Wo sich jetzt noch Fuchs und Hase gute Nacht sagen, weht schon bald ein Hauch vom Glanz des Silicon Valley durch die idyllische Eifellandschaft. Der Milliarden-schwere Visionär und Unternehmer Elon Musk investiert in Prümer Know-How um seine Vision von bezahlbaren Elektroautos zu realisieren.
Prüm. Geboren in Südafrika, bereits mit 12 Jahren Programmierer eines Computerspiels, gemobbt und verprügelt in der Schule, zuhause unter der Scheidung seiner Eltern leidend, mit 17 Jahren ausgewandert nach Kanada um dort zu studieren, wenig später auf dem Weg ins Silicon Valley. Einen Bilderbuchstart hatte der 1971 geborene Elon Musk zwar nicht, aber sein Werdegang zum mehrfachen Milliardär liest sich dann doch wie die Definition des American Dream. Nach Studiumsende entwickelte er mit seinem Bruder Zip2, eine Art Gelbe Seiten mit Kartennavigation. Vier Jahre später verkaufte er das Unternehmen für 307 Millionen Dollar an Compaq und bekam selbst davon 13 Prozent. Die flossen fast vollständig in X.com, sein nächstes Projekt, was dann wenig später zu Paypal wurde. Ebay kaufte den Bezahldienstleister im Jahr 2002 für 1,5 Milliarden Euro und Musk hatte das Kapital für die Ziele, die ihn wirklich interessierten. 100 Millionen Dollar flossen in das private Raumfahrtunternehmen SpaceX, die irgendwann Menschen auf den Mars bringen sollen, 70 Millionen flossen in einen Elektro-Auto-Hersteller namens Tesla und 30 Millionen in Solar City, ein Hersteller für sonnenbasierte Energieversorgung.
Mit stoischem Ehrgeiz und Arbeitszeiten, die jeden Workaholic alt aussehen lassen, positionierte er gleich mehrere seiner Unternehmen gegen Großkonzerne aus dem Automobil- und Energiesektor, was ihn in Start-Up-Kreisen zu einer unantastbaren Lichtgestalt macht. Rückschläge und Entscheidungen, die wirtschaftlich nicht immer Sinn machen, kann er dank seines Vermögens von geschätzten 11 Milliarden US Dollar abfedern. Seine Ideen zweifellos innovativ und wegweisend, auch wenn ihm immer wieder ein leichter Hang zum Größenwahn nachgesagt wird.
SpaceX beispielsweise wurde anfangs belächelt, ist seit der Firmengründung im Jahr 2002 zu einem der wichtigsten Versorger der Internationalen Raumstation geworden. Nach Startschwierigkeiten heben mittlerweile mehrmals im Jahr Raketen vom Typ Falcon 9 zu Versorgungsflügen ab. Aktuell arbeitet das Unternehmen an der Wiederverwendung der Falcon 9-Erststufen. Das bedeutet, dass man den teuersten Teil der Rakete wieder nach einem Flug ins All auf der Erde landen lassen kann und damit immense Kosten spart. Langfristig geplant sind bemannte Flüge in den Weltraum mit Fernziel Mars.
Tesla ist 2003 gestartet mit dem Ziel Elektroautos für jedermann verfügbar zu machen. Ein exotischer Roadster war 2008 der erste Versuch ein Auto mit einer Lithium-Ionen-Batterie auf die Straße zu wuchten und wurde 4 Jahre lang in Kleinserie gebaut. Daraus resultierte 2012 die Oberklasse-Limousine Model S, die bis Ende 2015 100.000 mal verkauft werden konnte. Im letzten Jahr wurde dann der Oberklasse-SUV Model X vorgestellt, dieses Jahr folgte die Ankündigung einer Mittelklasse-Limousine namens Model 3, die in den ersten zwei Wochen bereits 400.000 mal vorbestellt wurde. Zu Startpreisen knapp über 30.000 Dollar wird damit der Elektro-Luxus erstmals für den Otto-Normalverbraucher erschwinglich.
Tesla ist plötzlich in aller Munde und hat in den kommenden zwei Jahren eine Mammutaufgabe zu bewältigen: die fehlerfreie Massenproduktion eines Elektro-Autos, dass noch gar nicht existiert. Eines der größten Fragezeichen stellt dabei die Lithium-Ionen-Batterien dar, die noch gar nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind
um 400.000 vorbestellte Model 3 anzutreiben. Auch dafür hat Musk eine Lösung zusammen mit Panasonic herausgearbeitet: In Nevada nahe Reno entsteht die sogenannte Gigafactory, die größte Batteriefabrik der Welt.
Szenenwechsel. Prüm ist eine beschauliche Stadt in der Westeifel nahe der belgischen und luxemburgischen Grenze mit einer überschaubaren Bevölkerung von rund 5500 Einwohnern. Im internationalen Geschäft spielt das Eifelstädtchen mit der auffälligen Sankt-Salvator-Basilika eher eine unscheinbare Rolle, vor allem bei den belgischen und niederländischen Touristen ist es in den Sommermonaten beliebt.
Vergangene Woche änderte sich das als Prüm in den Fokus sämtlicher Technik- und Autoblogs rückte. Der dort ansässige Maschinenbauer Grohmann Engineering wurde von niemand geringerem als Tesla aufgekauft, um die erfolgreiche Massenproduktion des Model 3 mit topmodernen Produktionsanlagen zu gewährleisten. Dabei will man noch weiter gehen als in der gegenwärtigen Autoindustrie und die Fabrik der Zukunft entwickeln. Die Rede ist von einer “Maschine, die Maschinen baut”. Für Musk ist das der Schlüssel um Kosten zu senken und die hauseigenen Elektroautos einem größeren Kundenkreis zugänglich zu machen. Grohmann Engineering ist dabei selbst kein unbeschriebenes Blatt. Das Unternehmen wurde 1963 vom heutigen CEO Klaus Grohmann gegründet und beschäftgit mittlerweile 790 Mitarbeitern an mehreren Standorten. Im vergangenen Jahr setzte man 123 Millionen Euro um, u.a. auch mit der Belieferung von Tesla-Konkurrenten wie BMW und Daimler. Auch mit Tesla selbst arbeitet Grohmann Engineering schon seit geraumer Zeit zusammen, um die Entwicklung des Model 3 voranzutreiben.
Tesla kündigt nun an, dass im Lauf der kommenden zwei Jahre mehr als 1000 neue Stellen in Deutschland geschaffen werden. Dahinter stehen – wie sollte es bei jemandem wie Elon Musk anders sein – ehrgeizige Zielsetzungen: 2018 will man 500.000 Elektroautos produzieren, 2020 ist bereits von einer Million die Rede. Um den Sprung von kleinen Stückzahlen durch Oberklasse-Produkte in derartige Produktions-Regionen zu schaffen, hat man sich nun deutsches Know-How aus der Eifel einverleibt. In Zukunft wird aus Grohmann Engineering „Tesla Advanced Automation Germany“. Von offizieller Seite möchte man die Übernahme nicht weiter kommentieren.
Fest steht: für die Region ist der Kauf von Grohmann Engineering durch den visionären Automobil-Giganten aus Kalifornien eine große Chance nicht nur im Hinblick auf neue Arbeitsplätze sondern auch auf fortschrittliche Technologie, die endlich frischen Wind in die verkrusteten Strukturen der deutschen Autobauer bringt.
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