„Es grünt so grün“- im Theater Trier. Sprecherziehung für eine bessere Zukunft. 5vier.de-Redakteurin Stefanie Braun war dabei.
Eine gepflegtere Wortwahl als Möglichkeit zur Verbesserung des sozialen Standes? Ein Programm, das an vielen Schulen auch Erfolg haben könnte. Sofern es denn gelingt. In der neusten Produktion des Trierer Theaters, allseits bekannt unter dem Namen „My Fair Lady“, ist dies geglückt.
Eliza Dolittle, gespielt von Nadine Eisenhardt, ihres Zeichens einfaches Blumenmädchen trifft hier auf Henry Higgins, alias Michael Ophelders, seines Zeichens Professor für Phonetik, der ihr ein besseres Leben prophezeit. Dafür müsste sie sich nur für einige Monate unter seine „liebevollen“ Fittiche begeben um sich eine feinere Ausdrucksweise anzugewöhnen. Generell sei das sowieso des „Pudels Kern“ für alles was in der heutigen Gesellschaft schief läuft, behauptet zumindest Higgins. Ja, er wettet sogar mit seinem Fachkollegen Oberst Pickering, dass er Eliza als Herzogin auf dem Diplomatenball ausgeben könnte, so felsenfest glaubt er an sein sprachliches Weltverbesserungsprogramm.
Womit beide nicht gerechnet hätten ist, dass Miss Dolittle ihre Wette ernster nimmt als die beiden Herren selbst, denn am nächsten Tag steht sie mit dem festen Willen Sprachstunden zu nehmen vor Higgins Tür. Sie bietet ihm sogar „eenen Schilling“ für seine Dienste, denn wenn sie schon nicht so spricht wie eine Lady, will sie wenigstens wie eine bezahlen. Jut, wird jemacht.
Die nächsten sechs Monate werden für Eliza eine Tortur aus Vokalen, verschluckten Hs, falsch ausgesprochenen Gs und ähnlichen verbalen Stolpersteinen, die Higgins ihr mit allerlei skurrilen Unterrichtsmethoden auszutreiben versucht.
Eine farbenfrohe und vor allem komödiantische Inszenierung, die musikalisch aber auch durch ihre liebevollen Charaktere glänzt. So kann Nadine Eisenhardt als Eliza so ziemlich alle Facetten zeigen, die eine Figur haben kann. Mal ist sie rotzfrech, mal zart, mal tobend, mal verträumt, mal verzweifelt und mal auf- allen-Wolken-schwebend. Sie spielt die Wandlung der Eliza vom störrischen Blumenmädchen mit Berliner Schnauze zur feinen Dame, die als solche zunächst ihren Platz in der Welt nicht richtig findet, gekonnt und überzeugend. Man kann sich im zweiten Akt schon gar nicht mehr vorstellen, dass diese Lady bis vor wenigen Minuten noch polternd und schreiend über die Bühne getobt ist. Zudem beweist Frau Eisenhardt eine Bühnenpräsenz, die sie aus der größten Menge herausstechen und sie allein auf der Bühne umso mehr strahlen lässt.
Michael Ophelders spielt als Higgins ein liebenswertes Ekel, dass zwar schroff und unbarmherzig erscheint, doch im Angesicht einer Frau schnell unsicher wird und nicht recht weiß wie es aus seiner stacheligen Haut kommen soll. Ein klarer Fall von „Harte Schale – weicher Kern“.
Als drolligen, herzigen Oberst Pickering sieht man Ferry Seidl, der mit seiner treffsicheren Mimik und seiner komödiantischen Ader die Lacher nicht selten auf seiner Seite hat.
Die Kostüme unter der Leitung von Carola Vollath waren nicht nur bunt und zu Situation und Charakter passend – so schlurft Higgins des öfteren in seinen heißgeliebten Pantoffeln über die Bühne – sondern zudem auch aufwendig und mit Liebe zum Detail gefertigt. Man muss sich nur das Pferderennen vor Augen rufen, in dem jede der Damen des Chores und Extrachores ein schwarz-weißes, aber individuelles Kostüm plus passenden und enormen Hut auf dem Kopf trägt.
Doch das ist nicht die einzige Stelle an der der Chor seinen Auftritt haben darf, auch bei der Hochzeit von Alfred P. Dolittle, Elizas Vater, gelungen gespielt von Pawel Czekala, wird getanzt und gesungen was das Zeug hält.
Das Bühnenbild von Wendelin Heisig ändert sich ständig und sorgt dafür, dass die Inszenierung keine langatmigen Stellen entwickeln kann.
Durch die Nutzung von Mikrofonen konnte nicht nur der Gesang richtig zur Geltung kommen, auch das Orchester unter der Leitung von Christoph Jung nutzte die Möglichkeit, sich auszuspielen und dem Ganzen so den richtigen Schwung zu geben.
Marc Pierre Liebermann inszenierte hier eine „My Fair Lady“, die vor allem durch ihren Witz und charmanten Charaktere besticht. Er hebt damit die witzigen Elemente in diesem allseits bekannten und beliebten Stück hervor und hat damit beim Trierer Publikum sofort alle Trümpfe in der Hand. Leider verstand manch einer nicht, dass dieses eigentlich heitere Werk durchaus auch Tiefen hat und lachte an Stellen an denen es nicht passend war, wie etwa beim Streit zwischen Eliza und Higgins – Elizas Verzweiflung entging diesen Zuschauern leider. Dennoch kann man die Inszenierung nur als gelungen bezeichnen und man wird sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, wenn man mit etwas mehr Vorstellungen rechnet, als eigentlich angesetzt sind.
Weitere Vorstellungen im März:
- 8. März
- 12. März
- 13. März
- 18. März
- 25. März
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