Am Samstag, den 21. Juni, hob sich für die letzte Premiere in der Spielzeit 2013/14 mit der französischen Komödie „Das Sparschwein“ der Vorhang vor einem nicht halb vollen Großen Haus im Theater Trier. Die Inszenierung von Klaus Rohrmoser musste mit dem WM-Spiel Deutschland gegen Ghana um Zuschauer konkurrieren.
Die Geschichte erinnert in ihrer Lächerlichkeit an ein ländlich-biedermeierliches Drama: Eine Dörfler-Gesellschaft trifft sich seit Jahren einmal die Woche zum Kartenspielen, alles an Gewinnen wird ritualhaft zur allgemeinen Erheiterung in ein Sparschwein gesteckt. Es kommt, wie es kommen muss, eines Tages ist die Sau voll und bereit zum Schlachten. Doch was macht man nun mit dem immensen Gewinn von über 400 Franc? Léonida, die alternde Jungfer und Schwester des Rentiers Champbourcy, hat da eine gute Idee. Wieso nicht alle zusammen nach Paris fahren? Dort kann man Geld am besten verjucksen. Und sie zudem ihren heimlichen Verehrer treffen, der sich auf ihre seit Jahren laufende Annonce in der Zeitung gemeldet hat. Eine abenteuerliche Reise beginnt.
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Leise Schmunzler
Wenn’s lustig sein soll in einer Kömodie gibt es zwei Wege, die ein Regisseur einschlagen kann: er nimmt die Figuren nicht ernst, setzt ihnen also falsche Bärte und hervorstehende Zähne, lächerliche Frisuren und künstliche Bäuche an. Oder er nimmt sie ernst und zeigt dabei umso deutlicher, in welch lächerlichen Situationen sie stecken. Ersteres garantiert den schnellen Schmunzler. Regisseur Klaus Rohrmoser hat sich in seiner Inszenierung von „Das Sparschwein“ am Theater Trier für diesen entschieden. Seine Schauspieler werden entstellt mit Hasenzähnen, furchtbaren Frisuren, Fat Suits und allem, was das Herz des Slapstick-Liebhabers begehrt. Ist der erste zart beschämte Schmunzler darüber verklungen, wartet seine Inszenierung mit sauber arbeitenden Schauspielern auf. Lacher sind allerdings eher eine Seltenheit.
Unterhaltsam bleibt die Komödie rund um sechs Landeier in der großen Stadt vor allem wegen ihrer optischen Qualitäten, die Hasenzähne und Frisuren tun trotz allem ihre Wirkung. Die Ausstattung von Maria Frenzel mit den historischen Kostümen aus dem 19. Jahrhundert, der herrlich eingemufften biedermeierlichen Einrichtung und den wenigen Paris-Andeutungen geben der Inszenierung einen besonders stimmigen Look, dem man sich nicht entziehen kann.
Hübsch- häßliche Optik
Ein anderes Highlight sind die Bemühungen und sauberen Arbeiten der Schauspieler. Die geben sich die größte Mühe, mit viel Einsatz und Können das Beste aus dem Ganzen heraus zu holen. Besonders schön dabei Alina Wolff als trampelige Blanche, Michael Ophelders als liebestoller, beleibter Apotheker und Bettina Koch als burschikose, nach Liebe schmachtende Léonida. Mit dieser Erstaufführung hebt sich der Premierenvorhang für vier Kollegen in Trier das letzte Mal: Peter Singer und Manfred-Paul Hänig gehen in Ruhestand, Matthias Stockinger und Michael Ophelders verlassen Trier. Matthias Stockinger kann gleich in zwei Rollen ein letztes Mal sein komödiantisches Talent ausleben, einmal als abgebrühter Oberkellner und einmal als sein eigener Zwillingsbruder, der Heiratsvermittler Cocarel. Manfred-Paul Hänig gibt einen bauernschlauen Rentier Champbourcy und Peter Singer den weniger schlauen Bauern Colladan. Schade ist hier vor allem, dass man gleich vier gute Schauspieler ein letztes Mal in Rollen zu sehen bekommt, die ihr Können nicht voll ausreizen.
Fazit: Trotz guter Schauspielarbeit und einer zur Kömodie passenden Ausstattung will der Funke nicht überspringen. Die Inszenierung ist im besten Fall unterhaltsam, im schlimmsten Fall streckenweise langweilig. Freunde von falschen Zähnen werden aber auf ihre Kosten kommen.
Fotos: Marco Piecuch
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