Offene Welten, komplexe Geschichten, tausende Nebenaufgaben: so manch einer fühlt sich von aktuellen Mainstream-Trends im Gaming übersättigt. Einen ganz anderen Weg geht hier „Dorfromantik“ vom deutschen Indie-Studio Toukana Interactive – und bringt die richtige Portion Abwechslung.
Ein einfaches Spielprinzip
Doch was macht man in dem Spiel überhaupt? Der Aufbau ist folgender: das Spiel basiert auf sechseckigen Kacheln, auf welchen sich verschiedene Arten von Landschaften wie Wohnungsviertel, Wälder, Gewässer oder Zugschienen befinden. Nun ist es Aufgabe des Spielers, nach und nach gleichartige Bereiche aneinander angrenzend zu platzieren, um Punkte zu sammeln. Der Clou: sowohl kann man nur die drei obersten Kacheln seines Stapels sehen, als auch sind diese zufällig generiert und setzen sich teils aus mehreren Landschaftstypen zusammen. So muss man seine Kacheln vorsichtig platzieren und immer etwas planen, wie man beispielsweise seine Wälder und Seen weiter ausbaut, ohne versehentlich seinen Wohnungsvierteln oder Schienensystemen den Weg abzuschneiden. Durch rotieren der Kacheln kann der Spieler das etwas besser umsetzen. Die jeweils letzte gesetzte Kachel lässt sich rückgängig machen. Die Anzahl der Kacheln ist limitiert – nachdem die letzte platziert wird, ist die Runde beendet.
Da dies auf Dauer zu monoton werden könnte, werden während der Runden immer wieder Quest auftauchen, die den Spieler herausfordern. Beispielsweise muss man einen Wald oder eine Stadt mit einer bestimmten Größe errichten – ist dies geschafft, erhält man als Belohnung neue Kacheltypen wie z.B. neue Felder oder Gebäudetypen. Das Spiel bietet verschiedene Modi wie Klassisch, Schnell, Schwer, Kreativ, Monatlich und Eigen. Während Klassisch, Schnell und Schwer sich in der Menge und den Eigenheiten der Kacheln unterscheiden, bietet der Kreativmodus Freiheiten um seine eigene Landschaft nach Herzenslust zu gestalten. Der „monatliche Modus“ stellt jeden Monat eine neue Challenge des Entwicklers mit speziellen Regeln parat, während der „Eigene Modus“ dem Spieler die Möglichkeit gibt, seine Runde anhand von Parametern individuell anzupassen.
Wie ein märchenhaftes Bilderbuch
Besonders Punkten kann Dorfromantik mit seiner Präsentation. Die Gestaltung der Wälder, Felder und Häuser erinnert an Zeichnungen in Bilderbüchern. Die Aufmachung der Menüs und der Nutzerfläche ist sehr schlicht gehalten. Die Musik erinnert an sehr seichten Indie-Folk und hat fast schon etwas einschläferndes (und das ist nicht negativ gemeint!). Dieser Mix aus simpler Gestaltung und beruhigender Musik schafft wohl eine der angenehmsten Videospiel-Erfahrungen der letzten Jahre. Trotz der Punktejagd und den Quests, die man im Laufe seiner Runden erfüllen kann, kommt nie Druck oder Frust auf. Dorfromantik ist im Vergleich zu aktuellen Titeln wie Elden Ring, God of War, Assassins Creed und Konsorten die reinste Wohlfühl-Oase in Spielform.
Ein paar Studenten räumen beim Computerspielpreis ab
Das Spiel stammt vom 2020 gegründeten Studio Toukana Interactive. Es besteht derzeit aus vier Game-Design-Studenten der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft. Deren Arbeit wurde schon angemessen gewürdigt: so erhielten sie beim Deutschen Computerspielpreis 2021 den Nachwuchspreis für das beste Debüt und das beste Gamedesign – und staubten damit insgesamt 95.000 Euro Preisgeld ab. Dorfromantik konnte damals also schon die Jury aus den Socken hauen und macht derzeit das gleiche mit den Spielern – auf der Steam-Shopseite des Spiels lässt sich bei über 15.000 Bewertungen ein Konsens von „Äußerst Positiv“ finden.
Zuschlagen oder eher passen?
Ein muss man sagen: Dorfromantik ist bestimmt nicht für jeden modernen Gamer gemacht. Dies liegt nicht an der Qualität des Spiels, sondern an seinem Tempo und seinem eher geringen Umfang. Wer jede Sekunde Explosionen oder Belohnungs-Popups braucht ist genauso fehl am Platz wie Battle-Royale-Fanatiker oder Open-World-Junkies. Wer sich daran jedoch satt gesehen hat oder ruhige Indie-Perlen bevorzugt sollte bei Dorfromantik direkt zuschlagen – die abgeräumten Preise und die durchweg positiven Bewertungen von Spielern und der Fachpresse sprechen eine klare Sprache.
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