Die „Rocky Horror Show“ jetzt wieder im Theater Ihres Vertrauens. Und der „Time Warp“ begeistert das Trierer Publikum wie eh und je. Wie bereits angekündigt, war am vergangenen Samstagabend Premiere – 5vier.de war dabei.
Was braucht man um einen gelungenen Theaterabend zu verleben? Selbstverständlich die Eintrittskarte, passende Kleidung für den gegebenen Anlass wäre auch nicht schlecht: also ein feines Kleid für die Oper, Krawatte zur Operette und die gewaschene Jeans zum Schauspiel. Vielleicht ein Gläschen Sekt zur Einstimmung. Im Theater Trier braucht man seit dem 11. Dezember nun auch noch Strapse, Reis, Toilettenpapier, Toastbrot und Feuerzeug.
Wie das kommt? Singende Transvestiten und tanzende Aliens machen es möglich. Denn nach über zehn Jahren der Abstinenz ist die Rocky Horror Show ins heimische Theater zurückgekehrt und endlich darf man wieder Reis und Konfetti auf die Bühne werfen.
Doch den Zuschauer erwarten nicht nur die üblichen Corsagen, hochhackigen Plateau-Pomps und jede Menge nackte Haut sondern auch mitreißende, altbekannte Songs, die jeden noch so bewegungsfaulen Musikmuffel wenigstens mit den Füßen wippen lassen.
Bitte mitbringen: Strapse
Vor allem Michael Ophelders als Frank’N’Furter begeisterte das Publikum und erntete tosenden Applaus. Überhaupt musste jeder, der beim Applaudieren etwas von den Darstellern sehen wollte, sich von seinem Platz erheben um über die stehenden Ovationen der anderen Zuschauer hinweg schauen zu können.
Die Darsteller überzeugten sowohl einzeln als auch im Team, was dazu führte, dass man sich kaum entscheiden konnte, wem oder was man gerade seine Aufmerksamkeit schenken sollte. Etwa dem drolligen Paar Janet und Brad, gespielt von Stephanie Wettich und Jan Schuba, die Frank und seinem Hofstaat anfangs gegenüber standen wie Eva der Schlange und letzten Endes beim Abflug des UFOs aus ihrem „Paradies“ vertrieben wuden. Oder dem mörderischen Geschwisterpaar Riff Raff, alias Michael Kargus und Magenta, alias Barbara Ullmann, die mit ihrem nahezu perfekt abgestimmten Spiel begeisterten. Dann wären da natürlich noch Frank selbst und sein Boy Toy Rocky, besser bekannt als Tim Olrik Stöneberg, der quängelnd fast überzeugender war, als in Muskelprotz-Pose.
Der Auftritt von Helmut Leiendecker als Eddie war für die Trierer Herzen ein besonderes Highlight. Zwar konnte er in den Augen der Zuschauer stimmlich nicht mit den Anderen mithalten, doch seine Erscheinung allein hat bereits Kult-Status erreicht. Nach der Premiere gab er zu, dass seine größte Sorge tatsächlich der Sprit im Tank seines Motorrades war, das in den letzten Proben mitten auf der Bühne den Geist aufgegeben hatte.
Standing Ovations
Regisseur Holger Hauer schafft es das Publikum mitzureißen in eine Rocky-Inszenierung, die stimmig ist und von der ersten bis zur letzten Minute Begeisterung beim Publikum weckt. Vor allem eine gewisse Freude am Detail und die Einbindung des Publikums verleihen der Inszenierung eine besondere Note. So kontrollieren Barbara Ullmann und Sabine Brandauer vor Beginn der Vorstellung als Mitglieder der Feuerwehr Trier das Publikum auf seine „Brandgefahr“ und sichern die „Notausgänge“ in den Ausschnitten der weiblichen Zuschauer.
Sowohl die Kostüme als auch das Bühnenbild sind aufwändig und extravagant und selten hat man im Theater so viele Licht und Schattenspiele, Soundeffekte und technische Spielereien gesehen.
Insgesamt erwartet einen in dieser Inszenierung eine „Rocky Horror Show“, die zwar etwas typisch anmutet, aber durch und durch gelungen ist. Was man nicht zuletzt an den überschwänglichen Reaktionen des Publikums ausmachen konnte, das selten so Feuer und Flamme für eine Aufführung war wie für diese. In diesem Zuge hätte man sich wünschen können, dass mehr Magentas und Franks im Publikum sitzen. Vielleicht sieht man ja bei der zweiten Vorstellung etwas mehr toupiertes Haar und hochhackige Schuhe vor der Bühne.
Bleibt nur noch zu sagen: „Let’s do the Time Warp again!“
Für alle, die sich die Rocky Horror Show im Theater Trier nicht entgehen lassen möchten – hier die Termine für die kommenden Vorstellungen.
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