„Wie machen Sie sich glücklich? Wann hatten Sie ihr letztes bewusstes Glücksgefühl?“ Diese Fragen bilden die Grundlage der neuen konzeptuellen Arbeit von Pia Müller. Zu sehen ist ihre Kunst ab dem 17. August in der Galerie Junge Kunst.
Es handelt sich um scheinbar einfache Fragen. Doch der Versuch, über sie nachzudenken und sie womöglich auch zu Ende zu denken, kann den Menschen an seine physischen, geistigen und seelischen Grenzen bringen.
Für uns „Erwachsene“ sieht es so einfach aus, wie „die Kleinen“ sich mit den banalsten Dingen beglücken können. Warum, so müssen wir uns fast neidvoll fragen, gelingt uns das nicht mehr so einfach? Was steht zwischen uns und unserem Glück? Sind wir zu wählerisch, zu konstruiert, zu verkopft, um das reine „banale“ Glück zuzulassen? Wie hilflos sind wir doch letztlich, wenn wir Ersatz suchen müssen in kleinen, schnellen, konsumierbaren Kicks?
Dieses Thema ist fast schon zu oft strapaziert worden, und es ist unerträglich aufgeladen mit spirituellem, sozialem und Psycho-Kitsch. Bereits die Frage nach dem Glück steht somit automatisch unter dem Verdacht der Trivialität.
Pia Müller setzt sich dieser Gefahr ganz bewusst aus. Sie sieht es als ihr Recht und ihre Aufgabe als Künstlerin, unbequem zu sein und sich mitsamt ihren Empfindungen gleichsam bloßzustellen. Dabei fungiert ihre private Verfassung als Seismograph einer latenten gesellschaftlichen Befindlichkeit, die in ihrer Kunst Form findet und Gestalt annimmt.
Hintergrund ihrer neuen Arbeit ist letztlich unsere aktuelle gesellschaftliche Krise, die nur vordergründig als bloße Wirtschaftskrise erscheint. Eigentlich handelt es sich um eine gründliche und umfassende Krise unseres Versuchs, alle Lebensbereiche nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu organisieren und zu „optimieren“. Als ein Ausdruck dieser Krise entfernen wir uns nicht zuletzt auch zunehmend von der Möglichkeit Glück zu erfahren, und wir verlernen die Fähigkeit es zu empfinden.
Eine aufwendige Rauminstallation und eine Live-Performance
Pia Müller stellt die Frage nach dem Glück auf ihre ganz eigene künstlerische Art und Weise. Grundlage ihrer Ausstellung wird eine aufwendige Rauminstallation sein. Ihre Live-Performance am Eröffnungsabend wird anschließend medial in diese Rauminstallation integriert. So lässt sie in den Galerieräumen der Jungen Kunst einen Dreiklang entstehen aus Raum-Körper-Zeit. Letztlich lässt sich das Anliegen der Künstlerin auch in ganz einfachen Worten zusammenfassen: Sie möchte die Besucher neugierig machen und möchte sie ermuntern sich einzulassen – nicht nur auf ihre Kunst, sondern auch auf sich selbst.
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Die Künstlerin Pia Müller
Pia Müller bereichert nicht nur das Kunstgeschehen in der Region und im Land Rheinland-Pfalz seit Jahren um die eher urbane Ausdrucksform der Performance. Mit vielfältigen Projekten und Aktivitäten hat sie sich auch bundesweit und im europäischen Ausland Ansehen erworben.
„Das Material einer Performance ist der Körper. Diesen setzt Pia Müller bis zu den Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit ein. In ihren Arbeiten spielt sie mit der Schwelle zwischen Kontrolle und Verlust der eigenen Körperbeherrschung. Indem sie sich bis zum Überdruss mit Erdbeeren füttern lässt (Puppenstunde, 2005) oder mit Leukoplast verstümmelt (Silent Fall, 2007), stellt sie die Interaktion von Körper und Bewusstsein auf die Probe. Was als harmloses Gedankenexperiment beginnt, kippt dabei oftmals in eine existentielle Erfahrung.“
Mit diesen treffenden Worten beschreibt die Kunsthistorikerin Alexandra Orth das zentrale Anliegen in Pia Müllers Arbeit (Katalog zur diesjährigen Landeskunstausstellung im Saarland).
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Ausstellungseröffnung
- Eröffnung: Freitag, 16. August 2013, 20.30 Uhr
- Begrüßung/Kuration: Markus Bydolek
- Einführung: Alexandra Orth M.A., Stadtmuseum Trier
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Weitere Informationen zu Pia Müller findet ihr unter www.piaart.de, Näheres zur Ausstellung in Trier gibt es auf www.junge-kunst-trier.de.
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