Mit seinem Neomagazin Royale attackiert er auf humorvolle Art und Weise die Mächtigen dieser Welt. Und dabei nimmt er keine Rücksicht auf Verluste. Bestes Beispiel ist dafür der Rechtsstreit mit dem türkischen Präsidenten, der jedem mittlerweile bekannt sein sollte. Ein beliebtes Ziel von Böhmermanns Videos sind jedoch immer wieder Deutschlands Musiker.
Wer an Musik denkt, denkt jetzt nicht automatisch an den Satiriker aus Bremen. Dabei hat Jan Böhmermann vermutlich mehr Top 10-Hits vorzuweisen als so manch talentierter deutscher Musiker, auch wenn es nur zwei sind. Mit seinem Song „Menschen Leben Tanzen Welt“, den er nach eigenen Aussagen von fünf Schimpansen des Gelsenkirchener Zoos hat schreiben lassen, hat es für den 10. Rang der deutschen Single-Charts gereicht. Noch vor diesem Hit schaffte es der Satiriker mit „Ich hab Polizei“ ebenfalls in die deutschen Hitparaden (Platz 10). Man sieht also, dass einiges an musikalischem Talent in ihm steckt, auch wenn mir die meisten Musiker da wohl widersprechen würden, sind die Singles doch meist eher witzig als seriös gemeint.
Böhmermann ist natürlich kein Musiker im ursprünglichen Sinne, doch im Rahmen seiner Late Night Show „Neomagazin Royale“ gehört es zu seinem Repertoire, auch mal musikalische Nummern ins Programm miteinzuspeisen. Damit versucht er zumeist, und das liegt in der Natur seines Berufes, zu provozieren. Das zuvor erwähnte „Menschen Leben Tanzen Welt“ ist nur eines der zahlreichen Beispiele. Mit diesem Werk will Böhmermann der deutschen Popmusik den Spiegel vorhalten, indem er durch die Art und Weise des Songs die Austauschbarkeit der deutschen Popinterpreten aufzeigt. Der Erfolg gibt ihm Recht, auch wenn die Gründe der Top-10 Platzierung natürlich vielfältiger sind und dazu jeder seine eigene Meinung hat.
Kürzlich hat er wieder zugeschlagen, diesmal als Opfer auserkoren: Kay One und Pietro Lombardi mit ihrem Song „Seniorita“. Inszeniert als „Lied für Deutschland“ führt Böhmermann den ursprünglichen Rapsong als Chorversion inklusive Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld auf. Gerade bei diesem Beispiel wird deutlich, dass dem Entertainer Böhmermann die Rolle des Musikers nicht schwer fällt. Unter dem Namen „Kay Boehm“ hat Jan Böhmermann schon einmal einen Song von Kay One parodiert. Vor circa zweieinhalb Jahren gelang dem Bremer in seiner Show mit einem Cover von „Style & das Geld“, das bis heute fast 4,5 Millionen Klicks gesammelt hat. Ob das neuste Werk von „Kay Boehm“ ähnlich einschlägt, wird die Zukunft zeigen.
Die musikalischen Stile vom Musiker Jan Böhmermann sind also vielfältig und erfolgreich. Natürlich sind seine Songs nicht mit denen von hauptberuflichen Musikern vergleichbar, doch stellen sie ein Teil der deutschen Musiklandschaft dar. Vor allem kann sich keiner vor dem Mann sicher fühlen, der sich einst mit dem türkischen Staatspräsidenten anlegte und auch nicht davor zurückschreckt, sich einen Großteil der deutschen Musikindustrie zum Feind zu machen. Wir sind gespannt, was noch kommt. Eins ist jedoch sicher, es wird für Schlagzeilen sorgen.
Fotocredit: ZDF/Ben Knabe
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