Die private Krankenversicherung (PKV) ist vor allem für Selbstständige und Gutverdiener eine attraktive Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Doch was sind die Vor- und Nachteile einer privaten Krankenversicherung? Und für wen lohnt sich der Wechsel?
Was ist eine private Krankenversicherung?
Eine private Krankenversicherung ist eine Form der Krankenvollversicherung, die von privaten Versicherungsunternehmen angeboten wird. Sie unterscheidet sich von der gesetzlichen Krankenversicherung, die eine Pflichtversicherung für alle Arbeitnehmer, Rentner und bestimmte andere Personengruppen ist. Die PKV richtet sich an Personen, die sich freiwillig versichern können oder müssen, weil sie nicht in der GKV versichert sind oder sein können. Es gibt viele verschiedene Angebote auf dem Markt und ein unabhängiger Finanzdienstleister kann bei der Wahl der richtigen Krankenversicherung helfen.
Wer kann sich privat versichern?
Um sich privat versichern zu können, muss man bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Folgende Personengruppen können sich privat versichern:
- Selbstständige und Freiberufler, die keinem Arbeitgeber unterstehen.
- Beamte und Beihilfeberechtigte, die einen Teil ihrer Krankheitskosten vom Staat erstattet bekommen.
- Arbeitnehmer, deren Bruttoeinkommen über der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt, die 2023 bei 66.600 Euro liegt.
- Studenten, die nicht mehr über die Familienversicherung ihrer Eltern versichert sind.
- Nicht erwerbstätige Personen, wie Hausfrauen oder -männer, die nicht familienversichert sind.
All diese Personengruppen können sich privat versichern, müssen es aber nicht. Man kann auch freiwilliges Mitglied in der GKV bleiben oder werden. Allerdings muss man dann meist einen höheren Beitrag zahlen als in der PKV.
Vorteile einer privaten Krankenversicherung
Ein Vorteil der PKV ist, dass man sich seinen Versicherungsschutz individuell zusammenstellen kann. Man kann aus verschiedenen Tarifen und Leistungen wählen, die zum eigenen Gesundheitszustand und Bedarf passen. Zum Beispiel kann man sich für eine höhere Erstattung von Zahnbehandlungen, Sehhilfen oder Heilpraktikerleistungen entscheiden. Außerdem hat man in der Regel einen besseren Zugang zu Fachärzten, Privatkliniken und Chefarztbehandlungen.
Ein weiterer Vorteil der PKV ist, dass die Beiträge nicht vom Einkommen abhängig sind, sondern vom Alter, Geschlecht und Gesundheitsrisiko. Das bedeutet, dass junge und gesunde Versicherte oft günstigere Beiträge zahlen als in der GKV.
Nachteile einer privaten Krankenversicherung
Die Beiträge steigen bei einer privaten Krankenversicherung im Alter oft stark. Das liegt daran, dass die PKV keine Altersrückstellungen bildet, wie die GKV. Das heißt, dass die Versicherten ihre Beiträge für das aktuelle Jahr zahlen, aber nicht für die Zukunft sparen. Wenn sie älter werden und mehr Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen, müssen sie mehr zahlen. Außerdem werden die Beiträge jährlich an die Kostenentwicklung angepasst, was zu weiteren Erhöhungen führen kann.
Ebenfalls nachteilig bei der PKV ist, dass sie keine Familienversicherung anbietet, wie die GKV. Das bedeutet, dass jeder Versicherte einen eigenen Beitrag zahlen muss, auch Kinder und Ehepartner. Das kann vor allem für Familien mit mehreren Kindern sehr teuer werden. Zudem müssen die Versicherten oft hohe Selbstbeteiligungen in Kauf nehmen.
Gesundheitsprüfungen und Risikoaufschläge
Bei privaten Krankenversicherungen spielt die Gesundheit eine entscheidende Rolle. Folgendes sollte man wissen, bevor man sich nach einer PKV umschaut:
- Gesundheitsprüfungen: Bevor man sich in der PKV versichert, muss man sich einer umfassenden Gesundheitsprüfung unterziehen. Diese Prüfung dient dazu, den Gesundheitszustand und mögliche Vorerkrankungen festzustellen. Dabei werden medizinische Untersuchungen durchgeführt, Fragebögen ausgefüllt und gegebenenfalls sind auch Arztbesuche nötig. Die Ergebnisse der Gesundheitsprüfung beeinflussen maßgeblich die Beitragshöhe und die Leistungsbereiche in der PKV.
- Risikoaufschläge: Je nach den Ergebnissen der Gesundheitsprüfung kann es zu Risikoaufschlägen kommen. Das bedeutet, dass, wenn man als Versicherungsnehmer als risikoreicher eingestuft wird, die monatlichen Beiträge höher ausfallen. Risikoaufschläge können erhebliche Kostenunterschiede bedeuten, und es ist wichtig, sich vor Vertragsabschluss darüber im Klaren zu sein.
- Gesundheitsfragen und Wartezeiten: Zu allen Gesundheitsfragen muss man wahrheitsgemäße Angaben machen, da falsche Informationen zu Vertragswiderrufen führen können. In einigen Fällen kann es auch Wartezeiten für bestimmte Leistungen geben, insbesondere für bereits bestehende gesundheitliche Probleme.
- Alternative Tarife und Versicherer: Wenn man aufgrund von Gesundheitsproblemen hohe Risikoaufschläge oder Ablehnungen erhält, lohnt es sich, alternative Tarife oder Versicherer zu prüfen. Einige Anbieter haben spezielle Tarife für Personen mit Gesundheitsproblemen, die möglicherweise günstiger sind.
Für wen lohnt sich der Wechsel?
Der Wechsel von der GKV zur PKV ist nicht für jeden sinnvoll. Es kommt auf die persönliche Situation und Präferenz an. Generell gilt: Wer jung, gesund und gut verdienend ist, kann von einer privaten Krankenversicherung profitieren. Wer älter oder krank ist, sollte eher bei der gesetzlichen Krankenversicherung bleiben.
Wer sich für eine private Krankenversicherung entscheidet, sollte sich gut informieren und vergleichen. Denn der Wechsel ist meistens endgültig und ein Rückkehrrecht in die GKV gibt es nur unter bestimmten Voraussetzungen. Außerdem sollte man sich bewusst sein, dass die PKV ein langfristiger Vertrag ist, der hohe Kosten und Risiken mit sich bringen kann.
Rückkehr in die gesetzliche Krankenversicherung
Der Wechsel von der privaten Krankenversicherung zurück in die gesetzliche Krankenversicherung ist meist nicht einfach. Man kann nämlich, wie eben erwähnt, nur unter bestimmten Bedingungen in die GKV zurückkehren. Dazu gehört beispielsweise, dass das Einkommen unterhalb der Versicherungspflichtgrenze liegt. Auch wer älter als 55 Jahre ist, hat in der Regel keine Chance mehr auf Rückkehr.
Unter gewissen Voraussetzungen kann diese aber dennoch möglich sein. Es ist daher ratsam, sich vor einem geplanten Wechsel zurück in die GKV ausführlich beraten zu lassen. Krankenkassen, Versicherungsberater und die Deutsche Rentenversicherung können bei der Entscheidungsfindung und dem Prozess unterstützen. Eine gründliche Recherche und Beratung sind unerlässlich, um die richtige Entscheidung zu treffen und mögliche Überraschungen zu vermeiden.
Fazit
Die private Krankenversicherung bietet viele Vorteile, wie eine individuelle Gestaltung des Versicherungsschutzes, einen besseren Zugang zu medizinischen Leistungen und steuerliche Vorteile. Allerdings hat sie auch einige Nachteile, wie steigende Beiträge im Alter, keine Familienversicherung und hohe Selbstbeteiligungen. Der Wechsel von der GKV zur PKV sollte daher gut überlegt sein und von der persönlichen Situation und Präferenz abhängen.
Was auch jedem klar sein muss: Eine private Krankenversicherung ist, im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung, nicht verpflichtet, jeden Bürger aufzunehmen. Sie muss wirtschaftlich arbeiten. Die Versicherungsunternehmen prüfen daher die Gesundheit der Antragsteller genau und entscheiden anhand der Prüfungsergebnisse, ob sie ihnen überhaupt eine Versicherung anbieten. Außerdem können sie auch Risikoaufschläge bei Vorerkrankungen erheben.
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