Derby-Sieg verpasst – Eintracht Trier kehrte mit einem mageren 0:0 bei der TuS Koblenz an die Mosel zurück. Nach einer starken ersten Halbzeit fehlten der Mannschaft von Trainer Roland Seitz urplötzlich die Ideen. Über 90 Minuten kreativ zu spielen, fällt der Eintracht trotz einiger Fortschritte noch schwer.
Der gefeierte Mann des Tages lächelte zufrieden auf dem Podium bei der Pressekonferenz. Roland Seitz blieb auch am 47. Geburtstag seinem Job treu und stand 90 Minuten an der Seitenlinie. Doch wo Thomas Kraus nach dem 0:0 von Eintracht Trier im Derby bei der TuS Koblenz befürchtete, dass der Trainer mit diesem Geschenk gar nicht glücklich wäre, wirkte Seitz ausgeglichen und gelassen. „Endlich haben wir mal wieder schönen Fußball gespielt“, sagte der Trainer ins Mikrofon. „Leider haben wir einige Hochkaräter ausgelassen. Das hat gefehlt, um hier auch den Sieg einzufahren.“
Warum die Eintracht vor 3.678 Zuschauern im Stadion Oberwerth nicht jubeln durfte, das schrieb das Geburtstagskind auch der Spielweise der Heimelf zu, die ihre Position als Schlusslicht der Regionalliga-Tabelle dazu nutzte, sich mit aller Macht in der eigenen Hälfte zu verbarrikadieren. „Die standen nur mit Mann und Maus hinten drin“, bemängelte Seitz. „Für so eine Art wären wir in Trier nach zehn Minuten ausgepfiffen worden.“
Tatsächlich durfte der Trainer auch nach dem ersten Auswärtsspiel ohne Sieg einige Erkenntnisse mit auf den abendlichen Heimweg in die Oberpfalz nehmen, die ihn beruhigen durften. So war es ein Spiel, in dem die Mannschaft in einer starken ersten Halbzeit durchaus die Belohnung verpasste, die das Derby sicherlich in ganz andere Bahnen gelenkt hätte. Da trat die Eintracht erneut im 4-1-4-1-System an, das gegen die kompakten Platzherren deutlich elanvoller interpretiert wurde, als noch eine Woche zuvor gegen den SV Elversberg. In der Woche hatte die Eintracht im Training besonders am Ballbesitz gefeilt, an der Kontrolle. Wo es in der Bundesliga mittlerweile regelmäßige Statistiken gibt, die jeden Sprint, jeden gelaufenen Kilometer, jeden Fehlpass gnadenlos aufdecken, ist die Welt der Zahlen in der Regionalliga zwar noch eine unerforschte Welt. „65 Ballbesitz“, beanspruchte Eintracht-Verteidiger Oliver Stang dennoch für seine Mannschaft. Falsch lag er damit wohl nicht.
Alon Abelski riss in der Kreativzentrale neben Fahrudin Kuduzovic das Spiel an sich, glänzte mit überraschenden Pässen in die Spitze, während Außenverteidiger und Flügelspieler sich in die freien Räume bewegten. Was fehlte, war der letzte Punch vor dem Tor. Abelski verpasste nach einem Dribbling die goldene Vollendung (23.), Denny Herzig scheiterte nach einer feinen Hereingabe von Ahmet Kulabas an Kadir Yalcin (31.), Kulabas fand kurz darauf nach einem harmlosen Abschluss ebenfalls seinen Meister in dem jungen TuS-Torhüter. „So viele Chancen hatten wir in den drei Spielen zuvor nicht“, stöhnte Thomas Kraus. Die Belohnung in Form eines Tores blieb aber aus. Gleichzeitig wurde Koblenz in Schach gehalten. Einer der offensiven Mittelfeldspieler deckte immer Mineiro zu, der so nicht die Fäden im Aufbau des ideenlosen Aufsteigers ziehen konnte. Der ehemalige brasilianische Nationalspieler, der vor drei Jahren bei Chelsea London noch mit Didier Drogba auf dem Platz stand, blieb so wirkungslos.
Doch dann kam die zweite Halbzeit, in der die Eintracht nicht an ihre starke Leistung anknüpfen konnte. Die Leidenschaft ließ nach, das Koblenzer Bollwerk wurde von Minute zu Minute unüberwindlicher, die Ideen im Aufbauspiel blieben aus, Chancen konnten an zwei Fingern abgezählt werden. Zwar musste Yalcin erneut einen Alleingang von Abelski abwehren (67.), doch auch die Heimelf kam mit ihren Entlastungsangriffen zu Chancen. David Sasse zog aus 25 Metern mutig an, der Ball zischte am Gehäuse der Eintracht vorbei (66.), einen Freistoß des Angreifers lenkte Andreas Lengsfeld in letzter Sekunde an die Latte (71.) . Der Torhüter ersetzte André Poggenborg, der mit einer Muskelverhärtung passen musste. In der Schlussphase setzte der eingewechselte Wojciech Pollok für die Eintracht noch einen Kopfball am Tor vorbei (89.).
„Wir müssen effizienter werden“, war für Stang die Crux des Spiels. „Wenn wir hier in Führung gehen, schießen wir wahrscheinlich noch ein, zwei Tore mehr.“ Trainer Seitz sah hingegen die Fortschritte – das sechste Spiel, in dem die Eintracht ohne Gegentreffer blieb, die Dominanz und Spielfreude in der ersten Hälfte. „Wir können halt nicht immer gewinnen.“ Seine Spieler wirkten aber geknickt. Michael Dingels trug traurig den Medizinkoffer in die Kabine, Thomas Kraus sprach mit enttäuschter Stimme. Für ihn war der Punkt zu wenig. „Bei aller Liebe – hier müssen wir einfach gewinnen.“
Statistik
TuS Koblenz – Eintracht Trier 0:0
Koblenz: Yalcin – Ok, Mund, Barletta, Gentner – Göderz, Mineiro – Arslan, Stahl, Nakai (46. Hawel) – Sasse (90.+2 Urwin).
Trier: Lengsfeld – Cozza, Stang, Herzig, Drescher – Karikari – Kraus, Abelski, Kuduzovic (66. Hauswald), Knartz (73. Pagenburg) – Kulabas (83. Pollok).
Schiedsrichter: Benjamin Brand (Gerolzhofen).
Zuschauer: 3678.
VIDEO-Stimmen zum Spiel
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