Wenn die ganze Welt von Zombies in Stücke gehauen wird, braucht es einen ganz besonderen Helden, um der globalen Plage Einhalt zu gebieten. In World War Z schickt Regisseur Marc Forster (Monster’s Ball) Brad Pitt auf eine atemberaubende Reise rund um den Globus. Andreas Gniffke hat sich den Film im Trierer CinemaxX angesehen.
Zwei Themenkreise erfreuen sich in Hollywood gerade besonderer Beliebtheit: Superhelden und Zombies. In World War Z verbinden sich diese beiden Elemente, auch wenn Brad Pitt im Gegensatz zu Superman oder Batman ganz Mensch geblieben ist und lediglich die Rettung seiner bedrohten Familie Triebfeder für wahrlich übermenschliche Anstrengungen ist. Großes leisten musste Brad Pitt aber auch in seiner Rolle als Produzent, denn die Verfilmung des Romans von Max Brooks stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Die Produktionskosten explodierten in einer selbst für Hollywood einzigartigen Art und Weise auf etwa 200 Millionen Dollar, Gerüchte berichten von nahezu doppelt so hohen Kosten. Ein geplanter Showdown auf dem Roten Platz in Moskau wurde zwar gedreht, aber letztendlich nicht verwendet.
Ohne viel vorwegzunehmen, hätte eine große Entscheidungsschlacht gegen die Zombies wohl wenig Sinn ergeben. Denn betroffen ist in World War Z kein einzelnes Land, sondern die gesamte Welt. Metropole über Metropole muss aufgegeben werden und auch Gerry Lane (Brad Pitt), ein ehemaliger UN-Beauftragter für Krisengebiete, gerät mit Frau und zwei Kindern in Philadelphia mitten in den Angriff der erstaunlich flinken Untoten. Zwar schafft er es mit Hilfe seiner alten Kontakte, auf ein Kriegsschiff evakuiert zu werden, doch im Gegenzug muss er seine Fähigkeiten in den Dienst der guten Sache stellen. Eine Reise um die Welt beginnt, die ihn über Korea nach Jerusalem führt und die schließlich im idyllischen Wales endet.
Die drei Akte des Films könnten unterschiedlicher nicht sein und haben ihre ganz eigenen Stärken und Schwächen. Der erste Teil erzählt den Ausbruch der Zombieepidemie und ist eine rasante und klaustrophobische Achterbahnfahrt durch dunkle und triste Hochhäuser, in der Lane versucht, seine Familie auf das Dach und somit in Sicherheit zu bringen. Der zweite Teil schickt Lane auf Reisen und beleuchtet die globale Dimension des Problems mit den außer Kontrolle geratenen Untoten. Hier wird schnell klar, wo ein Großteil des Budgets gelandet ist. Vor allem der Fall Jerusalems, einer der letzten großen Festungen, in der sich die Menschen hinter hohen Mauern in Sicherheit wähnten, bietet grandiose Bilder. Im letzten Teil wird das Tempo wieder deutlich zurückgefahren und in einem Labor der Weltgesundheitsorganisation wird sich zeigen, ob es ein Mittel zur Rettung der Menschheit gibt.
World War Z lebt zum einen von der durchaus souverän erzeugten Spannung und zum anderen durch die Präsenz des gut aufgelegten Stars. Aber gerade die Charaktere sind die große Schwäche des Films. Neben Brad Pitt gelingt es keiner Figur, aus der Rolle des bloßen Statisten hinauszuwachsen. Da wirkt mancher Zombie lebendiger als Lanes Frau oder die Strippenzieher des UN-Krisenstabs. Optisch macht „World War Z“ dagegen einiges her. Die 3-D-Technologie ist, wenn auch wohl nachträglich eingearbeitet, gut gelungen und sorgt zumindest für ein paar nette Geisterbahn-Effekte. Die Massenszenen sind eindrucksvoll und auch die Luftbilder der zerstörten Metropolen sorgen für Gänsehaut. Auch eine politische Botschaft bietet der Film, doch wirkt die Umsetzung bestenfalls halbherzig. Positiv zu bemerken ist dabei, dass diesmal nicht wild mit der Patriotismuskeule geschwungen wird und es ausnahmsweise einmal nicht (nur) die tapferen Amerikaner sind, die die Welt vor dem Untergang bewahren. Hier stehen die Vereinten Nationen in der Verantwortung und globale Krisen verlangen den Zusammenhalt aller. Darauf hätte man in einem Schlussmonolog allerdings nicht noch einmal gesondert hinweisen müssen, verstanden haben dürfte das zu diesem Zeitpunkt schon jeder.
So bleibt am Ende das Gefühl, einem durchaus gelungenen Actionabenteuer mit dosiert eingesetzten Gruseleffekten beigewohnt zu haben. Für echte Zombiemaniacs dürfte dies alles etwas unblutig sein, Zombies sind wohl abseits des Mainstreamkinos besser aufgehoben. Ob es wirklich zur ursprünglich geplanten Trilogie kommt, mag angesichts der explodierten Kosten mehr als fraglich sein.
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Empfehlungen für Zombiefreunde
Für echte Zombiejünger dürfte der als Mainstream-Blockbuster inszenierte World War Z wohl nur Magerkost bieten, fehlt doch der subversive Charme der fleischgierigen Untoten. Reicht die cineastische Tradition bis weit in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück, so ist in den vergangenen Jahren ein regelrechter Boom zu verzeichnen! Achtung, einige der Empfehlungen sind für Jugendliche nicht wirklich geeignet!
The Walking Dead
Vielleicht der Auslöser des aktuellen Zombiebooms. Die US-Serie auf Basis einer Comicreihe war ein derartig großer Erfolg, dass mittlerweile bereits die vierte Staffel produziert wurde. Beschrieben wird der Überlebenskampf einer Gruppe Überlebender nach der Zombieapokalypse.
Dead Snow
Eine Gruppe norwegischer Studenten verbring einen Urlaub mitten in der schneebedeckten Pampa und weckt versehentlich eine Armee von Nazizombies auf. Eine vergnügliche, aber sehr blutige Horrorkomödie von Tommy Wirkula.
Fido
Die gute Seite der Zombies. In der Komödie aus dem Jahr 2006 freundet sich der junge Timmy im Amerika der 50er Jahre mit dem Hauszombie Fido an, der, durch ein elektrisches Halsband seiner Triebe beraubt, niedere Dienste erfüllt. So recht ausgereift ist die Technik allerdings nicht…
Shaun of the Dead
In der britischen Komödie, die schon im Titel auf George A. Romeros Klassiker ‚Dawn of the Dead‘ hinweist, stellen sich Simon Pegg und Nick Frost mit einigen Getreuen der Zombiearmee entgegen. Sicher einer der lustigsten Zombiefilme überhaupt!
Cockneys vs. Zombies
Und noch ein britischer Film. In Cockneys vs. Zombies greifen die Untoten ein Altersheim an, das aber von einer Gruppe wehrhafter Jugendlicher verteidigt wird. Sehenswert ist vor allem eine atemberaubend langsame Verfolgungsjagd zwischen einem Zombie und einem Altenheimbewohner im Rollator.
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