Von Florian Schlecht (Text) und Anna Lena Grasmück (Fotos)
Die Düsseldorf-Taktik als Überraschungscoup, eine Fehlerkette vor dem 0:1 und Pyro-Ärger: Das DFB-Pokalspiel von Eintracht Trier gegen den 1. FC Köln sorgte für reichlich Gesprächsstoff – auf und außerhalb der Ränge.
Der DFB-Pokal könnte in Trier wahrlich zum Fußball-Alltag werden. Bereits am Nachmittag strömten in der Innenstadt Fans mit Trikots von Eintracht Trier und dem 1. FC Köln in Richtung Moselstadion. Ein Bier in der Hand, ein freundlicher Plausch. Im Stadion selber war dann spätestens um 20.27 Uhr beim Einlauf der Mannschaften für Gänsehaut-Atmosphäre gesorgt, als die 10.494 Zuschauer sangen, die Cup-Hymne durch die Lautsprecher erklang und die Gegengerade von einer blau-schwarz-weißen Choreographie geflutet wurde. Nur das Ergebnis passte am Ende nicht – denn eine neuerliche Pokalsensation von der Mosel blieb aus.
Trotzdem durfte Roland Seitz erhobenen Hauptes nach der 0:2-Niederlage gegen den Zweitligisten bei der Pressekonferenz sprechen. Eine Halbzeit lang gelang es dem Regionalligisten aus Trier, den Traditionsverein aus der Domstadt zu ärgern und an den Rande einer Blamage zu bringen. Der Grund dafür war eine gelungene Kopie. Denn als Vorbild für die Taktik von Eintracht Trier galt in der ersten Halbzeit die Ausrichtung, mit der Fortuna Düsseldorf beim 1:1 im Derby wenige Tage zuvor den Rivalen bereits über eine Stunde entnervt hatte. „Raum-Manndeckung“, bezeichnete Abräumer Matthias Cuntz das Konzept, durch das Köln laut Kapitän Fouad Brighache „keine Mittel und Wege gefunden hat, um Chancen zu kreieren“.
„Düsseldorf-Taktik“ zieht Köln den Zahn
Und so sah die Ausrichtung aus: In der Offensive sollten Sylvano Comvalius und Alon Abelski früh die gegnerischen Innenverteidiger beim Spielaufbau stören, um so die Pässe ins Mittelfeldzentrum zu verhindern. Gelangen Köln diese doch, verbarrikadieren dahinter Matthias Cuntz und Steven Kröner die Wege. Die beiden offensiven Flügelspieler Marco Quotschalla und Lars Bender folgten auf Schritt und Tritt den weit aufgerückten FC-Außenverteidigern Miso Brecko und Jonas Hector. Fouad Brighache und Fabian Zittlau, die äußeren Glieder der SVE-Viererkette, deckten hingegen konsequent die Flügelstürmer Thomas Bröker und Daniel Halfar ab – und schränkten ihre Kreise ein.
„Wir haben uns Videos angeschaut. Jeder wusste, was zu tun war“, so Cuntz. Einziger Nachteil der Taktik: „Auf dem Flügel war das System eine ganz schön lautintensive Angelegenheit“, bemerkte Quotschalla. „Defensiv standen wir kompakt, offensiv fehlte dann vielleicht etwas die Kraft für Aktionen.“ Dennoch: Die beste Chance in der ersten Halbzeit durch Comvalius verbucht zu haben, war für Trier angesichts des Zwei-Klassen-Unterschiedes mehr als ein Achtungserfolg. Wenn der Niederländer frei vor Torwart Timo Horn die Nerven bewahrt hätte – der Plan von Seitz wäre voll aufgegangen.
Fehlerkette, Elfer, 0:1
Was die Sensation dann in der Folge verhinderte, war nicht zu planen und ärgerlich: Eine Fehlerkette kurz nach der Pause, die den Elfmeter zum 0:1 herbeiführte. Erst spielte Comvalius einen Rückpass in die eigene Hälfte zum Gegner (Seitz: „Das darf ihm nicht passieren – und das weiß er auch“), dann grätschte Michael Dingels unnötigerweise einen harmlosen Distanzschuss von Thomas Bröker zu Anthony Ujah ab, der dann im Zweikampf mit Geburtstagskind Steven Kröner zu Boden ging. „Eigentlich war Ujah schon auf dem Weg raus aus dem Strafraum“, fand Brighache, dass der Kölner Torjäger nur auf den Strafstoß spekulierte. Der Pechvogel war Kröner, der am Samstag auch noch seinen 24. Geburtstag feierte. Der Rückstand und das späte Freistoßtor von Maximilian Thiel zum 0:2 brachten Kapitän Brighache aber am Ende zum Fazit: „Der Sieg geht in Ordnung, weil Köln cleverer und reifer war.“
Pyro-Ärger: Stöger mit deutlichen Worten
Das dritte Gesprächsthema nach Taktik und Elfmeterpech: Die Pyro-Show der Gästefans. „Bestimmt zehn Mal“, so rechnete Stadionsprecher Markus Köbler, habe er die Anhänger wegen des Abzündens von bengalischen Feuern ermahnt. FC-Manager Jörg Schmadtke sah sich so im zweiten Durchgang genötigt, den Gang zu der Fankurve anzutreten und das Gespräch mit dem Vorsänger zu suchen. „Was ich gesagt habe, bleibt unter uns“, so Schmadtke hinterher knorrig.
Seine Worte erzielten jedoch keine Wirkung, kurz nach seiner Ermahnung wurden wieder fünf weitere Feuer gezündet. Das Spiel wurde gar für einige Minuten unterbrochen.„Vielleicht haben die Fans das gemacht, weil es da schon dunkler im Stadion war und sie wollten es etwas heller gestalten“, spielte er auf den Streik eines Flutlichtmastens an. „Aber das ist ein Witz, den ich nicht witzig fand. Auch ein Abbruch stand im Raum.“ In den Boulevardmedien rund um Köln war so das Pyro-Thema die klare Schlagzeile Nummer eins. Trainer Stöger war sauer. „Das ist gefährlich und kostet uns eine Stange Geld, das wir als Strafe bezahlen müssen.“
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+++Eintracht in Kürze+++
Verwirrung in der 19. Minute – Verwirrung gab es in der 19. Minute, als der Schiedsrichter nach einem vermeintlichen Handspiel von Michael Dingels auf den Elfmeterpunkt zeigte. In Wirklichkeit täuschte die Geste aber, weil der Assistent zuvor ein Foul von Anthony Ujah reklamiert hatte. „Er wollte nur den Punkt anzeigen, von wo aus wir den Freistoß ausführen müssen“, war nicht nur Torwart Andreas Lengsfeld kurz geschockt.
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