An jedem letzten Samstag im Monat findet im Jugendzentrum Mergener Hof ein Repair Café statt. Ehrenamtliche Helfer reparieren dabei kostenlos Haushaltswaren, Elektrogeräte, Fahrräder oder auch Kleidung. Die Teilnahme ist kostenlos, im Vordergrund stehen die „Hilfe zur Selbsthilfe“ und der Kampf gegen die Wegwerfmentalität der Gesellschaft. Letzten Samstag war 5vier mit dabei und hat sich das Projekt angesehen.
In Trier entstand das Repair Café durch eine Zusammenarbeit der Lokalen Agenda 21, Transition Trier und des Mergener Hof. Julia Koch von der Lokalen Agenda hat uns durch die Räume geführt und erklärt, wie das Ganze funktioniert. Teilnehmen kann jeder, am Empfang meldet man sich einfach mit seinem beschädigten Gerät an, erhält eine Reparaturnummer und wird zum entsprechenden Reparaturexperten geschickt. Die Experten kommen aus den verschiedensten Bereichen und arbeiten ehrenamtlich. Manche von ihren sind Rentner, die früher in entsprechenden Berufen gearbeitet haben, andere sind Studenten oder Berufstätige. Sie helfen den Teilnehmern dabei, ihre mitgebrachten Geräte möglichst selbst zu reparieren. Julia Koch ist dankbar für die Helfer, die ihre Freizeit für das Projekt opfern. „Auch wenn sie ihren Samstag opfern, ist die Grundstimmung immer positiv“, erklärt sie. Das Repair Café finanziert sich über Spenden. Nicht nur Geld, sondern auch Sachspenden sind willkommen, so hat eine Firma, die einen Betrieb aufgelöst hat, zum Beispiel eine Lötstation gespendet, eine weitere ist über Spendengelder finanziert worden und so können jetzt auch insbesondere Computer professionell repariert werden. „Zu Anfang haben die Ehrenamtlichen noch ihr eigenes Werkzeug mitgebracht, aber das können wir auf Dauer ja nicht verlangen.“ Also habe man nach und nach eigenes Material angeschafft. „Wir sind insbesondere dem Mergener Hof dankbar, der nicht nur die Manpower stellt, sondern uns auch die Möglichkeit gibt, Material hier zu lagern“, sagte sie weiter.
Eine Sache der Ehre
In der Fahrradwerkstatt, die von Transition Trier e.V. betreut wird, trafen wir den „Senior“ des Projektes, wie Julia Koch ihn uns vorstellt. Matthias Birke ist Rentner und kümmert sich um Fahrradreparaturen. Seine Enkelin habe ihn für das Projekt eingespannt, erzählt er, das Fahrräderreparieren hat er sich selbst beigebracht. „Nach dem Krieg haben wir aus drei kaputten Rädern ein ganzes gemacht“, sagt er, während er sich um eine zickige Gangschaltung kümmert. Für ihn sei es eine Sache der Ehre, Dinge zu reparieren, die noch tauglich sind. Franzi, die Hilfe braucht, um ihr neues Rücklicht zu montieren, ist dankbar für das Repair Café. Normalerweise bringt sie es in die Fahrradwerkstatt des AStA, aber dazu muss sie es im Bus mit an die Uni nehmen. Der Mergener Hof, mit seiner zentralen Lage, ist besser zu erreichen.
380 Euro im Namen der Nachhaltigkeit
Auch der Personalrat der Stadtwerke Trier hielt das Projekt für eine gute Sache. Bei einer Verlosung für die Mitarbeiter war ein Überschuss entstanden, der an ein soziales Projekt in Trier gespendet werden sollte und so hat man sich für das Repair Café entschieden. 380 Euro sind dabei zusammengekommen, die am letzten Samstag überreicht wurden. „Nachhaltigkeit ist uns als Unternehmen auch wichtig, daher dachten wir, dass das gut passt“. Julia Koch weiß schon, wofür sie das Geld nutzen möchte. Ein neuer Fahrradständer muss her, denn momentan kann immer nur ein Rad während der Reparatur am Ständer fixiert werden.
Entstanden ist die Repair Café-Bewegung 2009 in Amsterdam und hat sich seitdem in Europa verbreitet, seit 2011 bietet die Non-profit-Organisation auch professionelle Hilfe für Menschen an, die das Projekt lokal einführen möchten. In Trier wird das Projekt von Monat zu Monat erfolgreicher. 70 Besucher seien beim letzten Mal da gewesen, sagt Julia Koch, und wir konnten 56 erfolgreiche Reparaturen durchführen. Das nächste Café findet am 26. April statt.
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