von Stephen Weber
Während der SV Mehring als Aufsteiger in die Oberliga gewaltig die Zähne zusammen beißen muss, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten, mischt seine zweite Garnitur derzeit gehörig und mit viel Verve die Bezirksliga auf. Seit nunmehr acht Spielen am Stück ist die Zwote ungeschlagen und hat sich als Resultat dieses Höhenflugs als ärgster Verfolger der vermeintlich enteilten Wittlichern positioniert. 5vier.de hat mit der Mannschaft der Stunde gesprochen.
Es war an einem Sonntag Anfang Oktober in Föhren um circa 16.15 Uhr – Die Spieler des SV Mehring II trotteten nach einer 1:2-Niederlage mit hängenden Schultern in Richtung Kabine, in der sie sich erst einmal nach der vierte Pleite in Serie selbst hinterfragen mussten. Doch niemand sollte so recht eine Antwort finden, wie dieser Leistungseinbruch zu erklären war. Runde zwei Monate später betreibt Christian Alt, Top-Stürmer mit bereits elf Saisontreffern, rückschauend Ursachenforschung: „Der Saisonstart war wirklich schwach von uns. Wir konnten spielerisch nicht so überzeugen und die Gegner haben sich besser auf uns eingestellt. Die Leichtigkeit eines Aufsteigers war einfach verloren.“ Auch sein Trainer Markus Kuhnen diagnostiziert die Defizite seiner Mannschaft offenherzig: „In dieser Phase der Saison waren wir einfach nicht konsequent genug. Wir haben unsere Chancen nicht genutzt und den Gegner zum Tore schießen eingeladen, teils durch katastrophale Fehlpässe in der Abwehr.“
Umdenkprozess eingeleitet
Die passende Antwort fand der Übungsleiter gemeinsam mit seinen Spielern außerhalb der Meisterschaftsspiele. So meint Kuhnen: „Ich habe den Jungs gesagt, dass das so nicht geht. Fußball heißt nicht einfach nur, das normale Programm abspulen und fertig. Da muss mehr Leidenschaft her, denn so wie man unter der Woche trainiert, tritt man am Spieltag auch auf den Rasen. Ich glaube, damit wurde ein Umdenkprozess in der Mannschaft eingeleitet.“ Das bestätigt auch Stürmer Alt: „Wir haben infolge der Pleiten-Serie stärker und konzentrierter trainiert und das hat sich ausgezahlt. In den vergangenen Partien haben wir konditionell wesentlich frischer als unsere Gegner gewirkt. Das macht vor allem in der Endphase der Hinrunde einen bedeutsamen Unterschied aus.“
Aber auch an der Taktiktafel richtete Kuhnen seine Elf neu aus: „Früh stören, die Räume eng machen und das, wenn möglich, schon in der Spitze“, lautet die Geheimformel des Leistungsanstiegs. Und das merkten nach Christian Alt nicht nur die gegnerischen Feldspieler: „Unser Torwart Maurice Schmotz kam letztens in der Halbzeit grinsend in die Kabine und meinte ‚Jungs, das sieht ja richtig nach Powerplay aus!‘. Das soll schon was heißen, wenn der eigene Torwart das anerkennt.“ Mit diesem neuen Selbstvertrauen gelang es der zweiten Mehringer Mannschaft namhafte Kontrahenten im Poker um die oberen Tabellenplätze auszustechen. Ob 4:1 gegen Krettnach, 3:1 gegen Dörbach oder 4:2 gegen Irsch, in den zurückliegenden Wochen war keine Mannschaft gefeit vor der Mehringer Dampfwalze. „Durch die Erfolgsserie und die bessere Trainingsleistung hat die Mannschaft einfach gespürt, dass sie jeden schlagen kann. Wenn wir da weiter anknüpfen können, ist es unser Ziel, die Wittlicher so lange wie möglich zu ärgern. Die Saison ist noch lang und wenn der Tabellenerste schwächelt, müssen wir direkt da sein“, schielt Kuhnen mit einem Augen bereits in die Glaskugel.
Die Offensive als Prunkstück
Bei diesem ambitionierten Projekt baut der Teamchef vor allem auf das Prunkstück seiner Mannschaft – die Offensivabteilung, die mit 42 Toren die gefährlichste Front der Bezirksliga bildet und die maßgeblich durch den 11-Tore-Angreifer Christian Alt beflügelt wird. Über ihn sagt sein Coach: „Christian ist mit seinen 29 Jahren und den vielen Rheinlandliga-Einsätzen einer der Erfahrenen in der Mannschaft und somit ein wichtiger Baustein des gesamten Teams. Er kümmert sich auch außerhalb des Fußballs um viel, weshalb wir uns glücklich schätzen können, dass er für unseren Verein aktiv ist.“ Die Befürchtung, sein Stürmer könnte bald nur noch für die erste Mannschaft in der Oberliga auf Torejagd gehen, muss der Trainer freilich nicht haben. So lässt der Goalgetter durchblicken: „Ich saß zwar bei der Ersten gegen Salmrohr auf der Bank, aber ich glaube nicht, dass ich dort noch spielen werde. Ich bin jetzt auch in einem Alter, da schmerzen die Knochen montags nach einem hart umkämpften Spiel. Ich fühle mich in der Zweiten sehr wohl und das soll auch so bleiben.“
Aber bei einer anderen Sache würde der Torjäger nicht nein sagen: „Mit 11 Saisontreffer bin ich in der Torjägerwertung mit oben dabei. Das wäre natürlich eine tolle Sache, wenn ich mir die Torjägerkrone nach der gesamten Runde aufsetzen könnte und ich bin mir sicher, meine Mannschaft wird mich hierbei unterstützen. Aber so wichtig ist es mir nun auch nicht. Am Freitag hat mich der Schiedsrichter in Dörbach gefragt, ob ich den einen Treffer erzielt hätte und ich habe ehrlich zugegeben, dass der Ball bereits hinter der Linie war. Wichtiger ist für mich, dass die Mannschaft gut spielt und wir unsere Pflichtaufgaben erfüllen.“
Dreht die Offensive der Zwoten im roten Bereich – sieht es bei der Abwehr anders aus. In nur einer Begegnung blieb der Sportverein ohne Gegentreffer (beim 6:0 über Konz). Folglich sieht der Trainer gerade hier Verbesserungspotential: „Es stimmt, wir kassieren zu viele Gegentreffer. Daran ist aber nicht nur die Abwehr, sondern die ganze Mannschaft Schuld. Die entscheidenden Fehler werden oftmals bereits im Mittelfeld begangen. Aber auch hier erkenne ich in den letzten Partien einen eindeutigen Aufwärtstrend.“ Mehring II – Ein Verein, der angesichts der aktuellen Erfolgswelle sicherlich lieber auf die Winterpause verzichten und stattdessen weiterhin auf dem Rasen Dampf machen würde.
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