Von Papierschnipseln zu Choreos: 2001 gründeten sich die Supporters Trier, die aus der Fanszene nicht mehr wegzudenken sind. Samstag feiern sie im Ex-Haus mit den Leiendecker Bloas. Dabei stand der Dachverband im Frühjahr vor der Auflösung.
Es wird eng mit den Party-Vorbereitungen, aber auf das Auswärtsspiel in Kaiserslautern wollen sie nicht verzichten, obwohl um 17 Uhr die erste Band-Probe ist. „Wir fahren mit Autos an den Betzenberg, dann sollten wir rechtzeitig zurück in Trier sein“, sagen Eva Schneider und Daniel Emanuel. Auf ein Eintracht-Spiel verzichten sie auch beim Jubiläum nicht. Sie lachen. Beide freuen sich auf den Geburtstag des Supporters Club Trier (SCT), der am Samstag mit allen interessierten Fans im Balkensaal vom Ex-Haus gefeiert wird. Zehn Jahre alt ist der Dachverband der Fanklubs von Eintracht Trier, der sich nach seiner Gründung erstmals für organisierte Choreos im Moselstadion einsetzte, Busse für Auswärtsspiele organisiert, Fanturniere plant und eng mit dem Fanprojekt zusammenarbeitet.
„Die Arbeit bei den Supporters liegt uns am Herzen und ist uns sehr wichtig“, betonen Vorstandsmitglied Eva Schneider und Daniel Emanuel, der acht Jahre in der Verantwortung bei dem Dachverein stand. „Es ist bei den Choreos schön, das Ergebnis zu sehen, die Mannschaft zu unterstützen und sein Herz für die Stadt zu zeigen. Wir sehen uns als große Gemeinschaft, als Ansprechpartner für jeden, ob Fan oder Verein.“
„Es sollte nicht alles plötzlich vorbei sein“
Im Frühjahr erlebten die Supporters aber eine Krise, die ihre Geburtstagsparty stark gefährdete. Die sportliche Talfahrt der Eintracht ging auch nicht an der Fanszene spurlos vorüber. Der Abstieg aus der 2. Bundesliga 2005, der Absturz in die Oberliga, vergebliche Aufstiegsanläufe, das Frustjahr 2010 als abgeschlagener Tabellenletzter der Regionalliga – die Mitgliederzahl des Dachvereins war mächtig geschrumpft. „Viele engagierte Fans blieben weg, es fehlte an finanziellen Mitteln für Choreos, bei manchen Auswärtsfahrten bekamen wir keine Busse mehr voll“, weiß Emanuel um eine harte Zeit, in der viel in Frage gestellt wurde. „Wir standen vor der Entscheidung: Müssen wir die Geschichte beenden oder erbarmen sich ein paar Leute, sie weiterzuführen?“
In höchster Not gab es Retter, die nach der jahrelangen Arbeit weiterkämpfen wollten. So wie Eva Schneider, die mit Tim Adam und Monja Streit den Vorstand bildet. „Ich wollte es nicht wahrhaben, dass vor unserer geplanten Party zum zehnten Geburtstag plötzlich alles vorbei sein sollte.“ Seither wurde das Ruder wieder in eine erfreuliche Richtung gelenkt, die Supporters steuern wieder gemeinsam in eine Zukunft. „Wir haben die Leute immer wieder angesprochen und oft volle Busse gehabt“, freut sie sich. Im Juli wurde der Supporters-Cup für Fans erneut ausgetragen. Im November veranstaltete der Dachverband gemeinsam mit dem Fanprojekt einen Fanabend, den die Regionalliga-Spieler Thomas Drescher und Thomas Kraus besuchten. Die vier Eckfahnen im Moselstadion mit dem Eintracht-Wappen sind Geschenke der Supporters, die 110 Mitglieder aus rund zehn Fanklubs haben.
Skizzen auf der Busfahrt und einige Stunden Arbeit
Die Gründung im Jahr 2001 fiel in eine sportliche Phase, die nicht leicht war. Trier hatte Monate zuvor am letzten Spieltag gegen den VfB Stuttgart II dramatisch den Sprung in die 2. Bundesliga verpasst, das erneute Aufstiegsziel schien bereits im November in weiter Ferne nach einer 0:5-Pleite in Regensburg und dem Kreuzbandriss von Spielmacher Adnan Kevric. „Der Fanblock stand damals geballt in der Ostkurve, aber es gab keine organisierten Choreos und erst recht kein Geld, um was Großes auf die Beine zu stellen“, erinnert sich Gründungsmitglied Holger Wincheringer, der auf der Geschäftsstelle der Eintracht arbeitet. „Einige Fans haben damals mal Müllsäcke mitgebracht, Klopapierrollen, Papierschnipsel“, schmunzelt er. „Aber richtige Choreos waren das nicht.“
Die gab es dann ab November 2001, als sich 30 Fans in der alten Vereinskneipe trafen und den Dachverband mit einem monatlichen Mitgliedsbetrag von drei Euro gründeten. Nun wurde nach Auswärtsspielen auf den hinteren Sitzreihen des Busses diskutiert und gezeichnet. In den Tagen danach wurden Papierrollen bemalt und beschriftet. „Da haben wir schon einige Stunden Arbeit investiert, am Anfang noch mit fünf Mann, später auch mal mit 20 Leuten“, lächelt Emanuel. Die Ideen für die Stadionshow kamen oft spontan. „Manchmal haben wir auch geguckt, was andere Vereine machen und das auf uns übertragen. Das Rad erfindet man nicht neu.“
100-Jahr-Feier mit 3.000 LuftballonsDoch für bunte Farben und Staunen sorgten die Fans oft genug im Moselstadion. Vor allem bei der Choreo zur 100-Jahr-Feier der Eintracht gegen die TuS Koblenz war ein lang geplantes Projekt: 3000 mit Helium gefüllte Luftballons auf der Gegengerade, riesige Doppelhalter „1905-2005“ in der Ostkurve, Papptafeln in den Vereinsfarben auf der Haupttribüne und ein 120-Meter-Spruchband mit der Aufschrift: „„Unsere Heimat, unsere Liebe, in den Farben blau-schwarz-weiß. Seit 1905, nur damit es jeder weiß.“
Die Liebe ist bei den Fans geblieben. Ob bei Holger Wincheringer, der sein Herz an die Eintracht 1994 verlor, als die Trierer im Nachholspiel der Aufstiegsrunde in der 90. Minute das umjubelte 1:0 gegen den SSV Ulm erzielten. Ob bei Eva Schneider, die nach ihrem ersten Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt „sofort gepackt und fasziniert war“, ob bei Daniel Emanuel, der seit 2000 kaum ein Spiel verpasst. Das Trio freut sich auf die Geburtstagfeier, da werden auch die letzten Aufgaben schnell erledigt sein, bevor die Leiendecker-Bloas sein Konzert gibt und auch Trainer Roland Seitz gratuliert. Zum zehnten Geburtstag eines wichtigen Bestandteiles der Fankultur in Trier.
+++++Die Party des Supporters Club Trier+++++
Zur Party am kommenden Samstag, 26. November, lädt der Supporters Club Trier alle Fans, Spieler und Verantwortliche der Eintracht in den Balkensaal des Ex-Haus ein. Beim vielseitigen Programm heizt zunächst die Rock/Pop-Coverband Replay mächtig ein, ehe das Trierer Original Helmut Leiendecker mit seinem Bloas auftritt zu einem zweistündigen Konzert. Einlass ist ab 19 Uhr, der Eintritt kostet vier Euro für SCT-Mitglieder und sechs Euro für Nichtmitglieder. Die Getränkepreise sind fanfreundlich: Alle Getränke kosten 1,50 Euro. Außerdem werden als Snack Wiener Würstchen mit Brötchen angeboten.
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