und besonders die Ultrakultur wird in Frankreich anders (aus)gelebt als in Deutschland. Einen „Kulturschock“ gab es zum Beispiel auf einer Auswärtsfahrt nach Nizza. Die Gruppa Metz reiste nicht nur mit Fanutensilien wie Fahnen und so weiter an, sondern auch mit Golfschlägern und Hammern. Es war befremdlich, aber es hieß: „Im Süden musst du auf alles gefasst sein, der ist heiß.“ Dort würde man nicht von der Polizei abgefangen und bis zum Stadion begleitet werden.
Auf deutscher Seite undenkbar, was Insane ihren neuen Freunden auch deutlich mitteilten, wenn es vereinzelt dazu kam, dass Waffen mitgebracht wurden. Allerdings verurteilen die Trierer es nicht, dass es in Frankreich so zu geht. Schließlich sei die Zaunfahne ein Heiligtum, mit der die Existenz der Gruppe steht und fällt. Das müsse eben, wenn nötig, mit allen Mitteln verteidigt werden.
Es gibt weitere Unterschiede, so Gil. „Metz macht, wir denken manchmal zu viel.“ Auch gab es vor einigen Jahren eine Aufspaltung der GG. Nun ist man formell mit der Gruppa verbunden, aber man unterhält auch weiter guten Kontakt zu den noch verbliebenden GGs.
Die Fanfreundschaft wurde mit den Jahren immer mehr zu einer Freundschaft über den Fußball hinaus. Man leistete Gesellschaft bei Hochzeiten und Beerdigungen, äußerst emotionale Momente, wie Gil uns berichtet, die einen das Leben begleiten werden. Ebenso manche Auswärtsfahrt, bei denen man hunderte Kilometer gemeinsam in Bussen verbrachte und dabei nicht alle Punkte der Straßenverkehrsordnung gänzlich einhielt.
Programm zum Jubiläum
Das Programm des Jubiläumjahres beinhaltet ein Fan-Spiel, das bereits am vergangenen Heimspiel stattfand, eine große Feier irgendwo zwischen Metz und Trier, eine Fotoausstellung und eine Filmvorführung am 19. Juni in der Tufa. Insane Ultra hat ein Video mit Interviews der Ultras, aus verschiedenen „Ultra-Generationen“, aus beiden Moselstädten produziert, das die Entwicklung dokumentiert. Erst sollte ein fünf- bis zehnminütiger Film entstehen, am Ende war man bei 70 Minuten. Es steckt viel Liebe und Leidenschaft in dem Projekt, sowie in der Freundschaft selber. Für das Ende bedienen wir uns an einem Zitat aus dem Film: „Trier und Metz haben eine Vergangenheit, haben eine Gegenwart und haben auf jeden Fall eine Zukunft miteinander.“
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