Das Studium ist ein Dschungel. Der 5vier Reporter Lars Eggers hat ihn überlebt und enthüllt seine ganz persönlichen Überlebenstipps.
Es ist wieder soweit. Das neue Semester hat angefangen und die Studenten schwärmen wieder durch die Gänge der Universität. Darunter auch rund 2500 Erstsemester, mehr als die Hälfte davon stammt nicht aus der Region. Das heißt es gibt nun 1250 junge Menschen, die unter dem gleichen Kulturschock leiden, der mir zu Beginn meines Studiums widerfahren ist. In eine neue Stadt zu kommen ist immer eine große Umstellung, aber für mich als kulturell nordisch indoktriniertes Individuum, das hin und wieder noch über den s-pitzen S-tein s-tolpert und Grog trinkt war Trier – wie soll ich das freundlich ausdrücken – außerordentlich anders. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen, heute eine USG-Folge für alle Erstsemester zu schreiben, die ein paar Dinge über unser Mosel-Metropölchen klarstellt, die auf den ersten Blick vielleicht nicht ersichtlich sind.
Punkt eins: Trier ist kein Kaff!
Einer der ersten und häufigsten Vorwürfe, die man dem armen Trier an den Kopf wirft ist: „Hier ist ja nichts los!“ Darauf gibt es nur eine Antwort: Dann geh doch mal vor die Tür! Ein Blick in die allwöchentlichen Veranstaltungstipps zeigt deutlich, dass es jede Menge Möglichkeiten gibt, in Trier einen wirklich tollen Abend zu verbringen.
Jedem sollte natürlich klar sein, dass Trier mit seinen (leicht geschummelten) 100.000 Einwohnern nicht mit New York, Tokyo oder Abu Dhabi zu vergleichen ist. Aber rein aus Spaß habe ich für euch mal den Taschenrechner geschwungen und einen Vergleich angestellt. In der Region gibt es rund 120 Diskos, Clubs, Kneipen und Bühnen. Damit liegt Trier im Schnitt gleichauf mit Städten wie Köln oder Hamburg – München, Berlin oder Frankfurt können wir allerdings nicht schlagen. Und wem Trier nicht genug ist, der springt für eine halbe Stunde ins Auto und ist in Luxemburg – Problem gelöst.
Punkt zwei: Trierer sind nicht maulig!
Es wird den guten Einwohnern der Moselregion gern nachgesagt, dass eine gewisse grimmige Unflexibilität in den Köpfen hier herrscht. Ich weiß wirklich nicht woher dieses Vorurteil kommt. Vielleicht komme ich da aus der falschen Ecke Deutschlands – an der Küste ist Grumpfigkeit die neue Höflichkeit (auch als „vergriesgnasselt“ bekannt), aber ich habe hier in Trier eine genauso viele nette, freundliche und offene Menschen kennengelernt, wie überall sonst auch. Gleichermaßen gibt es hier auch viele mies gelaunte und unhöfliche Menschen – wie überall sonst halt auch.
Punkt drei: Trierer reden nicht komisch!
Ich – also – äh – sorry, aber hier wird es schwierig für mich. Meine persönliche größte Hürde war die Sprache. Als ich ein paar neue Bekanntschaften an der Uni fragte, ob wir am Wochenende upp’n Zwutsch* gehen, dachten die, ich rede von einem neuen Club in Luxemburg. Ich habe mich ehrlich gesagt bis heute nicht ganz an „Spocht“ statt „Sport“ und „hann“ statt „haben“ gewöhnt (um mal das Klischee von „nehmen“ und „holen“ auszulassen), aber ich muss gestehen, dass ich dem Trierer Platt einem gewissen Charme abgewinnen kann und gelegentlich auch mal jemanden mithole. Also – lasst euch vom Trier Talk nicht abschrecken.
Punkt vier: Trier ist keine übergroße Touristenfalle
Hört man sich außerhalb der Moselregion um, ob die Menschen schon mal in Trier waren, so hört man sehr häufig Worte wie „Klassenfahrt“, „Urlaub“ und wirklich, wirklich selten auch mal „auf der Flucht vor dem guatemalesischen Geheimdienst“. Tatsächlich scheinen viele Bundesbürger Trier als eine Art Touristen-Wunderland-Freizeitpark zu sehen, das nur aus Jugendherbergen, Hotels, der Porta und dem Dom besteht. Wenn du seit du hier angekommen bist mal aus dem Fenster geschaut hast, ist dir sicherlich aufgefallen, dass dem nicht so ist. Aber all die Touristenattraktionen sind ein phantastisches Addendum zu deiner Lebensqualität. Seien wir ehrlich: In welcher Stadt kann man sonst an einem lauen Oktoberabend in einem Café sitzen und auf einen großen Glaskasten blicken, unter dem ein antikes römisches Bad liegt? Genau – das geht nur in Trier.
*Hamburger Platt für „auf die Piste gehen“
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sven meint
das ist mal sehr schön, wie sowieso der art rubrik. ich bin zu zwecken des studiums in deutschland und lese gerne hier.
geld ist auch ein sehr gutes thema und auch das internet kenne ich gut wenn man arbeiten will und dennoch zuviel anderes findet.