Aus dem Moselstadion berichtet
Andreas Maldener (Text und Fotos)
„Wenn man auswärts gewinnt, freut man sich immer aufs Heimspiel, das ist auch im Moment wieder so.“ Roland Seitz sitzt locker und gelöst im Presseraum des Backsteingebäudes unmittelbar neben dem Moselstadion. Genau dort, auf dem satten Grün, das gerade für die bevorstehenden 90 Minuten gestutzt wird, will der Cheftrainer des Fußball-Regionalligisten Eintracht Trier mit seiner Mannschaft morgen (14 Uhr) gegen den SC Wiedenbrück 2000 die nächsten drei Punkte einfahren. Drei Punkte, die womöglich sogar die Tabellenführung in der Regionalliga West bedeuten könnten.
Foto: Beobachtet seine Jungs genau! Trainer Roland Seitz setzt gegen den SC Wiedenbrück auf Kontinuität und hofft so auf drei Punkte.
Die derzeitige Situation der Eintracht, sich nach zehn Spielen auf Rang zwei der Tabelle in unmittelbarer Schlagdistanz zu Spitzenreiter SC Verl zu befinden, beschreibt Seitz als äußerst angenehm. Das überträgt sich, so der Trainer, auch auf die Mannschaft:“Die Stimmung in der Mannschaft ist hervorragend, es ist mittlerweile ja kein Geheimnis mehr, dass die Jungs hungrig sind und miteinander Erfolg haben wollen.“ Seine eigene Aufgabe beschränkt Seitz dabei darauf, „die Mannschaft auf den Punkt, sprich morgen, fit zu kriegen und dahin zu bringen, dass wir wieder ernst sind, und den Spaß auf heute oder eben morgen nach dem Spiel verschieben.“
Diese Marschroute des Trainers scheint die Mannschaft aber ohne dessen besonderes Zutun verinnerlicht zu haben, das zeigte auch die heutige Trainingseinheit.Vor dem Trainingsbeginn hieß es zuerst einmal Autogramme schreiben für die jungen Kicker der Eintracht. Die Idole der kleinen Nachwuchsspieler ließen sich viel Zeit beim Signieren von Bällen, Trikots und sogar Schuhen. Auch beim anschließenden Handball als Warmmachübung hatten die Jungs auf dem Trainingsplatz noch reichlich Spaß.
Doch mit der Dauer der Trainingseinheit zeigte sich dann auch der nötige Ernst vor dem richtungsweisenden Spiel gegen Wiedenbrück. Im Trainingsspiel arbeiteten sämtliche Spieler sehr akribisch und konzentriert, das Lächeln war zwar weiterhin zu sehen, doch die nötige Anspannung nahm langsam aber sicher Überhand, genauso, wie der Trainer es gefordert hatte.
Für das morgige Spiel gegen Wiedenbrück setzt Seitz indes erneut auf Kontinuität statt auf ständige Rotation im Team: Sollte es überhaupt einen Wechsel in der Startelf geben, dann wird sich dieser auf der Torwartposition abspielen. Nach seiner roten Karte nach nur zwei Minuten im Auswärtsspiel bei den Sportfreunden Lotte ist Andreas Lengsfeld nach zwei Spielen Sperre nun wieder spielberechtigt. Sein Vertreter André Poggenborg machte seine Sache derweil sehr gut, sowohl im Heimspiel gegen Schalke (1:0) als auch beim 0:3-Auswärtserfolg vom vergangenen Wochenende in Bochum zeigte Poggenborg kontinuierlich gute Leistungen. Auch deswegen wollte sich Roland Seitz wohl auf der heutigen Pressekonferenz noch nicht endgültig festlegen. Ein Gespräch mit beiden Torhütern soll Klarheit schaffen, wer morgen zwischen den Pfosten stehen darf.
Klar ist hingegen, dass Olivier Mvondo nach seiner durchwachsenen Leistung am vergangenen Wochenende erneut in der Startelf stehen wird. Seitz rechtfertigt seine Entscheidung so:“Zu Mvondos Leistung muss man fairerweise sagen, dass auch andere wieder eine Chance bekommen haben. Wir hatten genau das mit Asma in Bielefeld gehabt, gegen Dortmund hat auch er wieder gespielt. Die Mannschaft spielt im Gesamtverbund gut, und deswegen werde ich einen Teufel tun, diese Mannschaft zu verändern.“ Seitz klare Linie im Umgang mit seinen Spielern ist auch bei dieser Entscheidung klar und deutlich zu erkennen, er setzt auf Kontinuität statt Rotation, ein schwaches Spiel wie bei Mvondo bedeutet unter seiner Regie nicht sofort einen Platz auf der Bank. Der Kameruner hatte seine Anteile ambisherigen Erfolg der Eintracht in dieser Saison, auch und gerade deshalb darf er gegen Wiedenbrück beweisen, dass er den Stammplatz verdient hat. Seitz ist sich dabei aber durchaus bewusst, dass eine solche Entscheidung nicht jeden seiner Spieler freuen kann.“Natürlich ist diese Situation für einen Lukas Mössner sehr unbefriedigend, auch Thomas Riedl will sicherlich nicht ewig auf der Bank sitzen.“ Dennoch erwartet der Trainer, „dass die Herrschaften, die aktuell auf der Bank sitzen, wenn sie eingewechselt werden, genau so viel Engagement zeigen wie bisher, weil sie dann auch schnell belohnt werden.“
Weiterhin ausfallen wird hingegen Michael Dingels. Der gebürtige Bitburger im Trikot mit der Porta Nigra auf der Brust trainierte zwar anfangs der Woche rege mit und konnte nahezu alle Übungen absolvieren. Doch beim Torschusstraining in der Mittwochseinheit meldete sich Dingels lädiertes Knie zurück, er brach das Training sofort ab. Zwar gab Mannschaftsarzt Dr. Peter Krapf Entwarnung bezüglich einer schlimmeren Verletzung, eine Rückkehr des Abwehrspielers in die Mannschaft rückt damit aber wohl erneut in die Ferne.
Dennoch kommt nach den erfolgreichen vergangenen Wochen, die gekennzeichnet waren durch Siege gegen zweite Mannschaften, am morgigen Samstag keine zweite Mannschaft mehr ins Moselstadion. Mit dem SC Wiedenbrück 2000 trifft der SVE auf ein Team, das Seitz klar von den U23-Mannschaften zu unterscheiden weiß:“Die U23-Mannschaften wollen Fußball spielen, das könnte morgen durchaus anders sein. Wiedenbrück wird denke ich sehr tief und kompakt stehen, und versuchen, mit Zweikampfstärke dagegenzuhalten.“ Gerade diese Robustheit und Zweikampfstärke der ersten Mannschaften, darunter auch Wuppertal und Münster, gegen die die Eintracht beide Male den Kürzeren zog, wird morgen vermutlich ausschlaggebend sein für den Spielausgang. „Ich habe versucht die Mannschaft darauf vorzubereiten“, so Seitz, „und hoffe, dass wir all das, was wir in den letzten Wochen gelernt haben und verbessert haben, so umsetzen können.“ Wiedenbrück steht nach zehn Spieltagen mit acht Punkten auf Tabellenplatz 16, sechs Niederlagen stehen zwei Unentschieden sowie zwei Siege gegenüber.
Dass seine Mannschaft mit einem Sieg morgen gegen Wiedenbrück die Tabellenführung erobern könnte, freut den Oberpfälzer zwar, sei aber nicht entscheidend:“Es ist schön wenn man Tabellenführer ist, aber es wird nach wie vor keine Änderung der Zielsetzung geben, sollten wir Tabellenführer sein.“ Was den Trainer in seiner Meinung so festigt, ist die Tatsache, „dass wir nach zwei Niederlagen in den nächsten Spielen auch wieder Neunter sein könnten.“ Ob Tabellenführung oder nicht, zum morgigen Spiel hofft Seit wie die gesamte Mannschaft auf die Unterstützung der Zuschauer:“Wir hoffen auf eine gute Kulisse, denn wir werden alles tun, dass wir unseren Fans einen Sieg zurückgeben.“
SV Eintracht Trier 05 vs. SC Wiedenbrück 2000
Samstag, 23. Oktober, 14 Uhr, Moselstadion
Hintergrund:
Unterdessen kam am heutigen Freitag erneut Bewegung in die Debatte um die geplante Reform der vor zwei Jahren eingeführten dreigleisigen Regionalliga. Der Bundestag des Deutschen Fußball Bundes (DFB) hat sich heute mit nur 25 Gegenstimmen uns sieben Enthaltungen bei 223 Ja-Stimmen für den „Fünf-Punkte-Solidarpakt“ von DFL-Präsident Reinhard Rauball ausgesprochen. Demnach werden, beginnend bei der Spielzeit 2012/2013, in Trägerschaft der Regionalverbände fünf statt bisher drei Regionalligen an den Start gehen (Nord, Nordost, West, Südwest und Bayern). Die Anzahl der zweiten Mannschaften der Proficlubs soll auf maximal sieben pro Staffel begrenzt werden. Die Qualifikation für diese fünfgleisige Regionalliga findet demnach in der Saison 2011/2012 statt. Der Aufstieg in die eingleisige 3. Liga wird über eine Qualifikationsrunde ausgespielt, wobei die Regionalliga-Südwest zwei Vertreter entsenden darf. Genauere Details wurden nicht bekannt, eine Kommission wird sich bis zum Start der füngleisigen Regionalliga mit den Regularien befassen.
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Trierer meint
Scheint ne gute Stimmung zu herrschen im Team. Ich glaube, dass Seitz das ganz gut macht. Morgen schon Tabellenführer?