Mindestens 2.000 Zuschauer erwarten die Verantwortlichen des FSV Salmrohr, wenn am Samstag, den 15. November ab 14 Uhr in der dritten Runde des Rheinlandpokals der SV Eintracht Trier im Salmtalstadion aufläuft. Wenn das mal reicht. 500 Tribünenkarten wurden bereits abgesetzt. Den großen Run auf die Stehplätze gibt’s wohl am Tag des großen Wiedersehens der beiden alten Lokalrivalen. Denn Fakt ist: Diese Konstellation ist eine, die zieht.
Salmtal. „Traditionsduell“ – ein Wort, das allzu gerne und dementsprechend inflationär für Fußballspiele gebraucht wird, in denen sich zwei Mannschaften gegenüber stehen, die ihre beste Zeit oftmals hinter sich gelassen haben. So steht´s zwar nicht im Duden – so wird der Begriff in den Medien aber für etliche Spiele verwendet. Wenn etwa die Franken aus Nürnberg gegen die Nordlichter aus St. Pauli spielen. Oder die Fortuna aus der Rheinstadt Köln gegen den Ost-Club Dynamo Dresden. Und so verkommt ein zusammen gesetztes Wort zu einer Phrase, die eigentlich keiner mehr hören geschweige denn lesen kann. Schade. Denn wenn sich zwei Vereine – in der viert- und fünftklassigen Realität angekommen – wie der FSV Salmrohr und Eintracht Trier gegenüber stehen, dann sind das nicht nur zwei Vereine mit Tradition im Duell miteinander. Dann hat das Duell an sich Tradition. Als beide Vereine sich zum Beispiel in den achtziger Jahren immer wieder in der damaligen Oberliga oder eine Dekade später in der Regionalliga West/Südwest mal mehr, mal weniger auf Augenhöhe begegneten. Geile Spiele. Wasser auf die Mühlen derer, die sich gerne zurück erinnern und nun der Neuauflage am Samstag entgegenfiebern – und das zu Recht. Denn hier geht es um ein echtes Traditionsduell. Hier stehen sich die zwei „Großen“ einer Region gegenüber. Wenn der FSV Salmrohr und Eintracht Trier gegeneinander spielen, dann war und ist immer Feuer drin. Heute wie damals. Die gemeinsame Geschichte verbindet. Und dann passen eben die Worte Tradition und Duell miteinander kombiniert ausnahmsweise mal wie die ebenfalls viel zitierte Faust aufs Auge – wenn Salmrohr und Trier sich am Samstag zum X-ten Male gegenüber stehen. Diesmal mit vielen Ex-Eintracht-Spielern im FSV-Dress und einem ganz besonderen Protagonisten an der Seitenlinie.
Gestatten: Paul Linz. Trierer, Trainer des FSV Salmrohr
Über Paul Linz braucht man keine großen Worte zu verlieren. Weder bei Salmrohr, noch bei Trier. Aber gerade in Trier. Will man es kurz zusammen fassen: Der gebürtige Trierer spielte für die Eintracht, coachte die Eintracht und führte sie letztendlich Anfang der 2000er zurück in die zweite Bundesliga. Der Mann ist hier – auch wegen seiner typisch trierischen Art – einfach Kult. Punkt.
Seit September also der FSV Salmrohr. Wieder. Nach rund 20 Jahren und vielen Erfolgen als Spieler (-trainer) in Salmtal. Und jetzt also in der dritten Runde des Rheinlandpokals mit der einen gegen die andere Liebe. Sentimental, Herr Linz? „Es ist schon ein komisches Gefühl jetzt gegen Trier zu spielen. Anders wie zum Beispiel gegen Wiesbach. Ich freue besonders auf das Spiel. Aber Sentimentalität nein“, blickt der gut aufgelegte Linz am Freitag am Telefon gelassen, aber – zwischen den Zeilen gelesen – etwas aufgeregt auf das Spiel. Dem klassenhöheren Ex-Club mit einem Sieg am Samstag die große Einnahmequelle DFB-Pokal trocken legen und ihm damit schon vorzeitig die Saison vermiesen? „Über einen Sieg wäre ich jedenfalls nicht traurig“. Wie soll´s gehen? „Lassen Sie sich überraschen. Wir müssen auf jeden Fall ein Tor mehr schießen“. Das ist eben Paul Linz. Prägnant. Schlagfertig. Nie um einen Spruch verlegen. Dafür lieben ihn die Fans.
Wen er gegen Trier aufs Feld schickt weiß der FSV-Coach am Freitag noch nicht. „Ich muss mir über die Aufstellung noch Gedanken machen“. Personelle Sorgen hat er jedenfalls nicht. Druck auch nicht. Seitdem Linz im September das FSV-Zepter übernommen hat, läuft´s nach miserablem Saisonstart wieder für Salmrohr in der Oberliga. Ein Derby-Sieg und der Einzug in Rheinlandpokal-Achtelfinale wäre natürlich eine super Sache für ihn und den FSV. Für die Eintracht aber noch mehr. In Trier hat der Rheinlandpokal nämlich nochmal einen anderen Stellenwert.
„Erst mal klar machen, was das für ein Spiel ist“
Die Trierer Eintracht ist Rekordsieger des Rheinlandpokals. Und in der Moselmetropole herrscht in jedem Jahr der Anspruch den Pott nochmal zu holen. Zu lukrativ ist der Einzug in den DFB-Pokal, um diesen Wettbewerb schleifen zu lassen. Zu groß das Prestige, um das es im Rheinlandpokal Jahr für Jahr geht. Zu wichtig auch ein Spiel gerade gegen Salmrohr. Das wissen die vielen Ex-Eintrachtler beim FSV. Das weiß auch Paul Linz. Wer es offenbar nicht wusste, waren viele Spieler im aktuellen SVE-Kader. „Ich musste Anfang der Woche gerade den Spielern, die nicht aus der Region sind, erklären, wie die geographische Lage und wie so die Konstellation ist bezüglich der Rivalität, weil einige sich damit noch gar nicht so auseinander gesetzt hatten“, ließ Eintracht-Trainer Peter Rubeck auf der Pressekonferenz am Freitag verlauten.
Spätestens jetzt sind die SVE-Spieler geimpft – und von Rubeck auf einen harten Kampf im Salmtalstadion eingestellt. „Der Gegner wird alles in die Waagschale werfen, um uns zu besiegen. Sicher werden auch Emotionen aufkommen.“ Nichtsdestotrotz: Rubeck geht davon aus, dass die Eintracht als Sieger vom Platz geht. „Wir müssen halt gucken, dass wir unsere Qualität auf den Platz bringen“. Und die liegt bei siebzehn Gegentoren in siebzehn Regionalligaspielen eindeutig in der Defensive. Für Salmrohr gilt es also ein Mittel zu finden, das Eintracht-Abwehrbollwerk zu knacken.
Personell geht Trier weiter am Stock. Nun steht auch noch der Einsatz von Kapitän Zittlau wegen Wadenproblemen auf der Kippe. Aber: Fiedler und Publikumsliebling Dingels sind nach langen Verletzungsquerelen gegen Salmrohr eventuell wieder dabei. „Für 90 Minuten reicht es aber noch nicht“, stellt Rubeck klar.
Der FSV Salmrohr gegen Eintracht Trier gemeinsam im Kampf um das Achtelfinale im Rheinlandpokal. Hier darf man getrost von einem WAHREN Traditionsduell schreiben. Der Sieger darf sich gebührend feiern lassen. Auch wenn der Rheinlandpokal damit noch lange nicht gewonnen ist. Das wissen beide Vereine. Ebenso wie der Gegner im Achtelfinale heißt. Die SG Zell/Bullay/Alf – voraussichtlich am Mittwoch, den 26. November.
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