Es weihnachtet. Unaufhaltsam. Und auch wenn man über Geschmack nicht streiten sollte, stellt 5vier Reporter Lars Eggers die fünf schrecklichsten Weihnachtsdekos des Jahres vor.
Ah. Weihnachten. Endlich ist wieder Zeit für Lebkuchen, Weihnachtsmärkte und Geschenke. Leider ist es auch die Zeit von überfröhlichen, glühweinbetriebenen Touristengruppen, Steusalzknappheit – und von erschlagenden Weihnachtsdekorationen.
Es sind die fröhlichen Wochen, in denen ich – gerade in den letzten Jahren – immer häufiger das Bedürfnis verspüre, trotz winterlichen Wetters und früh über unser lebhaftes Moselmetropölchen hereinschleichende Dunkelheit, eine Sonnenbrille tragen zu müssen. Der Grund sind die wahnsinnige Weihnachtsstimmung (Betonung auf „wahnsinnig“)verbreitenden Lichter und Schmuckstücke, die mitunter als Weihnachtsdekoration zum Einsatz kommen.
Klar, über Geschmack kann und soll man nicht streiten – habe ich auch gar nicht vor. Ich möchte dem geneigten weihnachtstrunkenen Leser hier ganz neutral einige Beispiele für die wundervoll schrecklichen Dekorationsmöglichkeiten aufzeigen, die der schmückwillige Weihnachtsfan dieses Jahr seinem Repertoire hinzufügen kann.
Wahnsinns-Weihnachtsdeko #1: Hut ab! Licht an!
Vor einigen Jahren gab es eine Revolution in der Beleuchtungstechnik: die erschwinglichen LEDs. Das bescherte uns lange und hell leuchtende Taschenlampen, illuminierte Computerkabel – und natürlich Massen an blinkenden Weihnachtsmann-Mützen. Seither gibt es in jedem mehr oder weniger hippen Geschäft eine breite Auswahl an beleuchteten Kopfbedeckungen im „X-mas“ Design zu erwerben.
Der Stil der Illumination reicht von einer Hommage an die großen Casinos des Las Vegas Strips bis hin zu einer Neuaufführung der Love Parade Lasershow von 1998. Da ist es kein Wunder, wenn vorüberziehende Passanten hin und wieder mal mit Schaum vor dem Mund zuckend zusammenbrechen. Da muss man zu Weihnachten halt durch. Wenigstens können die Träger dieser Mützen im Dunkeln die Glühweinkarte lesen – wenn sie nicht gerade einen Elektroschock der enorm preiswert produzierten Batterieeinheit ihrer Kopfbedeckungen genießen dürfen.
Wahnsinns-Weihnachtsdeko #2: Pullover – tragbare Weihnachtswolle
Sie begannen als scherzhafte Anspielung auf den Kleidungsstil gutbürgerlicher Amerikaner. Pullis mit Rentierherden, überfröhlichen Elfen oder Weihnachtsmännern, deren Augen einem folgen, wohin man auch geht; alles in der im Dunkeln leuchtenden Wolle von glücklichen Neon-Schafen aus Bodenhaltung gestrickt – damit auch ja keiner den Scherz übersieht. Irgendwo in den letzten Jahren ist der Witz aber ungefähr genauso kratzig geworden, wie die billige Wolle der überziehbaren Weihnachtsstrickereien. Für eine kurze Zeit mag die Häßlichkeit ja ganz nett sein, aber wenn sie dann vom ersten Advent bis nach Weihnachten getragen wird, kann das Ganze schon mal etwas säuerlich werden – und den Geruch von echten Rentieren annehmen…
Wahnsinns-Weihnachtsdeko #3: Was bei drei nicht an den Bäumen ist
Eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen ist das vorweihnachtliche Schmücken des Baumes: Kugeln aufhängen, Lichterkette entwirren und die Katze daran hindern das Lametta zu fressen. Natürlich ist solch altmodische Romantik völlig unangebracht. Heutzutage muss der Baum die volle Individuality des Schmückers widerspiegeln. Fan der allseits beliebten Vampir-Romanz-Romanen? Kein Problem! Die „Twilight“ Baumdeko ist für fast gar nicht teures Geld im Fanshop erhältlich. Auch alle anderen Vorlieben können problemlos am Baum erhängt – Entschuldigung, ich meine natürlich aufgehängt werden: Musikgruppen, Kinofilme, ja sogar politische Ausrichtungen und Lebensmittel finden Platz am Weihnachtsbaum. Fragt sich nur – bleibt da noch Platz für Weihnachten?
Wahnsinns-Weihnachtsdeko #4: Es werde Licht
Wer gut wohnt, der will das auch zeigen. Und wer in dieser heiligen Zeit weihnachtliche Stimmung verbreiten will, der macht das am besten mit hauseigener Weihnachtslichtern in der Stärke der durchschnittlichen Stadionbeleuchtung. Hier gilt: Masse und Lumen ersetzen Geschmack. Wen kümmert es schon, ob das Ganze aussieht, wie das Bild eines dreijährigen, der gerade eine Packung gigantischer, lumineszenter Buntstifte in die Finger bekommen hat, solange nur Jumbo-Jets das Haus mit den Landemarkierungen des Flughafens Luxemburg verwechseln.
Hier geht es um Selbstdarstellung und Nachbarschaftsliebe! Und zwar rund um die Uhr, denn schlafen kann bei dem Licht ja eh keiner mehr. Und wenn ein Haus so viel Strom verbraucht, wie ein ganzes Eifeldorf, dann freuen sich ja auch die Betreiber der Atomkraftwerke – die verschenken sonst ja nur strahlenden Abfall…
Wahnsinns-Weihnachtsdeko #5: Weihnachts-Warfare
Ich weiß, keiner von uns wird je mit dieser Art von Weihnachtsdeko konfrontiert werden, denn die Bundeswehr muss ja sparen, damit wir die deutsche Freiheit und Demokratie südlich des Mittelmeeres bewahren können. Aber ich konnte euch das einfach nicht vorenthalten.
In den USA zieren derzeit bunte Lichter viele Kasernen der Army. Offen gesagt dürfte das der sinnvollste Einsatz des amerikanischen Militärbudgets in den letzten Jahren sein, aber welche Botschaft sendet das dem Rest der Welt? Aggressive Vorneverteidigung im Geist von Weihnachten? Geben ist seeliger denn nehmen – mit großem und mit kleinem Kaliber? Folgt dem Stern nach Bethlehem: im Stealth-Bomber mit roter Nase? Weihnachten hin oder her – man kann es wirklich übertreiben.
Also ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich habe aus diesem Artikel eine wichtige Sache gelernt: Mit Rücksicht auf meine Mit-Trierer werde ich weder bunte Lichter, noch frohe Farben zu Weihnachten tragen und mit Rücksicht auf meine Stromrechnung werde ich auch mein Haus und meinen ganz persönlichen Schützenpanzer gänzlich ungeschmückt lassen.
Na dann, frohe Weihnachten.
This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Germany License.
Claas meint
Hai! Hatte es schon mal probiert aber mein Kommentar scheint nicht durchgekommen zu sein.
Sehr geil und sehr wahr! Bitte mehr davon! 🙂