Ich gehe nicht gern zum Arzt. Für manche mag es Me-Time sein, ich sehe im Wartezimmer zu, wie meine Lebenszeit verrinnt – meist für mich nicht nachvollziehbar, warum. Jetzt völlig ungehalten loszupoltern gegen sämtliche Vertreter des lokalen Gesundheitswesens – Mann das täte gut, aber irgend wie vielleicht auch unfair. Ich möchte stattdessen hier ein paar meiner erlebten Geschichten wiedergeben und vielleicht helfen Sie mir, das ganze einzuordnen? Und ja: wo das herkommt, gibts noch mehr.

Rezept per Telefon
Eine Arztpraxis, die ich frequentiere bietet in der Telefon-Warteschleife an, man könne Folgerezepte telefonisch bestellen und am nächsten Geschäftstag abholen. „Fantastisch“, dachte ich mir und orderte meine Rezepte telefonisch. Als ich am nächsten Tag fix vor der Arbeit morgens in der Praxis aufkreuzte, um das Rezept abzuholen, teile mir die Sprechstundenhilfe mit, dass das Rezept da sei, man aber die Gewohnheit pflegt, dieses erst vom Arzt unterschreiben zu lassen, wenn der Patient auch wirklich in der Praxis steht und es mitnehmen möchte. Natürlich stehe der Arzt gerade zum Unterschreiben nicht zur Verfügung, da dieser ja Patienten hat. Als Ergebnis habe ich dann eine knappe Stunde auf meine Rezepte gewartet. Die Frage, weshalb man die Rezepte nicht schon am Anfang des Tages unterschreiben lässt, damit man sie dem Patienten am Empfang gleich aushändigen kann, blieb man mir schuldig. Ebenso blieb natürlich die Frage, welchen Sinn denn dann das Vorbestellen eines Rezepts noch hat, unbeantwortet.
„Und was verdienst du so im Monat?“
Ein Facharzt fragte mich im Small Talk um eine Behandlung herum nach meinem Beruf. Ich antwortete ihm, ich sei Musiker – und seine nächste Frage war, was ich so im Monat verdiene. Ich erwiderte die Frage, was er so als Facharzt im Monat verdient – gefiel ihm nicht so .
Nach 2 Stunden warten wieder gegangen
Weil ich ungern lange warte, und weil ich viel zu tun habe, mache ich meine Arzttermine gerne möglichst früh am Tag, in diesem Fall um 7:45. Ich war dann um 7:30 da, stellte fest, dass es auch 7:30 Termine gab, ging davon aus, dass diese schon belegt waren und stellte mich auf keine allzu lange Wartezeit ein – woher sollte die auch kommen? Meine Überlegung ist ja, dass die Termine länger dauern, als geplant, und wenn man viele davon vor sich hat, verschieben sich die nachfolgenden Sendungen halt wie zu Tommy´s besten „Wetten Dass“ Zeiten. Ich hatte für den gleichen Tag um 10:40 noch einen weiteren Arzttermin um 10:40 an einem anderen Ort, weswegen ich um 9:15, also mit 90min Delay mal nachfragte, ob man mich vergessen habe. Die Sprechstundenhilfe schaute nicht mal hoch, als sie mit mitteilte, ich sei sicher einer der nächsten. Mittlerweile hatten ca 20 Patienten um mich herum das Wartezimmer betreten und verlassen. Ich sagte ihr dass ich einen Anschlusstermin bei einem anderen Arzt habe und in 15min gehen muss. Das ließ sie auch nicht wirklich Anteil nehmen an meinem Schicksal, schließlich sei ja nicht zuständig für den zeitlichen Ablauf. Mal fragen gehen schien ihr wohl auch zu stressig. Um 9:40 verließ ich die Praxis unverrichteter Dinge, um wenigstens den anderen Termin noch zu bekommen. Ich erschien dort pünktlich, musste aber wieder eine Stunde warten. Isn´t it ironic – don´t you think?
„Aber nur für die 10min, die Sie hier waren!“
Ein junges Mitglied meiner Familie brauchte eine Untersuchung, die per Überweisung vom Hausarzt in einem explizit genannten Krankenhaus mit pädiatrischer Abteilung durchzuführen war. Alles klar, Termin gemacht und gut. Natürlich auf der Arbeit frei genommen etc. Als wir letztlich in besagtem Krankenhaus ankamen, teilt uns die Sprechstundenhilfe der besagten Abteilung mit, dass sie leider dieses Rezept nicht akzeptieren können, da es nicht von einem Kinderarzt stammt. Warum sollte ich einen 13jährigen Menschen zum Kinderarzt schicken? Unser behandelnder Arzt schien das also nicht zu wissen, weswegen er diese Überweisung dann ausstellte. Nachdem ein Notfall-Anruf bei allen Kinderärzten um Umkreis von 10km zu nichts führte, gab ich auf und bat die Sprechstundenhilfe, mir einen Beleg für meine Arbeitsstelle auszustellen, dass wir da waren , damit der bis dahin halbe Arbeitstag, den die Nummer mich gekostet hat, auch gerechtfertigt werden konnte. Sie entgegnete mir, dass das sehrwohl ginge, aber natürlich nur für die 10min, die ich bei ihr am Tresen stand. Auf dem Rückweg noch mal fix in die Praxis, die die falsche Überweisung ausstellte. Hier sagte man uns – ohne das geringste Bewusstsein, einen Fehler gemacht zu haben – man kenne sich mit sowas halt nicht so aus.
Und Sie?
Kennen Sie ähnliche Geschichten? Sind sie vielleicht beruflich selbst involviert und können ggf. darstellen, dass es sehr wohl gute Gründe gibt, dass die hier aufgeführten Geschichten so verliefen, wie sie verliefen ? Mein persönlicher Eindruck ist der, dass Arztpraxen wissentlich zu viele Patienten annehmen und diese warten lassen bzw. organisatorisch nur nachlässig versorgen können. Oder ist es mittlerweile immer so, wenn man „nur“ Kassenpatient ist?
Ihr Senf hierzu interessiert mich natürlich sehr – also kommentieren Sie was das Senfglas hergibt! Mehr Senf von mir gibt es hier !
Mehr Sempf bekommt Ihr in Johannes´ Podcasts „Discöföx“ (zusammen mit Philipp Godart) und „Schier sein Podcast“ – überall wo es Podcasts gibt und auf den Websites der Boys:
Johannes: www.johannesschier.de
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