Die Gladiators Trier eröffneten am Montag die Preseason. 5vier.de war dabei und durfte sich ein erstes Bild vom aktuellen Kader und Christian Held in der Rolle des Headcoachs machen. Dabei schien den Athleten die Hitze wenig zu beeindrucken, was sich an der Intensität ablesen ließ.
Trier. Es ist warm. Sehr warm. Keine Eilmeldung, jeder merkt es selber und die Gespräche führen auf kurz oder lang zwangsläufig zum Thema Wetter. Auch am gestrigen Montag ist es heiß. Sehr heiß. Da sind auch die geöffneten Fenster der Nebenhalle der Arena Trier nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Selbst das Zuschauen beim ersten Training der Gladiators für die Saison 18/19 lässt den Schweiß über die Stirn rinnen. Da will man sich gar nicht erst ausmalen, wie es ist, nun 120 Minuten bei höchster Intensität Basketball zu spielen. Interessanterweise hört man Sätze wie „Mann, ist das heiß“ kein einziges Mal. An der Fitness scheint es nicht zu mangeln, was auch das Fazit vom Trainer am Ende der Übungseinheiten sein wird.
Die Gladiators sind fit und motiviert
Beginnen wir am Anfang: Pünktlich um 20 Uhr ruft Headcoach Christian Held die Spieler im Mittelkreis zusammen. Obwohl mit Jermaine Bucknor und Kyle Dranginis nur zwei Spieler der deutschen Sprache (noch) nicht ganz mächtig sind, wird englisch gesprochen. Es wird sich eingeschworen. Nicht nur die Sprache bleibt dieselbe wie die Jahre zuvor, auch der Kampfruf „INVICTUS“ ist weiterhin das Credo der Organisation. Einen Urheberrechtsstreit mit dem Initiator und Vorgänger Marco van den Berg befürchtet Held nicht: „Ich glaube weniger, dass das was Marco-spezifisches ist, sondern etwas Gladiators-spezifisches. Das sollte zu keinen Streitigkeiten führen.“, erzählt er lächelnd.
Die ersten Warm-Up-Einheiten (das ist durchaus wörtlich zu nehmen) wirken teilweise noch etwas konfus, nicht jeder weiß, wie die Laufwege der Ganzfeld-Übung in verschiedenen Gruppen sein sollen. Held unterbricht und korrigiert mehrfach, bis es flüssiger läuft. Es wird viel variiert und auf Details Wert gelegt. Mal soll der Ball per Hand-off übergeben werden, dann per Pass. Ersteres wird vom Trainer mehrfach eingefordert, Bucknor hat aber scheinbar wenig Interesse an der Umsetzung, er übergibt den Ball an den Mitspieler per Pass, bevor es zum Hand-off überhaupt kommen kann.
Nachdem die Luft schon nach wenigen Minuten den Schweiß der Athleten aufgesogen hat, übernimmt der neue sportliche Leiter Jonas Borschel die weiteren Aufwärm- und Dehnübungen. Die Stimmung ist entspannt, hier und da sind flapsige Sprüche von Spielern und Coaches zu hören. Während den Übungen selbst ist von Entspanntheit aber wenig zu sehen. Es folgen Eins-gegen-Eins-Dribblings, mit Fokus auf die defensive Fußarbeit und enger Begleitung des Angreifers. Kevin Smit zeigt einmal mehr seine Terriermentalität und bekommt einen verdienten Szenenapplaus.
Doch nicht nur der Oldenburger geht ans Limit. Den ganzen Abend duellieren sich die Spieler, Simon Schmitz gegen Thomas Grün, Kilian Dietz gegen Luka Buntic, Jermaine Bucknor gegen Johannes Joos, usw. Dass sich dort Mitspieler gegenüberstehen, man könnte schon teilweise bekriegen sagen, erkennt man kaum. Es könnten auch die Gegenspieler im entscheidenden Playoffspiel sein, so hart werden die Duelle ausgefochten. Dazu Coach Held: „Natürlich gibt es taktisch noch viele Kleinigkeiten, an denen wir arbeiten müssen. Aber die Intensität war vollkommen okay. Man muss so trainieren, wie man am Wochenende spielen möchte. Im Training lockerer zu verteidigen und am Samstag dann hart, ist schwierig. Man kann den Schalter nicht so einfach umlegen. Daher gehört das dazu.“
Drei Gladiators werden noch geschont
Aktuell gilt das aber nicht für Stefan Ilzhöfer und Kyle Dranginis. Sie kommen von Verletzungen zurück und absolvieren nur die kontaktarmen Einheiten mit. Sie sollen vorsichtig rangeführt werden, Ernstes haben sie aber nicht. Dranginis beschäftigt sich mit den Gummibändern zur Stärkung der Muskulatur und gibt sich als leidenschaftlicher Wischer. Da sich die Spieler häufig über den Boden werfen, ist das eine wichtige Aufgabe. Ilzhöfer wird als Punkte- und Zeitnehmer an den Rand seiner Leistungsfähigkeit gebracht, macht mit der Zeit aber ein immer besseres Bild von sich. Hinter dem bunt schimmernden Scoreboard bewirbt sich der Forward mit seinen unterhaltsamen Sprüchen für ein zweites Standbein auf dem Jahrmarkt.
Neuzugang Till Gloger kommt während des Trainings dazu. Er ist ganz frisch aus Italien zurück, war mit der A2-Nationalmannschaft unterwegs. Ins Mannschaftstraining wird er erst im Trainingslager einsteigen.Voll mit dabei sind dafür die Nachwuchsspieler Vincent Hennen (17) und Markus Zock (16). Die (physischen) Unterschiede sind natürlich zu beobachten, ihnen wird das Leben mit Absicht nicht leicht gemacht. Aufstecken tun sie zu keinem Zeitpunkt und bekommen so entsprechend positives Feedback, nicht nur nach erfolgreichen Aktionen.
Wie ehrgeizig es zugeht, merkt man auch bei mancher Ausdrucksweise. Dietz und Buntic nutzen Worte, die man in der Gegenwart von Minderjährigen eigentlich nicht nutzen sollte. Da ihre Ziele aber sie selbst oder das Spielequipment sind, müssen sie nicht um ihren Vorbildcharakter bangen. Besonders gilt das für Eigengewächs Kilian Dietz, der fast die komplette abgelaufene Saison verpasste, obwohl er als einer der Führungsspieler eingeplant war.
Ob sich seine Rolle nun geändert hat? „Ich versuche dem Team meinen Input mit zu geben, ob das jetzt in einer führenden Rolle ist oder nicht, ist erstmal egal. Ich muss Vertrauen in mich haben und die Jungs müssen Vertrauen in mich haben, dann kann sich das wieder so entwickeln.“ Aktuell fühle er sich gut, diesen Abend habe er sein Knie nicht im Kopf gehabt. Ein gutes Zeichen. Zurückhaltend tritt er definitiv nicht auf, eher wie ein Ringer der sich in einer neuen Sportart ausprobieren will. Keiner soll glauben, dass jemanden auch nur eine Kleinigkeit geschenkt wird.
Schockmoment hält nur kurz an
Dass es aber auch mal ruhiger zugehen kann, merkt man in einer Schrecksekunde. Beim Versuch, Simon Schmitz den Ball aus der Hand zu schlagen, läuft dieser umgehend mit schmerzverzerrtem Gesicht Richtung Umkleidekabine. Es wird pausiert, die Stimmung ist fast andächtig. Zum Glück gibt es nur wenige Minuten später Entwarnung. Masseur Aggy tapt den Finger, Schmitz kann wieder normal weiterspielen. „Halb so dramatisch, einmal raus und dann wieder rein“, so die prägnante Beschreibung von Aggy.
Um 22 Uhr ist dann Feierabend. Alle packen mit an, um die Halle im ordentlichen Zustand für den nächsten Tag zu hinterlassen. Christian Held ist zufrieden: „Der erste Eindruck ist sehr gut. Die Jungs sind alle fit und motiviert.“ Das macht Hoffnung für die kommende Spielzeit. Das sieht auch Kapitän Simon Schmitz so: „Wir haben schon letzte Saison gesehen, dass der Kader eine gute Mischung hat. Es ist das erste Mal in meiner Karriere, dass nur ein Neuer (Gloger) dazu kam. Das erste Ziel sind die Playoffs, dann wird man weitersehen.“
Wer sich selber ein Bild des „neuen“ Kaders machen möchte, sollte sich den 9. September freihalten. An dem Sonntag laden die Gladiators nämlich zur Saisoneröffnung ab 12 Uhr in die Arena, inklusive dem Aufeinandertreffen um 17 Uhr gegen den letztjährigen Playoffkonkurrent Heidelberg.
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