Trier. Die 2018 gegründete Punkband „Dorfterror“ aus Oberbillig veröffentlicht für den 12. August ihr neues Projekt. Nachdem die CD „Zivilisation & Abgrund“ verfrüht ihren Weg in meinen CD-Player fand, war ich beim Hören des Albums sehr überrascht.
Als leidenschaftlicher Punkrockhörer fällt einem direkt die untypische Varianz von Songansätzen auf: Melodische Tracks sind vertreten, es gibt ein langsames Duett. Das klingt eigentlich sehr untypisch für Punkrock, allerdings steigert sich über die Laufzeit des Albums auch die Geschwindigkeit der Songs. Man wird sanft in das Album eingeführt, zu schnelleren Punkrock-Tracks gebracht und anschließend schon fast mit einem leichten Indiesound entlassen. Das macht das Album zu einem Unikat: Ein zweites Projekt in der Richtung ist wohl eher schwer aufzufinden.
Doch wer steht überhaupt hinter der Band „Dorfterror?“
Dorfterror wurde am 12. Januar 2018 von Schülern des Gymnasium Konz gegründet. Zum aktuellen Lineup gehören: Dominik “Fussel“ Ruth (Gesang, Gitarre), Lukas “elgatocastrado“ Ruth (Gesang, Gitarre, Piano), Florian „Flo“ Adam (Bass, Backingvocals) und Florin “Tier, das“ Große (Schlagzeug). Durch ein Interview mit dem Bandmitgliedern konnte ein weiterer Einblick in die Bandgeschichte gewonnen werden.
Dominik: „Die Idee einer Band hat sich eigentlich schon 2015 geformt. Ich saß da mit Kollegen auf einer Wiese in England und da kam das Ganze auf. Allerdings haben wir nur einmal im Halbjahr geübt. Wir machen das Ganze natürlich jetzt deutlich öfter und mit einer neuen Bandkonstellation.“ Mit dem Release der EP „Schülerpunk Vol 1.“ 2019 veröffentlicht die Band erstmalig eigene Songs. Dies wird jetzt durch das Release des Debüt-Albums ergänzt: Ein wichtiger Meilenstein für die Band.
Musikalische Einflüsse und die Message hinter Songs
Bei der Frage des Musikgeschmacks gehen die Bandmitglieder in unterschiedliche Richtungen: Hier fallen Namen wie Die Toten Hosen, Broilers & Antiflag. Soweit also nichts Überraschendes. Allerdings kommen auch Namen wie Queen, Imagine Dragons, My Chemical Romance, Linkin Park und Alligatoah auf. Eine Band, auf die sich alle Bandmitglieder einigen können, ist Pascow. Lukas merkt dazu an: „Also man könnte schon fast sagen, dass wir am Anfang eine Pascow-Coverband gewesen sind. Der Anfang der Band hat sich ja schließlich noch auf Covers berufen, was dann zum Songwriting überging. Wir gehen alle etwas auseinander vom Musikgeschmack, aber das macht es auch interessant sich auszutauschen.“
Für die Bandmitglieder ist es auch wichtig mit den Songs eine Nachricht zu verpacken und sich Gehör zu schaffen. Dominik: „Wir nutzen die Musik quasi als Instrument für unsere Meinung.“ Dominik lacht kurz. „Naja der Musikvergleich musste sein. Aber ganz im Ernst: Es geht ja nicht nur darum, immer nur zu reden. Worte müssen auch Taten folgen, sonst hat das alles keinen Zweck.“ Seit 2019 unterstützt Dorfterror die wohltätige Organisation Izulu Water, welche in Südafrika Brunnen bohrt, damit die dort lebenden Menschen eine saubere und unabhängige Wasserversorgung haben. Die Band ist ebenfalls regelmäßig bei der Veranstaltung „Konz wird laut!“ zu Gast gewesen. Die dritte Auflage fand am 9. Juli diesen Jahres statt: Im Haus der Jugend Konz wurden dazu Gesprächsrunden zu sexueller Vielfalt und Herkunftsvielfalt gehalten, die dann in einem musikalischen Abend mündeten.
Die Entstehung eines Songs und die Folgen der Pandemie
Während der Corona-Pandemie haben die Bandmitglieder ihre Zeit genutzt, um sich kreativ auszuleben. Lukas: „Ich habe auf jeden Fall mehr Gitarre gespielt. Teilweise habe ich sogar eine Whatsappgruppe mit mir alleine eröffnet und mich dann beim Spielen aufgenommen. Wenn ich es im Nachhinein immer noch gut fand, habe ich das dann den anderen weitergeleitet.“ Allerdings hat die Zeit auch sehr stark an der Motivation gezehrt – das ging schließlich so gut wie jedem so. Unter den Bandmitgliedern zieht man Liveauftritte eher den Studioaufnahmen vor. „Vor allem bei der ankommenden Releaseparty wird die ganze Arbeit für uns quasi ausgezahlt. Sachen aufnehmen und releasen ist eine Sache. Aber durch die Streams hat man keinen richtigen Bezug. Und live hat man den eher und kann die Stimmung weitergeben und nachfühlen. Wir spielen lieber vor 10 Leuten die Spaß haben, als vor 100-200 Desinteressierten Leuten.“, sagt Lukas zu der Thematik.
Das Songwriting bei der Band folgt dabei nicht nur einem festen Pfad: Jeder der Bandmitglieder kann seinen eigenen Einfluss mit einbringen. Songs sind in der Regel nicht nur von einer Person geschrieben – alle sind im Prozess beteiligt. „Am Kreativsten ist man immer noch zusammen, so ist das auf jeden Fall bei uns. Da ist natürlich jede Band etwas anders.“, erwähnt Florin dazu. So wurde beispielsweise der Song „Oberbillig“ in erster Form von den Brüdern Lukas und Dominik Ruth auf der Toilette geschrieben. Ausgehend von einer ersten Melodie, ein paar Akkorden und einer Strophe wurde der Song danach weiter ausgebaut.
Das ist natürlich nicht die Regel beim Schreibprozess: Oft wird ein Konzept von verschiedenen Mitgliedern eingeworfen, welches dann weitergetragen wird. So werden aus Ideen oder akustischen Schnipseln fertige Songs. Teilweise werden Songs auch über lange Perioden liegen gelassen und wieder aufgegriffen. Der Song „Kill Your Idols“ hat beispielsweise schon über 10 Varianten in der Aufnahme mitgemacht und wurde über mehrere Jahre bearbeitet. Manche Songs entstehen allerdings auch in wenigen Tagen. Für die Band kommt das mit dem kreativen Fluss und dem Gefühl der Zufriedenheit hinter einem Song: Also immer unterschiedlich. So wie die Musikgeschmäcker der Bandmitglieder eben.
Pläne für die Zukunft und Verlosung der CD zum Release
Momentan steht für Dorfterror die Releaseparty zum Album-Debüt an. Hier kann man wieder die Livestimmung auskosten und mit den Leuten zusammen feiern. Ansonsten wird die Zeit in verschiedenster Weise genutzt: Ein Auftritt beim „Kein Bock auf Nazis“ Festival am 10. September in Kusel und „Aufmucken Gegen Rechts“ in der Tuchfabrik am 16. Dezember stehen auf dem Kalender. Weitere Auftritte stehen noch in Planung. Ebenfalls sollen noch weitere Musikvideos für Tracks auf der neuen CD veröffentlicht werden. Für weiteren Kontakt und Infos ist die Band unter der Mail [email protected] und der dorfterror.de Website abrufbar.
Unter allen Kommentaren und „Gefällt mir“-Angaben wird die Dorfterror CD „Zivilisation & Abgrund“ verlost. So kann man einen eigenen Einblick in das Album gewinnen. Und schließlich ist es auch gut neben dem einfachen Zugang über Streamingdiensten wieder Musik physisch zu besitzen. Der Gewinner wird zufällig ausgelost und von der 5vier Redaktion kontaktiert. Viel Erfolg an alle Leser!
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Denn: Motivation ist wichtiger als Erfahrung!
Altpunk meint
Über die neue No Future EP, die Musikvideos auf Youtube und diesen Beitrag hier auf Dorfterror gekommen, und bin völlig begeistert. Intelligente Texte, starke Musik, mittlerweile auch (ich glaube wieder?) weibliche Beteiligung, klare Haltung, junge Band, nicht nur Reden sondern viel Machen … Das findet man selten zusammen. Es gibt einige junge Punkbands wie Dorfterror, die ich sehr gerne mehr auf Festivals sehen würde, statt immer die selben, alten Bands …
Roots Rocker meint
Richtig geile Band. Schon lange nicht mehr sowas frisches, bretthartes und gleichzeitig melodiöses gehört. Noch dazu (endlich mal wieder) relevante Texte! Danke Dorfterror, es gibt noch Hoffnung!