Cédric Klapischs neuer Film „Mein Stück vom Kuchen“ ist Kapitalismus-Kritik und Romantikkomödie in einem. Ob dieser Mix funktioniert? 5Vier.de-Redakteurin Silke Meyer hat sich den Streifen angesehen.
Für France geht eine Welt unter, als in Dünkirschen die Fabrik geschlossen wird, in der sie zwanzig Jahre lang gearbeitet hat. Die dreifache Mutter ist zunächst derart verzweifelt, dass sie Tabletten schluckt und im Krankenhaus landet. Aber France fängt sich wieder und sucht sich einen neuen Job. Sie geht nach Paris um als Putzfrau zu arbeiten und wird von dem erfolgreichen Broker Steve angeheuert.
Steve lebt nur für seine Arbeit. Selbst sein kleiner Sohn ist für ihn eigentlich nur eine Last. Wie gut, dass France nicht nur Talent zum Sauberhalten der Wohnung besitzt, sondern nebenbei auch eine gute Aufpasserin für den Kleinen abgibt. Während Steve und France sich nun immer häufiger sehen, scheinen sich zwischen den beiden Gefühle zu entwickeln. Zu dumm, dass Steve derjenige ist, dem France den Verlust ihres Jobs in Dünkirschen verdankt.
Ein Kapitalist und seine Putzfrau
Cédric Klapisch, Regisseur von Filmen wie „L’Auberge Espagnole“ und „So ist Paris“, schaffte mit „Mein Stück vom Kuchen“ einen ambivalenten Film, der zwischen romantischer Komödie und Sozialkritik pendelt. Gerade im letzten Drittel erlebt der Zuschauer eine 180 Grad Wendung, die dem ein oder anderen vielleicht zu extrem erscheinen mag. Andererseits wird „Mein Stück vom Kuchen“ dadurch auch nicht langweilig. Wer zwischen drin denkt, dass er weiß, wie das ganze ausgehen wird, wird höchstwahrscheinlich überrascht werden.
Zudem ist der Film gut besetzt. Besonders stark ist die Leistung von Schauspielerin Karin Viard, die die eigensinnige France verkörpert. Und auch ihr männlicher Gegenpart, Gilles Lellouche, liefert als Workaholic Steve eine überzeugende Performance. Beide Charaktere begeistern vor allem dank ihrer Schwächen, die sie sehr menschlich und lebensecht erscheinen lassen.
Filmkost aus Frankreich
Einige Male scheint „Ein Stück vom Kuchen“ die präsentierten Archetypen (hart arbeitende Mutter, gewissenloser Börsenspekulant) zu stereotyp darzustellen, scheint in moralische Schwarz-Weiß-Muster zu verfallen. Klapisch schafft aber gerade noch so die Kurve. Zwar wird einigen wichtigen Punkten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt (so wird z.B. Frances Selbstmordversuch nach den ersten zehn Minuten nicht weiter erwähnt), aber alles in allem ist „Mein Stück vom Kuchen“ durchaus erfrischende Filmkost aus Frankreich.
Mein Fazit: Romantisch, lustig, kritisch – „Mein Stück vom Kuchen“ schafft zwar den Spagat zwischen den verschiedenen Strömungen, allerdings nur ganz knapp. Die guten Darsteller sorgen für den nötigen Kick.
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