Das Interview führte Florian Schlecht
Er ist in der Form seines Lebens: Im Sommer wechselte Steven Lewerenz von Eintracht Trier zur Reserve des FSV Mainz 05. Nach zwölf Spielen kommt der Techniker dort schon auf 13 Vorlagen – und darf von der Bundesliga träumen. Mit 5vier sprach der 22-Jährige über das anstehende Spitzenspiel gegen seinen Ex-Verein, eine Wette mit Steven Kröner und die Lehren aus seiner Suspendierung in Trier.
5vier: Herr Lewerenz, nur eine Mannschaft ist in der Regionalliga Südwest momentan besser als die Reserve von Mainz 05. Und das ist Eintracht Trier. Ganz streng genommen: War der Wechsel im Sommer nicht ein Fehler?
Steven Lewerenz (lacht): Was heißt ein Fehler? Für eine zweite Mannschaft stehen wir bislang gut da. Am Wochenende wird sich entscheiden, was weiter passiert. Wir freuen uns schon auf das Spitzenspiel gegen Trier.
5vier: Der Zweite trifft auf den Ersten. Was erwarten Sie für ein Spiel?
Lewerenz: Wir haben die beste Offensive in der Regionalliga. Trier hat die beste Abwehr und wird wenig zulassen. Ich erwarte, dass wir eher die spielerische Linie betonen werden und die Eintracht über den Kampf kommt. Mit Michael Dingels spielt immer einer hinten, der dazwischen haut. Ich glaube, dass nicht viele Tore fallen werden. Wer das 1:0 schießt, gewinnt wahrscheinlich auch das Spiel.
5vier: Wenn ein Spieler auf seinen alten Verein trifft, ist oft vom „besonderen Spiel“ die Rede. Wie ist das vor dem Samstag bei Ihnen?
Lewerenz: Ich konzentriere mich eher auf meinen neuen Verein. Natürlich finde ich es cool, die alten Leute wiederzusehen und gegen sie zu spielen. Ich habe ja auch nicht erwartet, dass wir vor dem Wiedersehen auf dem zweiten Platz stehen – und Trier Tabellenführer ist.
5vier: Gibt es noch Kontakte zu den alten Kollegen?
Lewerenz: Nicht viel, nur mit Thomas Konrad und Steven Kröner. Steven und ich sind richtig gute Freunde, wir treffen uns ab und zu, er kommt mich in Mainz besuchen und wir gehen was essen. Ich habe gelesen, dass er in Ulm verletzt war und nicht gespielt hat. Aber ich bin mir sicher, dass er sich auf das Spiel bei uns schon freut. Das will er sich bestimmt nicht entgehen lassen.
5vier: Haben Sie schon eine Wette laufen, was der Verlierer des Spitzenspiels dem anderen springen lassen muss?
Lewerenz: Ich habe abgewartet, ob Trier in Ulm gewinnt. Jetzt, wo es spannend wird, haben wir uns was einfallen lassen. Der Verlierer wird den Gewinner zum Essen einladen müssen.
5vier: In Trier läuft ja schon eine spannende Wette: Eine Gruppe von Spielern, darunter Steven Kröner, will sich bis zur nächsten Niederlage nicht rasieren. Die Bärte wachsen schon seit August…
Lewerenz: Hat Steven sich immer noch nicht rasiert? Dann soll er sich vorbereiten und in dieser Woche noch ein paar Rasierklingen kaufen, weil der Bart am Samstag abkommt. Das kannst du ruhig so schreiben (lacht).
5vier: Ist erledigt. Ihren Worten gingen bislang auch große Taten voraus. In Mainz kommen Sie in 12 Spielen schon auf 13 Vorlagen und vier Tore. Erleben wir momentan den besten Steven Lewerenz aller Zeiten?
Lewerenz: Ich fühle mich in jedem Fall wohl, der Wechsel hat sich gelohnt. Es passt alles, die Kollegen sind korrekt, Mainz ist ein guter Verein, bei dem ich Perspektiven nach oben habe. Aber: Für die Vorlagen von mir braucht es auch einen, der sie verwertet. Und mit Petar Sliskovic haben wir ganz vorne einen Stürmer, der richtig gut drauf ist.
5vier: Sie haben am Wochenende bei der ersten Mannschaft beim 2:1-Testspielsieg gegen Mönchengladbach ausgeholfen. Klopfen Sie jetzt an das Tor zur Bundesliga?
Lewerenz: Das wäre zu weit hergeholt. Aber ich weiß, dass Fußball ein Leistungsgeschäft ist. Und wer Leistung bringt, bekommt seine Chance. Jetzt durfte ich mal bei den Profis mit trainieren, Thomas Tuchel hat mich eine Woche live gesehen, es fielen einige positive Worte in meine Richtung. Bei dem Spiel gegen Mönchengladbach mitzuwirken, war eine schöne Erfahrung. Dort haben Leute wie Martin Stranzl und Patrick Hermann mitgespielt, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Ich werde jetzt weiter Gas bei den Amateuren geben und gucken, ob es was mit der Bundesliga wird.
5vier: Im März wurden Sie nach der 0:3-Niederlage gegen Idar-Oberstein bei Eintracht Trier suspendiert, die Profilaufbahn war gefährdet. Sieben Monate später trainieren Sie im Bundesliga-Kader von Mainz mit. Wie nehmen Sie diese Achterbahnfahrt wahr?
Lewerenz: Ich habe nach der Suspendierung schon befürchtet, dass es schwierig wird mit neuen Angeboten. Ich freue mich nach wie vor, dass Trier mich damals in den Kader zurückgeholt und mir eine neue Chance gegeben hat. Und ich bin sehr glücklich, dass es mit Mainz geklappt hat.
5vier: Welche Lehren haben Sie aus der Suspendierung gezogen?
Lewerenz: Ich bin jetzt in Mainz einer der älteren Spieler. Da wäre es schon schlecht, wenn ich noch einmal etwas machen würde, was eine Suspendierung zur Folge hätte. Ich bin reifer geworden und würde beim nächsten Mal eher zwei, drei Mal nachdenken, bevor ich etwas Unüberlegtes tue.
5vier: Der zweite Platz, auf dem Mainz jetzt steht, würde zur Relegation berechtigen. Ist das schon die Zielsetzung im Verein?
Lewerenz: Wir haben nicht in den Mund genommen, dass wir aufsteigen wollen. In der Hinrunde der letzten Saison hat Mainz noch gegen den Abstieg gekämpft und sich erst in der Rückrunde hochgekämpft. Dass wir jetzt so gut stehen, freut uns. Aber es wäre zu früh, den Aufstieg auszurufen. Wir wollen erst einmal gute Spieler an den Profikader ranbringen. Wenn wir bis zur Winterpause oben stehen, können wir uns natürlich ein neues Ziel setzen.
5vier: Ein Sieg gegen Trier wäre schon ein großer Schritt zu einem neuen Ziel. Ihr direkter Gegenspieler Fabian Zittlau dürfte aber was dagegen haben…
Lewerenz: Wir kennen uns ja noch gut vom Training her und werden beide alles geben. Am Ende zählt aber nur das Ergebnis. Wenn mir neun Situationen nicht gelingen sollten, ich dann aber einmal vorstoße und das Siegtor vorbereite, wäre das für mich und meine Mannschaft ein guter Ausgang.
5vier: Vielen Dank für das Gespräch!
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+++Eintracht in Kürze+++
Kröner-Einsatz ungewiss – Auf die Kampfansage von Steven Lewerenz („Am Samstag kommt der Bart ab“) reagierte Steven Kröner gelassen. „Er hat mir schon am Telefon davon erzählt“, lächelte der Vize-Kapitän, der auf das Wiedersehen mit seinem Kumpel hofft. Der Einsatz von Kröner im Spitzenspiel ist jedoch gefährdet. Eine Einblutung in der Wade bereitet ihm nach wie vor Probleme. „Am Dienstag konnte ich nur laufen. Ich wünsche mir natürlich, dass ich spielen kann.“
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