Von Hooligans wurde er vor der eigenen Haustür bedroht. Als ehemaliger Kapitän erlebte Daniel Bauer so beim 1. FC Magdeburg einen traurigen Abschied. Bei Eintracht Trier wagt er nun den Neuanfang. Einige Jahre spielte er früher schon an der Mosel. Und wo 2005 auch bei ihm Abstiegstränen flossen, will er „im Sommer feiern“.
Klaus Bauer war erleichtert, als er sich nervös durch den Regionalliga-Spielplan im Internet klickte. Denn plötzlich drohte dem Vater ein echtes Dilemma bei seinen geliebten Fußball-Reisen am Wochenende. Sohn Tobias spielt bei der TuS Koblenz in der Regionalliga – und Filius Daniel nun bei Eintracht Trier. „Er war ganz erleichtert zu sehen, dass wir uns bei den Heimspielen nicht in die Quere kommen“, lacht der Neuzugang, der am Dienstag an der Mosel einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieb. Und den Weg nach Trier muss Papa Bauer nicht erst ins Navigationsgerät eingeben.
Immerhin ist die Mission in Trier für Daniel Bauer eine Rückkehr an den Ort, wo er einst den Durchbruch im Profifußball schaffte. Als torgefährliches Talent wechselte er 2002 vom TuS Mayen zur Eintracht, 26 Spiele bestritt der defensive Mittelfeldspieler in der 2. Bundesliga unter Paul Linz, nach dem Abstieg 2005 kamen zehn Partien in der damals drittklassigen Regionalliga Süd dazu. Danach zog es ihn in die große weite Fußball-Welt. Berlin, Finnland, Magdeburg. Bauer hat eine Menge gesehen.
Nun soll der 29-Jährige als Ersatz für Jeremy Karikari einspringen, der vom DFB für drei Spiele gesperrt wurde. Das traut sich Bauer zu, der beim ersten Training gleich im A-Team stand. Selbstbewusst gab er Kommandos, probierte sich als Lenker und glänzte mit einem perfekten Gedächtnis. Die Namen seiner neuen Kollegen hatte er alle drauf. „Ich habe mir im Internet schon die Spieler und Gesichter angesehen“, lächelt der Neuzugang, der mit Michael Dingels bereits zusammenspielte.
Bedroht von Hooligans
Den Sprung ins kalte Wasser traut sich Bauer schon gegen Idar-Oberstein am Samstag zu. „Ich bin keiner, der lange braucht, um zurückzukommen. Die Fitness stimmt, mit etwas Praxis bin ich schnell der Alte.“ Auch der Kopf ist wieder frei, wenige Monate, nachdem Daniel Bauer deutschlandweit in den Schlagzeilen stand. Ungewollt. Als ehemaliger Kapitän des kriselnden 1. FC Magdeburg wollte er sich im Oktober eigentlich einen ruhigen Abend in seiner Wohnung machen, als es an der Tür klingelte. „Es meldete sich der Pizzaservice, der was für den Nachbarn abgeben wollte“, erinnert sich Bauer an die Stimme des ungeplanten Besuches. Doch das war nicht wahr. Als er öffnete, standen vermummte Hooligans vor ihm. „Sie bedrohten mich: ‚Wenn Ihr das Derby gegen Halle nicht gewinnt und du keine Leistung bringst, kommen wir wieder. Wir wissen ja jetzt, wo du wohnst.‘ Für mich war das ein echter Schock.“ Bauer erholte sich bei seinen Eltern in der Nähe von Andernach, legte eine Fußballpause ein, einigte sich mit Magdeburg auf eine Auflösung des Vertrages.
Der zurückhaltende Mittelfeldspieler erlebte in der Zeit auch einen gewaltigen Ansturm der bundesweiten Medien. BILD, Welt, Spiegel-Online – Bauer und die Geschichte vom Überfall war in aller Munde. Keine leichte Zeit, wie er gesteht. „Das Handy klingelte permanent, es gab haufenweise TV-Anfragen, ich habe alles abgelehnt.“ Ein großes Interview gab er der „Sport-Bild“. Doch mit der Unterschrift in Trier will Bauer das Kapitel abhaken. „Ich habe noch viele Kumpels in Magdeburg, meine Freundin studiert dort, ich will mich nicht negativ äußern. Für mich heißt es nun: Neues Jahr, neues Glück.“
Aufstiegsträume bei der Rückkehr
Ankommen ist sein Ziel nach einer Karriere, in der der Mittelfeld-Abräumer mehr erlebt hat als so manch anderer Fußballer. Als er sich nach seiner Zeit bei Union Berlin an der Patellasehne operieren ließ und einige Monate ohne Verein war, nahm er mutig ein Angebot des finnischen Erstligisten Rovaniemi PS an. Im kalten Lappland, weit oben im Norden Skandinaviens, bestritt er neun Spiele und sammelte Erfahrungen für das Leben. „Busfahrten dauerten durch die Distanzen bis zu 13 Stunden. Da fiel das Aufstehen schon nicht leicht“, lacht er. „Trotzdem kann ich so einen Schritt allen Spielern empfehlen, wenn sie die Möglichkeit bekommen.“
In Finnland lernte Bauer auch den Fußball in Deutschland stärker schätzen. „Wir haben bei Eintracht Trier bessere Trainingsbedingungen als bei vielen Klubs in Finnland in der ersten Liga.“ Schwer zu glauben bei einem Blick auf das Backsteingebäude des Moselstadions, das sich seit Bauers letztem Engagement kaum verändert hat. Aber wohl wahr. „Fußball in Finnland nicht die Nummer 1, zu den Spielen kamen oft nur 1500 Zuschauer.“
Auf deutlich mehr Interesse hofft er in Trier in dem Rennen zur 3. Liga. „Ich will mithelfen, dass wir mit der Mannschaft den Aufstieg schaffen“, sagt Bauer. Der Abstieg aus der 2. Bundesliga nahm ihn 2005 auch gehörig mit, es flossen Abstiegstränen, die in Trier bei vielen Fans noch nicht getrocknet sind. Dort, wo damals getrauert wurde, will Bauer im Sommer lachende Gesichter sehen. Papa Klaus wäre bestimmt dabei, der Spielplan gibt es ja her. „Ich hoffe“, schwärmt Bauer, „wir können dann ordentlich feiern.“
++++Eintracht in Kürze+++++
Zwei Spieler im Probetraining – Nach der Verpflichtung von Daniel Bauer hat Eintracht Trier weiterhin eine Verstärkung für die Außenbahn im Visier. Zwei Spieler waren am Dienstag im Probetraining dabei. Joseph Olumide (24) spielte zuletzt für Wacker Burghausen, Benjamin Pintol (21) für den FSV Frankfurt. Bis auf Jeremy Karikari (Leistenbeschwerden) nahmen alle angeschlagenen Akteure wieder am Training teil.
Karten gewinnen für das Heimspiel gegen Idar-Oberstein – Für das nächste Heimspiel von Eintracht Trier gibt es bei 5vier.de wieder VIP-, Steh- und Sitzplatzkarten zu gewinnen. Hier geht es zum Gewinnspiel.
klaus-peter meint
@bianca: um jemanden bestrafen zu können muss auch erst jemand einer bestrafungswürdigen tat überführt werden. ist ganz einfach.
ich wollte dich mal sehen, wenn du unschuldig bist aber aufgrund haltloser verdächtigungen oder der meinung anderer bestraft würdest. fändest du das lustig, gerecht oder sonstwas?
ich denke nein!
bianca meint
Das ist die größte Sauerrei das die Typen die ihn bedroht haben nicht bestraft werden. Sie müssen an Familie Bauer eine Entschädigung zahlen. Und zudem auch Europaweit Stadionverbot erhalten.
Wahrscheinlich muss erst ein Spieler ermordet werden bis die Staatsanwaltschaft wirklich anklage erhebt sowas ist echt unter aller Sau.
Daniel alles Gute in Trier.
Jan Keutzer meint
Übrigens wurde heute die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen den vermeintlichen Pizzaboten vom Gericht abgelehnt. Der Grund ist der Mangel an Beweisen. Aber die Hauptsache ist ja, dass der Daniel einen neuen Verein gefunden hat.