Schon zum dritten Mal führt uns Jennifer Lawrence als Katniss Everdeen in die Welt von Panem. Es hagelte im Vorfeld viel Kritik, weil das dritte Buch der Trilogie von Suzanne Collins nach dem Erfolg der ersten beiden Filme in bester Harry Potter– und Twilight-Tradition in zwei Teile aufgeteilt wurde. Dem Triumph an den Kinokassen tat dies keinen Abbruch, Mockingjay Teil 1 startete phänomenal. Seit Donnerstag läuft der Film nun auch in Trier, Andreas Gniffke hat ihn sich im CinemaxX angesehen (läuft ebenfalls im Broadway).
Es war ein böses Erwachen für Katniss Everdeen. Nur knapp überlebte sie (zum zweiten Mal) die von Diktator Snow (Donald Sutherland) in Brot- und-Spiele-Manier ausgerichteten Hungerspiele. Nun findet sie sich unversehens in der unterirdischen Hochburg der Rebellen wieder, die große Pläne mit der Heldin aller Underdogs haben. Katniss soll zum Gesicht der Revolution werden, durch ihre Strahlkraft soll sich die Bewegung wie ein Flächenbrand in allen Distrikten Panems ausbreiten. Doch so richtig bereit ist Katniss für ihre Rolle nach den traumatischen Erfahrungen nicht, vor allem weil ihre große Liebe Peeta Mellark (Josh Hutcherson) eine ähnliche Rolle wie sie auf der Seite des Präsidenten spielt. Entsprechend versagt Katniss, als sie in einem TV-Studio Propagandavideos drehen soll, die Strippenzieher Plutarch Heavensbee (Philipp Seymour Hoffman in seiner letzten Rolle) für sie erdacht hat. Erst als sie das Elend an der Oberfläche mit eigenen Augen sieht, wird ihr revolutionärer Geist geweckt und sie stellt sich dem Kampf.
Dass sich die Hunger Games-Reihe vor allem an eine (meist weibliche) Teenager-Zielgruppe richtet, wird schnell beim Blick in den gut gefüllten Kinosaal deutlich. Es wird aber schnell klar, dass hier keine lang gezogene Seifenoper aufgeführt wird, denn der dritte Teil wendet sich nach dem Ende der Hungerspiele im zweiten Teil nun durchaus ernsthaften politischen und existenziellen Fragestellungen zu. Zwar gibt es immer noch die bereits bekannte Dreiecks-Liebesgeschichte, wobei wahrscheinlich nur Frauen verstehen, was Katniss ausgerechnet am furchtbar langweiligen Peeta findet, doch wirklich relevant sind andere Themen. Die zerstörte Welt Panems wird in eindringlichen Bildern gezeigt, der mit ungleichen Waffen geführte Kampf gegen den hochgerüsteten Obrigkeitsstaat fordert seine Opfer. Katniss wird zur Marionette in einem grausamen Spiel, in dem sie sich und ihre Individualität behaupten muss; eine starke, reflektierte und zugleich zerbrechliche Frau und damit dann doch ein echtes Vorbild für die jugendliche Zielgruppe.
Der dritte Teil der Reihe setzt die Handlung der beiden Vorgänger logisch fort und hält die hohe Qualität auch ohne die bis dahin im Fokus stehenden Hungerspiele. Regisseur Francis Lawrence, der auch schon für den zweiten Teil verantwortlich war, nutzt die Chance, das dritte Buch ausführlich zu erzählen und der Geschichte so die nötige Tiefe zu geben. Der Übergangscharakter des Films auf dem Weg zum großen Finale bleibt zwar unübersehbar, doch bietet Mockingjay dennoch sehr gute Unterhaltung und eine fesselnde Geschichte. Die Verfilmung der Hungerspiele lebt nicht von der gewohnt wunderbaren Jennifer Lawrence allein. Philipp Seymour Hoffman, Elizabeth Banks (als Effie Trinket) und Woody Harrelson (als Haymitch Abernathy) ist ihre Spielfreude deutlich anzumerken. Umso bedauerlicher sind ihre viel zu kurzen Auftritte. Es ist schon schade, dass sich die Zuschauer nun wieder ein ganzes Jahr gedulden müssen.
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