Aus Dörbach berichtet
Andreas Gniffke
Viel unglücklicher als der SV Dörbach kann man einen eigentlich sicheren Sieg in der Nachspielzeit nicht mehr aus der Hand geben: In der Nachspielzeit gelang der SG Bullay-Zell durch einen verwandelten Foulelfmeter von Yannick Bach der durchaus verdiente Ausgleichzum 2:2 in einer denkwürdigen Rheinlandligapartie.
Foto: Dörbachs Trainer Harry Koch haderte nach dem Spiel mit Schicksal und Schiedsrichter
Der SV Dörbach beweist angesichts der prekären Tabellensituation durchaus Galgenhumor. Im Stadionheft sinniert ein gewisser ‚Trapper Toni‘ darüber, wie man es trotz der ‚Ausrutscher‘ gegen Tarforst (6:1) und Lahnstein (11:0) doch noch schaffen könne, bis zur Winterpause die rote Laterne zu übernehmen. Tonis Tipps wollte die Mannschaft zu Beginn der Partie des 16. Spieltags aber partout nicht annehmen. Die Gastgeber kamen ausgesprochen gut in die Partie und erzielten bereits nach fünf Minuten die Führung durch Julian Roderich. Er nutzte eine Unachtsamkeit in der Abwehrreihe der SG und kam nach einer schönen Vorlage von Ruben Müller völlig ungedeckt zum Abschluss. Die Gäste wirkten keineswegs geschockt und hatten bereits zwei Minuten nach der Führung die Gelegenheit zum Ausgleich. Jimmy Wieber erlief einen Steilpass und lupfte den Ball geschickt über Torwart Andreas Ringelstein, aber ebenso über das Tor. Zahlreiche Unsicherheiten in der Defensive sorgten dafür, dass die Zuschauer in dieser Phase eine sehr lebendige und abwechslungsreiche Partie zu sehen bekamen. Beide Mannschaften kamen zu Torchancen, die aber allesamt nicht genutzt werden konnten. Eine der besten Gelegenheiten zum Ausgleich hatte Martin Ibald in der 19. Minute, der nach einem Querschläger am schnellsten reagierte aber am guten Schlussmann Ringelstein scheiterte. Nach 20 Minuten verflachte die Partie, woran Schiedsrichter Christoph Zimmer aus Wittlich nicht unschuldig war. Kaum ein Angriff verging ohne einen Pfiff des kleinlichen Unparteiischen, der den Spielfluss in dieser Phase völlig zerstörte. Vor allem die Gäste kamen zu grob geschätzt 20-30 guten Freistoßsituationen aus dem Mittelfeld. Diese wurden von Wolfgang Göttert zwar durchaus gelungen vor das Tor gebracht, echte Torgefahr entstand aber bei keiner einzigen Szene. Überhaupt versuchte es die Mannschaft von Trainer Jörg Bach viel zu häufig mit langen Bällen in die Spitze auf den hochgewachsenen Mittelstürmer Yannick Bach, der heute aber nicht seinen besten Tag erwischt hatte. Das Flügelspiel der stark ersatzgeschwächten Gäste fand so gut wie gar nicht statt. Dennoch erarbeitete man sich um die 30. Spielminute eine klare Überlegenheit, Dörbach fand in dieser Phase offensiv gar nicht mehr statt. Kurz vor der Pause dann noch der negative Höhepunkt des Spiels. Nach einem harten und vollkommen unnötigen Foul im Mittelfeld sah der SG-Spieler Özgür Akin die rote Karte. Mit etwas Fingerspitzengefühl hätte es womöglich auch eine gelbe Karte mit entsprechender Ermahnung getan, Schiedsrichter Zimmer bewertete aber womöglich den Frustcharakter des Fouls mit.
Trotz der numerischen Unterlegenheit änderte sich nach der Pause zunächst nicht viel am Charakter des Spiels. Bullay-Zell dominierte ohne sich echte Torchancen zu erspielen und Dörbach lauerte auf Kontergelegenheiten. In der 53. Minute forderte Jimmy Wieber nach gestrecktem Bein im Strafraum Elfmeter, den Schiedsrichter Zimmer aber verweigerte. Drei Minuten später setzte Dörbach einen der wenigen gefährlichen Konter: Florian Weirich flankte den Ball sehr gut vor das Tor und Patrick Noske vollendete mit einem sehenswerten Flugkopfball in bester Torjägermanier. Die Gäste wirkten nun angeschlagen und Dörbach hatte keine Probleme, das Ergebnis zu verwalten. In die Kategorie ‚Unnötig‘ war auch eine Aktion von Yannick Bach einzuordnen, der Torwart Ringelstein völlig unmotiviert anging, woraufhin Trainer Harry Koch noch nach dem Spiel erregt von einer klaren Tätlichkeit sprach. Letztendlich machte Ringelstein auch mehr aus der Situation als sie her gab und ließ sich minutenlang behandeln. Auch die Bank der Gäste zeigte den Unmut über Schiedsrichter Zimmer durchaus lautstark und musste mehrfach ermahnt werden. Torchancen waren nun Mangelware, man hatte kaum das Gefühl, dass Bullay-Zell noch einmal in dieses Spiel zurückfinden würde. So war es eine Standardsituation, die den Anschlusstreffer markierte: In der 82. Minute verwandelte Jimmy Wieber einen Freistoß von der linken Seite direkt ins lange Eck. Ein Traumtor, bei dem Torwart Ringelstein keinerlei Abwehrmöglichkeit hatte. Dörbach kämpfte nun mit vollem Einsatz um jeden Ball und wollte die drei Punkte um jeden Preis im Salmtal behalten. Dabei hatten sie die Rechnung jedoch ohne Schiedsrichter Zimmer gemacht. In der Nachspielzeit pfiff er zur Überraschung aller nach einer harmlosen Situation im Strafraum der Gastgeber Elfmeter. Alaudin Hajdari soll festgehalten worden sein, eine Situation, bei der man pro Spiel sicherlich zehn oder mehr Strafstöße pfeifen könnte. Yannick Bach ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und verwandelte souverän zum Ausgleich und sicherte seiner Mannschaft so den verdienten, aufgrund der Umstände aber glücklichen Punkt. Dörbach bleibt trotz des Punktgewinns tief im Tabellenkeller und auch die SG Bullay-Zell konnte keinen Befreiungsschlag landen.
Foto: Abstiegskampf pur: Trotz aufopferungsvollem Kampf reichte es für Dörbach nur zu einem Punkt (Bild vom Spiel gegen Karbach)
STIMMEN
Harry Koch (SV Dörbach):
„Es ist unfassbar, dass in der Nachspielzeit so ein Elfmeter gepfiffen wird und wir um den Lohn für unsere Mühen gebracht wurden. Schon in der ersten Hälfte wurden unzählige Freistöße gegen uns gepfiffen. Wir haben kaum Chancen von Bullay-Zell zugelassen und unsere Sache eigentlich ganz gut gemacht.“
Jörg Bach (SG Bullay-Zell):
„Wir waren eindeutig die bessere Mannschaft und haben uns den Punkt mehr als verdient. Deshalb kann man auch nicht von Glück sprechen. Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Heute früh haben sich drei Spieler abgemeldet und dann hat sich auch noch einer beim Aufwärmen verletzt. So hatte ich keine Alternativen auf der Bank und hatte keine Möglichkeit auf den Spielverlauf zu reagieren. Letztendlich muss man aber auch sagen, dass ein Punkt für uns eigentlich zu wenig ist.“
STATISTIK
SV Dörbach (Trainer Harry Koch):
Ringelstein – Goepel, Weirich, Schröder, Spreier – Müller, Wolff (ab 86. Schmoelter), Gaugler – Roderich, Blang, Noske
SG Bullay-Zell (Trainer Jörg Bach):
Braun – Berg, Göttert, Hajdari, Köhler – Akin, Schneider, M. Ibald – J. Wieber (ab 90. Markert), Bach
TORE
1:0 Julian Roderich (5.)
2:0 Patrick Noske (56.)
2:1 Jimmy Wieber (82)
2:2 Yannick Bach (90. Elfmeter)
BESONDERE VORKOMMNISSE
Rote Karte: Özgür Akin (Bullay-Zell) wg. groben Foulspiels (45.)
SCHIEDSRICHTER: Christoph Zimmer (Wittlich)
Fotos: Anna Lena Bauer
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