Am Dienstag, 13. März, konnte man auf der Großen Bühne des Theaters Trier ein Event der ganz besonderen Extraklasse erleben. „The Petit Fours“ besuchten Trier zum zweiten Mal und heizten dem Publikum auch dieses Mal mit ihrer außergewöhnlichen Burlesqueshow ein.
„Petit Fours“ sind, nach Erklärung des munteren Damen-Gesangstrios, den Cool Cats, die an diesem Abend durch das Programm geleiten, kleine süße Gebäckwunder, mit Creme und feinstem Bisquit gefüllt. Jedes anders als das andere und definitiv eine Sünde wert. Aber wie das so ist mit den Pralinenschachteln, was in den Händen noch verführerisch köstlich aussieht, trifft im Mund vielleicht nicht mehr ganz den Geschmack. Da kann die Verpackung noch so einladend aussehen. Die bekannte Weisheit „Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel“, greifen die „Petit Fours“ in ihrem Programm auf und weisen im Vorfeld bereits darauf hin, dass zwar für jeden Geschmack etwas dabei ist, aber: „Nicht jede Dame „mundet“ jedem, so sind „Petit Fours“ eben. In dem Sinne mag der eine Marzipan, der andere lieber weiße Schokolade.“ so Clarissa Karnikowski von den Cool Cats. „Unsere Damen sind nicht perfekt, sie haben Ecken und Kanten, aber gerade das macht sie so symphatisch. Und eben auch sexy.“ Recht hat sie. Die Damen der „Petit Fours“ sind sexy und sympthatisch, dabei humorvoll und kokett und vor allem eines: beruhigend weiblich. Eine Weiblichkeit, die man in Werbung und Fernsehen leider immer seltener zu Gesicht bekommt. Nicht glatt und makellos, sondern individuell und makelbehaftet. Dabei hat jede ihre Reize und zwar ihre ganz eigenen, die sie selbstbewusst in Szene setzen. „Sie spielen mit ihren Reizen. Sie springen einem nicht ins Gesicht.“
Mit den Reizen spielen…
Das macht für Clarissa Karnikowski auch den Reiz einer Burlesqueshow aus: „Die Show hört auf, wenn die Leute Zeit bekommen zu „gaffen“, die Nacktheit ist der Höhepunkt der Show.“ Nicht ihre Grundsubstanz. Eine richtige Burlesqueshow hat eben noch mehr zu bieten als „sich entblätternde Damen“. Schade, dass solche Shows schnell in ein und dieselbe Schublade mit anderen, zugegeben „ähnlichen“ Acts, gesteckt werden, dabei geht es im Burlesque um mehr. Es geht auch um eine Balance zwischen Nacktheit, Humor und Theater, die auch davor bewahrt, dass es „langweilig“ wird. „Eine richtige Burlesqueshow gab es in Deutschland in dem Sinne nicht, eher kleinere Burlesque-Acts. Wir dachten, das fehlt und versuchten eine Bühnenshow massentauglich zu machen.“ Das Thema dieser Show, „Fairy Tales“ wird allerdings nur kurz aufgegriffen, von Diva La Kruttke, der „heimlichen“ Moderatorin des Abends.
Der Paradiesvogel und geborene Entertainerin stiehlt sich heimlich auf die Bühne, um ihren Witz, ihre Lieder und ihr Rampenfieber auszuleben. Und zusammen mit dem Publikum die Geschichte vom Rotkäppchen vorzutragen, in verteilten Rollen, versteht sich. Als Comedypart ist sie ein wichtiger Teil der Show, auch wenn sie die einzige ist, die kein Burlesque macht. Seit 5 Jahren ist sie Solo als „Diva La Kruttke“ unterwegs, vorher bereits 5 Jahre in einem Ukulelen-Trio, welches schon musikalische Darbietung und Witz in sich vereint hat. Wann sie die Komödiantin in sich entdeckt hat, kann sie gar nicht mehr genau sagen: „Irgendwann fängt man an Witze zu machen und findet heraus, dass man ein Händchen dafür hat.“ Auch für die Diva. Für „The Petit Fours“ hat sie ihre Diva etwas abgeändert, Ausschnitte aus ihrem Soloprogramm gewählt, Moderationen geschrieben und Nummern etwas umgeändert. Das Ergebnis ist wie die ganze Show witzig, sexy und unterhaltsam. Witz und Erotik stehen in der Burlesquen Tradition eng beieinander: „Im alten Burlesque gehörte dies schon untrennbar zusammen, es gab immer einen witzigen Moderator. Man hat sich nicht zu ernst genommen, das macht wahnsinnig unattraktiv. Wer über sich selbst lachen kann, macht sich sexy.“
…nicht ins Gesicht springen.
Dass man sich auch als Burlesquetänzerin nicht immer sexy fühlt, weiß Zoe Scarlett, eine der erfolgreichsten Burlesquetänzerinnen und -Modells aus ihrer Heimat, der Schweiz. „Jede Frau fühlt sich mal unwohl in ihrem Körper, doch die meisten begehen den Fehler, sich nur auf das zu konzentrieren, was ihnen nicht gefällt an sich. Statt sich auf das zu konzentrieren, was sie an sich mögen, was schön an ihnen ist.“ Bald 10 Jahre steht sie als Tänzerin auf der Bühne, angefangen hat sie als Fotomodell, ein Werbevertrag mit Campari brachte sie dann dem Burlesquen Tanzen näher. Damals hat sie zu Promotionzwecken auf Events in der Schweiz einen Tanz in dem berühmten Glas aufgeführt. Mittlerweile steht sie mehr auf der Bühne als vor der Kamera. „Burlesque ist mein Leben.“ sagt sie selbst und kann trotzdem mit (Vor-)Urteilen locker umgehen. „Jedem sein Ding. Mein Großvater ist 85 Jahre alt und sehr konservativ, aber findet es total cool, was ich mache. Das ist die Hauptsache.“ Burlesque erklärt sie Fragenden als „Vorfahr des Striptease“ – nur glamouröser und subtiler, es geht mehr um die Theatershow als um das Ausziehen an sich.
„Ein Hauch Frivolität, ein Schuss Nostalgie, eine Prise prickelnder Sinnlichkeit – garniert mit einem frechen Augenaufschlag“ – so werben „The Petit Fours“ für sich. Und halten alle Werbeversprechen und mehr als das. Die Damen der „Cool Cats“ schaffen zusammen mit der Band „The Hot Rods“ und den Hits der 30er bis 50er Jahre die nötige Grundstimmung, heizen dem Publikum mit frecher Performance und Stimmgewalt ordentlich ein. Diva La Kruttke sorgt mit einschlagender Bühnenpräsenz und Witzbomben für die nötigen Lacher und die Tanzeinlagen der Damen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, bilden die Höhepunkte des Abends. Mit Selbstbewusstsein, Witz und Sinnlichkeit, mal süß, mal herzhaft, aber immer geschmackvoll. Hier ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei.
Kommentar verfassen