Das neuste Werk aus dem Hause Marvel führt uns zurück in die 40er Jahre, wo „Captain America“ gegen einen fiesen Bösewicht antritt. Action-Spaß oder patriotischer Kitsch? 5Vier.de-Redakteurin Silke Meyer hat sich den Film angesehen.
Steve Rogers will unbedingt in den Krieg ziehen. Nicht, weil er den Krieg verherrlicht. Er hält es einfach nur für seine Pflicht, gegen das Böse zu kämpfen. Leider scheint die Armee alles andere als begeistert über seine Einsatzbereitschaft. Steve ist klein und schmächtig, leidet an Bluthochdruck und Asthma und verkörpert daher nicht den optimalen Soldaten. Immer wieder versucht Steve sein Glück, immer wieder wird er ausgmustert. Dass sein bester Freund Bucky das schafft, was ihm verwehrt blieb, ist nicht unbedingt ein Trost.
Steve Rogers – Klein aber Oho!
Doch dann wendet sich das Blatt. Der deutsche Wissenschaftler Abraham Erskine will in Amerika einen Supersoldaten schaffen und hat Steve ausgewählt. Nicht, weil er stark ist, aber weil der Junge das Herz am rechten Fleck trägt und mutig für seine Kameraden einsteht. Und so wird Steve zum lebenden Experiment, dem ersten genetisch optimierten Soldaten der USA. Da Erskine jedoch kurz nach Steves ‚Erschaffung‘ einem Attentäter zum Opfer fällt, wird er auch der einzige seiner Art bleiben. Zumindest wenn man von Nazi Johann Schmidt absieht, einem Wahnsinnigen, der ebenfalls übermenschliche Stärke besitzt und finstere Pläne verfolgt.
Regisseur Joe Johnston schickt mit „Captain America“ einen amerikanischen Helden ins Rennen, der allein seines Namens wegen beim europäischen Publikum wahrscheinlich einen schweren Start haben wird. Immerhin werden Heldenfilme häufig mit übermäßigem Patriotismus gespickt. Bei „Captain America“ hält sich die Vaterlandsliebe jedoch überraschend in Grenzen. So kämpft Steve an der Seite von Franzosen und Briten und verdankt seine Kräfte einem Deutschen. Außerdem antwortet er auf die Frage, ob er Nazis töten wolle, mit einer unerwartet diplomatischen Antwort: Steve will niemanden töten, er hat aber etwas gegen Tyrannen.
Tolle Darsteller verleihen dem Film das gewisse Etwas
Der Cast ist durch die Bank überzeugend. Chris Evans, Ex-Mitglied der fantastischen Vier, verkörpert den gutherzigen Helden. An seiner Seite agiert Dominic Cooper („Mamma Mia!“) als aalglatter Howard Stark, der brillante Erfinder, der später Vater von „Iron Man“ Tony Stark wird. Hayley Atwell spielt die wunderbare Peggy Carter, Steves potentielle Liebe, die zudem eine schlagkräftige und willensstarke Offizierin ist. „Herr der Ringe“-Mime Hugo Weaving stellt den bösen Schmidt, aka Red Skull, dar und Tommy Lee Jones glänzt als ruppiger Col. Chester Phillips. Zudem ist Stanley Tucci („Leicht zu haben“) als Abraham Erskine mit von der Partie.
Die Spezialeffekte sind äußerst gelungen und die 3D-Technik kommt sehr vorteilhaft zum Einsatz. Und auch an Story und Erzähltempo gibt es bei „Captain America“ nicht wirklich viel zu meckern. Die Geschichte vom liebenswerten Verlierer der zum Superhelden wird, hat man zwar schon in „Spiderman“ gesehen, aber dank Retro-Setting hat der Film seinen ganz eigenen Charme. Für Fans der Marvelhelden lohnt es sich übrigens, bis zum Ende des Abspanns im Kino zu bleiben. Wer geduldig wartet, wird mit dem ersten Trailer zum „Avengers – die Rächer“ – Film belohnt, in dem auch Captain America eine nicht unwichtige Rolle spielen wird.
Mein Fazit: Schnittiger Blockbuster mit altmodischem Charme, der dank liebevoll ausgestalteter Charaktere, gut choreografierter Action und wunderbar passenden Darstellern kaum Wünsche offen lässt.
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