Zum ersten Mal findet am 2. und 3. Juni das „Ethnografische Filmfestival“ im Broadway in Trier statt. Die Ethnologie der Universität Trier hat mit Hilfe von Studentinnen und Studenten das Projekt ins Leben gerufen und zeigt an ausgewählten Filmen, wie andere Kulturen ihr Leben meistern. 5vier-Mitarbeiterin Ellen Friese sprach mit der Pressesprecherin Alannah Wörle.
Aus dem praxisbezogenen Seminar „Filmethnologie“ entstand das Projekt „Ethnografisches Filmfestival“, welches unter der Leitung vom Prof. Dr. Michael Schönhuth, Professor für Ethnologie an der Universität Trier, und M.A. Viola Zimmer geführt wurde. Innerhalb kürzester Zeit fanden sich 28 Studentinnen und Studenten zusammen, um im Sommer 2012 das Projekt auf die Beine zu stellen.
„Es hat unglaublich viel Spaß gemacht!“
Damit das Vorhaben auch gelingt, wurden die Teilnehmenden in verschiedene Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe hatte dabei einen spezifischen Aufgabenbereich. Dennoch war die Organisation eines solchen Festivals alles andere als einfach: „Den Überblick zu behalten war besonders schwierig. Auch, dass fünf Leute nicht dasselbe machen. Jedem eine spezifische Aufgabe zu geben, war das A und O“, so Alannah Wörle, Pressesprecherin des Projekts.
Das Projekt startete dann so richtig im Oktober vergangenen Jahres: „Ab da waren wir sehr aktiv, haben frühzeitig die Gruppen gebildet.“ Die Studierenden waren besonders froh, dass ihnen von der Leitung wenig reingeredet wurde: „Wir hatten da alle Freiheiten, dadurch hat das Organisieren des Projekts sehr viel Spaß gemacht und wir konnten viel Erfahrung sammeln“, erzählt Alannah begeistert.
Auf die Frage, wie sie eigentlich auf die Filme gekommen seien, antwortet Alannah: „Die Leiterin des Göttinger International Ethnographic Film Festival, Beate Engelbrecht, hatte uns angeboten, die Filme anzusehen. Daraufhin sind einige nach Göttingen gefahren und haben sich einen Überblick verschafft. Bis auf Mad World, der eine Abschlussarbeit einer Studentin ist, sind also alle Filme vom Göttinger Filmfestival.“
Auch den Ort der Veranstaltung zu finden war wenig problematisch: „Darum kümmerte sich die Gruppe Location. Die hatte bei einigen Kinos nachgefragt und das Broadway hatte einfach das beste Angebot“, erklärt Alannah. Eine Freiluftaufführung wäre nicht infrage gekommen, da man dann zu sehr vom Wetter abhängig gewesen wäre.
Das Filmprogramm
Das ethnografische Filmfestival soll Interessierten einen Einblick in fremde Kulturen gewähren und deren Lebensumstände beleuchten. Themen wie Politik und Geschichte finden dabei genau so ihre Berücksichtigung wie Themen über Glauben und Alltagsleben. Gezeigt werden die Filme im O-Ton mit englischen Untertiteln, gute Englischkenntnisse sind also erforderlich.
1. Festival-Tag am 02.06.
Motto „Making a Film – „Dokus“ sind von gestern“, ab 12 Uhr
- Mad World (34min) – Ein Film, der kritisch die Methoden von gängigen TV-Formaten beleuchtet und zeigt, wie sehr sie manchmal die Realität verzerren.
- Juju Movie – Get Rich Or Die Trying (36min) – Der Film begleitet zwei ghanaische Filmemacher und zeigt, wie tief der magische Glaube in den Köpfen der Ghanaer verwurzelt ist.
- Shooting Freetown (29min) – Ein Film über drei Menschen auf ihrem Weg durch die Film- und Musikbranche der sierra-leonischen Haupstadt Freetown.
Motto „Leben und Überleben – Impressionen unserer Zeit“, ab 15 Uhr
- The Well – Water Voices From Ethiopia (56min) – Der Film begleitet Menschen durch die gesamte Trockenzeit am Horn von Afrika.
- Fantasmas de Capital (50min) – Der Film zeigt das Leben dreier Gruppen von Schrottsammlern, die auf den Straßen von Buenos Aires ihr Geld verdienen.
- Caetshage (48min) – Der Film beleuchtet den Alltag der Menschen auf der Farm Caetshage in Culemborg, wo Biogemüse angepflanzt und verkauft wird.
- Nose On, Nose Off (35min) – Der Film begleitet den Arbeitsalltag von Krankenhausclowns und zeigt, wie nah Leben und Tod beieinander liegen.
- Awareness (67min) – Der Film zeigt das Heranwachsen einer Gruppe von Mädchen und Jungen in Südindien und deren unterschiedliches Leben.
2. Festival-Tag am 03.06.
Motto „Wege aus dem Konflikt – Suche nach einer neuen Identität“, ab 12 Uhr
- Bastards Of Utopia (55min) – Der Film zeigt das Leben derer, die den Zusammenbruch von Jugoslawien überlebten und nun für eine neue, linke Identität kämpfen.
- A Live as Jimmy (27min) – Der Film dreht sich um Jimmy, der während des Bürgerkriegs im Südsudan aufwuchs und nun versucht, seinem Leben und seiner Familie gerecht zu werden.
- We Want (U) To Know (54min) – Der partizipatorische Film zeigt, wie sehr die Kambodschaner noch heute mit dem Schmerz aus der Zeit des Roten-Khmer-Tribunals zu kämpfen haben.
Motto „Hinter den Masken des Glaubens. Eine kritische Auseinandersetzung“, ab 16 Uhr
- The Nightmare Of Belief (61min) – Ein Film über den Filmemacher Samuel Loe, der in Kamerun aufwuchs und eine Reise zurück in seine Kindheit macht, die von Hexerei bestimmt war.
- My Kosher Shifts (23min) – Der Film zeigt, was die junge Filmemacherin Iris Zaki aus Tel-Aviv in einem kleinen jüdisch-orthodoxen Hotel im Norden Londons erlebt.
- Stori Tumbuna – Ancestors´ Tales (80min) – Ein Film über die Geschichte von den Lak in Papua-Neuguinea und über den Filmemacher, der von ihnen ihre Traditionen und Gebräuche kennenlernt.
Alannah Wörle hofft sehr, dass die Besucher des Filmfestivals viel Spaß daran haben werden und dass sie vielleicht das ein oder andere aus den Filmen für ihre Leben mitnehmen können. 5vier wünscht den Studentinnen und Studenten ein erfolgreiches Festival und vielleicht wird Trier in Zukunft noch öfters in den Genuss eines solchen motivierten Projekts kommen.
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und sich für den einen oder anderen Film interessiert, sollte dem Broadway Kino am 2. und/oder 3. Juni einen Besuch abstatten. Wer sich noch genauer über das Programm oder die Ticketpreise informieren möchte, der findet hier die offizielle Seite des Filmfestivals. Dort ist es auch möglich, Tickets für das Festival zu reservieren.
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