Ein Abgesang auf die Titelhoffnungen: Eintracht Trier nutzte in der Fußball-Regionalliga bei Fortuna Düsseldorf II erst seine Chancen nicht und zeigte in der zweiten Halbzeit sein zweites Gesicht. Ein Patzer von André Poggenborg bescherte das 1:1.
Nur einen Steinwurf entfernt vom Paul-Janes-Stadion liegt das Sporttherapiezentrum von Bernd Restle, in dem Alon Abelski um die Rückkehr nach einem Teileinriss am Syndesmoseband kämpft. Die kurzen Wege nutzte der Mittelfeldspieler von Eintracht Trier, um seine Mannschaftskollegen in der Fußball-Regionalliga bei Fortuna Düsseldorf II von der Tribüne aus zu unterstützen. „In zwei Wochen würde ich gerne wieder in Trier trainieren“, erzählte Abelski, der nach seinem Comeback ursprünglich noch um den Titel mitspielen wollte. „Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.“ Doch als um 20.47 Uhr das Spiel abgepfiffen war und Trier mit einem völlig unnötigen 1:1 (1:0) haderte, ging Abelski mit Jeans, Daunenjacke und grauer Mütze traurig von der Tribüne. Ein Fehler von André Poggenborg in der 71. Minute kostete der Eintracht den Sieg, dem Torwart flutschte ein weiter Freistoß von Dennis Krol durch die Hände, Aliosman Aydin staubte ab und traf zum Ausgleich. Während Abelski nach dem Spiel in seine Wohnung im Mehrfamilienhaus seiner Eltern zurückkehrte, stand Thomas Drescher fassungslos am Platz. „Wir haben uns in der zweiten Halbzeit wie eine Amateurmannschaft präsentiert“, schimpfte der Routinier. „Düsseldorf hat uns vorgemacht, wie man so ein Spiel angeht. Wir haben auf Zweikämpfe verzichtet. So kann man nicht gewinnen.“ Es lag Verzweiflung in der Stimme des 34-Jährigen. „Diese zwei Gesichter zeigen wir schon die ganze Saison.“
Fünf Umstellungen und ein Chancenfestival
Denn nach der ersten Halbzeit mit dem ersten, positiven Gesicht gab es wohl nur wenige unter den 125 Zuschauern im Stadion, die damit rechneten, dass Trier das Heft noch aus der Hand geben sollte. Trainer Roland Seitz griff nach der 1:3-Heimpleite gegen den 1. FC Köln II hart durch, änderte die Mannschaft auf fünf Positionen. Jeremy Karikari rückte nach seiner Sperre zurück ins Team und ersetzte Kapitän Torge Hollmann, der 90 Minuten nur auf der Bank saß. Drescher übernahm die Rolle des linken Außenverteidigers, während Fabian Zittlau die offensive Außenbahn besetzte und Fahrudin Kuduzovic verdrängte. Holger Knartz spielte statt Benjamin Pintol, Ahmet Kulabas ersetzte den angeschlagenen Wojciech Pollok. Tolgay Asma und Chhunly Pagenburg standen gar nicht im Kader. „Wir müssen ja auf die U23-Regelung achten, außerdem mussten wir nach Köln ein Zeichen setzen. Daher waren alle Aktionen so gewollt, ob Tribüne, Bank oder Platz“, fand Seitz klare Worte.
Der gebeutelte Favorit übernahm trotzdem direkt das Kommando, war aggressiv, spielte mit Karikari als Ballverteiler im zentralen Mittelfeld mit Ideen und Tempo nach vorne und zelebrierte ein wahres Chancenfestival. Allerdings ohne den nötigen Ertrag. Knarz scheiterte frei vor Torwart Markus Krauss (4.), Daniel Bauer setzte den Ball nach einem katastrophalen Rückspiel von Fortuna-Verteidiger Tobias Klemt über das Tor (9.). Erst Ahmet Kulabas durchbrach den Fluch der vergebenen Möglichkeiten. Thomas Kraus setzte sich wunderbar gegen Alexander Nandzik durch, bediente den Torjäger, der ohne Nervenflattern vollstreckte (32.). Trotzdem reichte die Ausbeute zur Pause nicht aus. „Wir hätten schon nach 15 Minuten 3:0 führen müssen“, stöhnte Seitz. „Es ist unglaublich“, bekannte ein konsternierter Verteidiger Denny Herzig. „Entweder wir haben Spiele, in denen wir die Chancen nicht konsequent nutzen oder Spiele, in denen uns die Einstellung fehlt.“
Drescher ärgerte sich über das „zweite Gesicht“
Die Einstellung war hingegen das Problem, das Thomas Drescher im weiteren Verlauf kritisierte. Das zweite Gesicht halt. Der Elan der Eintracht verflachte, die harmlose Fortuna kämpfte sich in das Spiel und witterte plötzlich Morgenluft. Torwart André Poggenborg parierte glänzend (62.) gegen Maurice Passage, der kurz vor Schluss wegen des Verdachts auf Nasenbeinbruch ausgewechselt werden musste. „Vielleicht haben die ersten ein, zwei Chancen für Düsseldorf für ein bisschen Verunsicherung gesorgt“, rätselte Herzig über nachlassende Trierer. Wenige Minuten später ließ der Eintracht-Torhüter den Ball durchrutschen zum 1:1. „Es gibt keinen Vorwurf, das ist schon anderen Keepern passiert“, meinte Herzig. Auch Seitz nahm Poggenborg in Schutz. „Er wird die Nacht bestimmt brauchen, aber schon am Samstag in Elversberg wieder hochkonzentriert sein.“ Ganz anders als Thomas Drescher war der Fußballlehrer mit dem Auftritt in Düsseldorf zufrieden. „Alle Spieler haben ihre Aufstellung gerechtfertigt, nur die Chancenverwertung war nicht auf unserer Seite, wir waren nicht abgezockt genug. Aber selber kann ich die Bälle ja nicht reinschießen. Das tut weh.“ Vor allem mit einem Blick auf das Titelrennen, in dem die Eintracht nun entscheidend an Boden verloren hat. Drei von vier Spielen im Jahr 2012 wurden nicht gewonnen, weil die zwei Gesichter aus den alten Kalendermonaten nach wie vor in Erscheinung treten, Konstanz nach wie vor ein Fremdwort ist in den Leistungen des Regionalligisten. So klangen die Worte von Denny Herzig schon wie ein Abgesang auf alle Hoffnungen, mit denen Alon Abelski noch ins Paul-Janes-Stadion gegangen war. „Jetzt geht es für uns nur noch darum, das Ruder schnell rumzureißen und die Saison vernünftig zu Ende zu spielen.“
Statistik
Fortuna Düsseldorf II – Eintracht Trier 1:1 (0:1)
Düsseldorf II: Krauss – Klemt, Incilli, Hazaimeh, Nandzik – Michalsky – Passage (88. Tumbul), Schikowski (53. Aydin), Haufe (60. Schwadorf) – Krol, Bijev.
Trier: Poggenborg – Cozza, Stang, Herzig, Drescher – Karikari, Bauer – Knartz (74. Kuduzovic), Zittlau – Kraus, Kulabas.
Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen).
Tore: 0:1 Kulabas (32.), 1:1 Aydin (71.).
Zuschauer: 125.
Video mit Stimmen zum Spiel
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Eintrachtler meint
Die Enttäuschung ist schon groß. Ich finde Drescher findet die absolut richtigen Worte. Wenn man sich so präsentiert, wie in den letzten Heimspielen und dann auch noch seine Chancen nicht macht, braucht man auch nicht mehr drauf zu schauen wie Lotte, Dortmund und Gladbach spielen. Ein Aufstiegskandidat ist man dann definitiv NICHT!
Frust meint
einfach nur zum kotzen, man kann garnicht so viel fressen wie man kotzen will
einfach alle entlassen