Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Was für ein verrückter Fußball-Abend am Bieberer Berg: Mit neun Mann gelang Eintracht Trier ein 1:1 bei Kickers Offenbach. Torge Hollmann glich aus, als Marco Quotschalla und Matthias Cuntz schon vom Platz geflogen waren.
„Wir haben immer an uns geglaubt und in den entscheidenden Situationen das nötige Glück gehabt“, jubilierte Torge Hollmann, der das Tor zum Ausgleich erzielt hatte. Erstes Gesprächsthema waren die beiden Roten Karten für Marco Quotschalla (26.) und für Matthias Cuntz (62.). Eingefleischte Eintracht-Fans durften dabei Erinnerungen an das Aufstiegsspiel in Offenbach im Jahr 1999 haben. Damals mussten Werner Heinzen und Marek Czakon früh unter die Dusche. Die Kickers nutzten die doppelte Überzahl zum 2:0-Erfolg. 14 Jahre später gelang ihnen das nicht.
Schiedsrichter Marcel Schütz aus Worms machte sich bei den Trierern nicht viele Freunde mit seinen Entscheidungen. Erst flog Quotschalla vom Feld, als er auf der Höhe der Mittellinie den enteilten Mohammed Tahiri umgrätschte. Der Flügelspieler sah Rot, haderte mit der harten Entscheidung und wurde auf dem Weg in die Kabine wüst von OFC-Fans beschimpft. „Ich finde den Platzverweis völlig überzogen“, grantelte der Flügelspieler.
Sylvano Comvalius hatte dennoch mit dem Pausenpfiff die dicke Chance zum 0:1, doch sein Kopfball strich am Tor vorbei. Zuvor hatten die Platzherren ihre Möglichkeit durch Fabian Bäcker, der zunächst an Chris Keilmann scheiterte und den Nachschuss über das Tor setzte (35.).
Keilmann bravourös, Hollmann eiskalt
Als Trier sich mit der zweiten Halbzeit gerade geordnet hatte und Keilmann eine Glanztat gegen Pintol zeigte, ging das Chaos weiter. Matthias Cuntz wehrte einen Schuss auf der Linie ab, der Referee ließ weiterspielen, sein Assistent hob aber die Fahne, weil er ein Handspiel des Trierers gesehen hatte. Die korrigierte Entscheidung ließ die Emotionen weiter hochkochen: Rot für Cuntz und Elfmeter für Offenbach. „Mir hat der Schiedsrichter gesagt, dass er kein Handspiel gesehen hat“, meinte Cuntz. „Wenn er in so einer Situation dann auf seinen Assistenten hört, muss er die Pfeife abgeben“, echauffierte sich Seitz.
Immerhin: Den Strafstoß parierte der herausragende Keilmann gegen den glücklosen Pintol (64.). Und das nach einem Tipp des Trainers, der den Schützen aus alten Zeiten in Trier kannte. „Ich habe Andreas Lengsfeld losgeschickt, weil ich von der Schusstechnik von Benjamin Pintol wusste. Und wir haben richtig gelegen.“ Machtlos war der Eintracht-Torhüter dann aber wenig später, als der eingewechselte Marcel Mosch vor ihm auftauchte und zum 1:0 vollendete (66.).
Die Niederlage schien besiegelt – aber Trier bewies auch mit neun Mann Moral, wurde von den Fans lautstark angetrieben. Torge Hollmann köpfte einen Freistoß von Alon Abelski zum vielumjubelten, fast unglaublichen 1:1 ein (72.). Danach verlor Offenbach den Faden, während die Eintracht mit der Einwechslung von Christopher Spang für Comvalius mit aller Macht den Punkt retten wollte. Es klappte – dank Torwart Keilmann, der mehrfach glänzend parierte. Um 20.49 Uhr war Feierabend. Und Trier hatte einen ganz, ganz triumphales 1:1 vor 6.276 Zuschauern eingefahren, das Mannschaft, die 600 Fans und Trainer entzückte. „Chapeau“, freute sich Seitz, während Heimcoach Rico Schmitt bedient war. „Was wir derzeit erleben, ist Hardcore. Und das im negativen Sinne.“
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Statistik und Noten
Kickers Offenbach – Eintracht Trier 1:1 (0:0)
Offenbach: Endres – Maier, Wilke, Modica, Schulte – Wittke (85. Korb), Biggel – Mangafic, Pintol (77. von den Burg), Bäcker – Tahiri (54. Mosch).
Trier: Keilmann (1) – Brighache (1,5), Dingels (2), Buchner (2,5), Zittlau (2) – Hollmann (2,5, ab 83. Kröner), Cuntz (3) – Bender (3,5, ab 73. Kuduzovic), Abelski (3,5), Quotschalla (4,5) – Comvalius (3,5, ab 77. Spang).
Schiedsrichter: Marcel Schütz (Worms).
Tor: 1:0 Mosch (66.), 1:1 Hollmann (72.).
Rote Karten: Quotschalla (24., grobes Foulspiel), Cuntz (62., Handspiel auf der Linie).
Bes. Vorkommnis: Keilmann pariert Handelfmeter gegen Pintol (64.).
Spieler des Spiels: Chris Keilmann. An Abenden wie diesen braucht es einen Torwart, der über sich hinauswächst. Chris Keilmann tat das in Offenbach mit einem abgewehrten Strafstoß und vielen weiteren Glanzparaden. Der Keeper leistete einen maßgeblichen Beitrag zum Neun-Mann-Wunder von Offenbach.
Zuschauer: 6.276.
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Karl-H Müller meint
Für solche Fans gibst du alles und kämpfst bis zur letzten Sekunde.Danke an die Mannschaft für diesen herrlichen Abend weiter so
Trierer meint
Super Leistung gestern.. Wahnsinn! So kann es weitergehen..
Folgt noch ein Video von gestern?
Bart meint
Die Bärte bleiben dran!!! Hoffentlich können sich die Spieler in ein paar Monaten einen Bartzopf flechten! Hahaha! Super SVE!
Werner meint
Das macht Mut! Die Eintracht steckt die Vergabe von zwei unberechtigten roten Karten, einen unberechtigten Elfmeter und einen Rückstand weg und gleicht zu neunt aus. 600 mitgereiste Anhänger feuern ihre Mannschaft lautstark über 90 Minuten an – meines Wissens das erste Mal, dass Trier OF zuhause überstimmt. Ich genieße, dass wir eine tolle Mannschaft und einen fantastischen Fanblock haben. Dank an alle Beteiligten, das war Gänsehautfeeling pur. Lasst uns weitermachen.