Rock am Ring in der Eifel. Europas größtes Festival. Headliner wie Metallica und die Toten Hosen. 5vier-Mitarbeiterin Mirna Stieler war dort und hält ihre Erlebnisse für euch hier fest.
Um die 85.000 Fans feierten drei Tage lang am Nürburgring. Für mich ging es Donnerstag los. Die Sachen waren gepackt und ich für fast jedes Wetter gewappnet. Nach einer Odyssee im Stau und einem geschätzten drei Kilometer langen Fußmarsch, wohlgemerkt mit einer Menge Gepäck, aber auch mit zahlreichen netten Helfern („Hast du ein Bier?“ „Ja, aber nur wenn du meine Taschen trägst!“), war ich endlich am Zeltplatz angekommen.
Jetzt erst mal Zelt aufbauen, was nicht so einfach war, da leider nicht alle Stangen vorrätig waren. Egal, Not macht erfinderisch, und solange man genug Tape dabei hat, ist alles nur halb so schlimm. Jetzt erst mal hinsetzen und ein „leckeres“ Dosenbier genießen. Für 8,80 Euro die Palette darf man halt nicht allzu viel erwarten. Nach einigen Bier, mehreren Runden über den Zeltplatz, vielen netten und vor allem bekloppten Leuten („Rock am Ring, da darf man mal seinen inneren Assi rauslassen“) und noch mehr Bier, landete ich irgendwann in meinem Zelt. Morgens dann die Frage an mich selbst: „Wie bin ich hierhin gekommen?“ Ich denke, ich bin nicht die Einzige, die sich diese Frage das ein oder andere Mal an diesem Wochenende gestellt hat.
Freitag, 01. Juni
Als erstes wird nun aufgestanden und gefrühstückt. Danach gibt es wieder Bier. Hier muss man dran bleiben, bevor es einem wirklich schlecht wird. Heute spielen die ersten Bands. Dick markiert auf meinem Plan waren: Anthrax, Cypress Hill, Machine Head und Motörhead.
Anthrax, eine Thrash-Metal Band, die sich 1981 in New York gründete. Hier war die Stimmung schnell auf Hochtouren. Einige Runden in der Circle Pit, viel Rumgespringe und etliche blaue Flecken später ging es los zur Centerstage. Hier sollten Cypress Hill, eine Band aus Los Angeles, auftreten. Hier ging es um einiges ruhiger ab, aber wer Cypress Hill kennt, weiß, woran das bei manchen liegen könnte.
Danach ging es wieder zum Zeltplatz, noch ein bisschen trinken und grillen (ich wünschte, ich hätte an diesem Wochenende Kilometergeld bekommen). Um 21:10 Uhr ging es dann wieder rund vor der Alternastage: Machine Head, eine Metal-Band aus Oakland. Am besten einfach mitmachen, ansonsten steht man nicht lange auf seinen Beinen. Aber selbst wenn es einen mal umhaut, kamen direkt mehrere Leute und halfen einem wieder hoch. Das nenne ich „Gemeinschaft“.
Zum Abschluss dieses Tages betraten zu späterer Stunde dann Motörhead die Bühne. Absolut sehenswert! Die Metalband um Sänger Lemmy Kilmister (sage und schreibe schon 66 Jahre alt!) gaben alles. „Der Grund, warum ich noch so gut aussehe, ist, dass ich jeden Tag eine Flasche Whisky trinke.“ Danke Lemmy, irgendwo her muss diese Stimme ja auch kommen. Außerdem bestes Drumsolo von Schlagzeuger Mikkey Dee. Und dann, einfach unvergesslich: Ein Fan im Rollstuhl wird über die Menge getragen. Motörhead ein absolutes Top-Konzert am Ring. Zurück ging es zum Zeltplatz. Ich weiß gar nicht zum wievielten Mal an diesem Tag. Morgen dann wieder auf ein Neues.
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Samstag, 02. Juni
Heute ist es endlich so weit. Am Abend werden wir die Meister sehen: Metallica. Fast der einzige Grund, warum ich mir eine Karte gekauft habe. Eigentlich war unser Ziel die erste Reihe, da wir jedoch etwas am Zeltplatz versackt und leider zu spät oben waren, sehen wir fast keine Chance mehr noch in den Bereich A oder B vor der Bühne zu kommen. Egal, wir stellen uns trotzdem mal an.
Vier Stunden später sind wir keinen Schritt weiter. Wir entschließen einfach uns in den Bereich C zu stellen, bevor wir nachher noch was vom Konzert verpassen. Aus den Lautsprechern tönt „It’s a long way to the top if you wanna rock’n’roll“ von AC/DC. Metallica-Fans wissen, was das heißt: Gleich sind sie da. „Ecstasy of gold“ und ich bekomme Gänsehaut.
Los geht’s direkt mit „Hit the lights“. Hammer Setlist, aber leider ein paar Probleme mit der Technik. Metallica machen ihren Job gut. So wie eigentlich immer. Viel Pyrotechnik, Feuerwerk, Lasershow, Gitarrenklänge und ein einmaliger James Hetfield. Sie sind und bleiben (für mich) einfach die Besten.
Total fertig vom ganzen Stehen schleppe ich mich alleine (die anderen sind zu Skrillex: Nein danke!) auf den Zeltplatz und lege mich ins Zelt. Ich war selten so froh zu liegen.
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Sonntag, 03. Juni
Ich wache früh auf, Regen prasselt auf mein Zelt. Der erste Gedanke „oh nein“, der zweite „umdrehen für eine Stunde, dann hat es sicher aufgehört“. Wunschdenken! Es wird nur noch schlimmer. Ich schleppe mich aus dem Zelt. Alles nass!
Der Pavillon wölbt sich durch das ganze Wasser. Endlich Ringwetter und keine ordentliche Regenjacke. Super! Da hilft nur eins. Den Notruf wählen. Ich weiß, ein richtiger Ring-Rocker, lässt sich nicht von seiner Mama abholen, aber mir war das egal. Gesagt getan. Zu Hause angekommen wird erste einmal die richtige Regenausrüstung zusammen gepackt: Regenmantel à la Fischer, Gummistiefel und Regenhose. Nach einem guten Essen und einigen Cocktails von Mama, geht’s zurück in die Schlammschlacht.
Mein Gott bin ich froh mit meinen Klamotten. „Du siehst aus wie ein gelber Schlumpf.“ Egal, ich bin trocken. Los geht’s aufs Festivalgelände. Heute spielen die Toten Hosen. Wieder etwas weiter hinten, aber mit guter Sicht, stehen wir im Regen und warten. Der Ton ist wirklich miserabel. Dafür können die Bands zwar nichts, aber die Stimmung trübt es trotzdem ein wenig. Hält aber nicht lange an, denn wer bei den Hosen nicht abgeht, sollte auch nicht dort stehen. („Und immer wieder sind es dieselben Lieder, die sich anfühlen, als würde die Zeit stillstehen.„)
Campino ist wieder völlig in seinem Element. Er erzählt von einer Wette. Lässt sich dann von der Menge über den zweiten Wellenbrecher bis hin zu einem Beleuchtungsturm tragen, klettert dort hoch und zündet ein Bengalo. Zwischenzeitlich kommt Greg Graffin, Sänger der Punk-Band Bad Religion auf die Bühne und performt zusammen mit Campino „Raise your Voice“, „Punk Rock Song“, „Blitzkrieg Bop“ und „Freunde“. Top Konzert, mehr muss man dazu nicht sagen!
Zu guter Letzt geht es zur Alternastage. Hier erwarten wir Deichkind. Ein gelungener Abschluss für ein tolles Wochenende. („Wir befehlen euch zu feiern, euch an uns zu berauschen..“) Noch mal wird getanzt und getrunken. Die Stimmung ist super, wie immer wenn Deichkind die Bühne betritt („Leider geil“). Danke auch hierfür!
Danach geht es zurück zum Zeltplatz. Ein, zwei letzte Bier zum Abschluss und ein letztes Mal legt man sich ins Zelt. Am nächsten Morgen geht es dann auch direkt ans Abbauen. Das erste Mal, dass ich das ganze Ausmaß für dieses Wochenende nüchtern betrachte. Ich will hier weg! Überall Müllberge und fleißige Pfandsammler. Wir buckeln wieder das Gepäck und ab geht’s zum Auto. Ein bisschen klein, aber was nicht passt, wird passend gemacht! 12 Uhr und ich bin zu Hause -> Zivilisation!
Hier noch ein Video von Campino’s Crowdsurfen:
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Mein persönliches Fazit:
Ich hatte jede Menge Spaß und habe viele gute Bands gesehen. Überall hat man nette Leute getroffen. Rock am Ring ist für die meisten nicht nur ein simples Wochenende voller Alkohol, Musik und Dreck, sondern ein Lebensgefühl. Der Regen ist außerdem normal und die restlichen Tage hatten wir ja wirklich Glück, deswegen konnte das Wetter die Stimmung auch nicht versauen. Danke an alle, die da waren, wir sehen uns am 7.-9. Juni 2013!
Patrick meint
Endlich mal ein authentischer Ring-Bericht!!!
Weiter so!