Bei Facebook-Postings der Marke „Wir erhielten 17 iPhone 6 (16 GB), die nicht verkauft werden können, weil sie nicht richtig verpackt worden sind. Aus diesem Grund machen wir eine Verlosung.“ sollte man tunlichst vermeiden. Dahinter steckt eigentlich immer ein nicht ganz ungefährliches Fake-Gewinnspiel.
Trier. Am vergangenen Wochenende kursierte ein Gewinnspiel von „Saturn. Deutschland“ bei Facebook, bei welchem 17 unverkäufliche iPhone 6 verlost werden sollten. Eine unscharfe Smartphone-Fotografie von einem iPhone-Stapel mit Saturn-Logo diente als Aufhänger. Das Gewinnspiel wurde zu tausenden geliked, kommentiert und geteilt.
Hinter der Facebook-Seite steckte allerdings nicht der Technik-Gigant Saturn, welcher seine Facebook-Präsenz als“Saturn Deutschland“ betreibt. Erst bei genauerem Hinsehen wird deutlich, dass die iPhones bei „Saturn. Deutschland“ verlost wurden. Ein Klick auf die Seite offenbarte zwar das exakt gleiche Corporate Design wie Saturn Deutschland, allerdings gab es nur 4 Postings von offizieller Seite. Es ist offensichtlich, dass die Seite erst seit wenigen Tagen existierte.
Zu dem Punkt wo man „Saturn. Deutschland“ als recht offensichtliche Fake-Seite entlarven konnte, kamen die meisten Gewinnspiel-Teilnehmer aber erst gar nicht. Die Aussicht auf einen tollen Gewinn wurde oft gar nicht erst hinterfragt und die Teilnahme, für die nur wenige Klicks nötig waren, bestätigt. Die Seite ist kein Einzelfall, das Muster ist immer sehr ähnlich. Verlost wird eine möglichst hohe Menge eigentlich hochpreisiger Artikel (vom Technik-Gadget bis hin zum Auto), die wegen falscher Verpackung nicht in den Verkauf dürfen und deswegen jetzt verlost werden. Um teilzunehmen muss man die Seite mit „Gefällt mir“ markieren, den jeweiligen Post „liken“ und in den meisten Fällen auch teilen und zusätzlich mit einem Kommentar versehen.
Aber was bringt ein Facebook-Like dem Betreiber einer Fake-Seite außer der kurzfristigen enormen Reichweite im Netzwerk? Der Grund hierfür liegt oft im geplanten Verkauf der Seite an Dritte. Kauft man eine Seite mit mehreren tausend „Likes“ und „Followern“, die man dann sofort umbenennt, fällt der Start ins Web-Business erheblich leichter. Oft sind dies dann Seiten mit sogenannten Affiliate-Angeboten, die den Nutzer über Links auf Drittseiten locken und dadurch eine Provision bekommen. Startet man gleich mit einer hohen Reichweite von mehreren tausend Fans in ein solches Geschäftsmodell, spart man sich mühsame Aufbauzeit. Auch illegale Angebote haben so die Chance sich für den kurzen Zeitraum, in welchem sie unentdeckt auf Facebook operieren können, die maximale Reichweite zu sichern.
Die „Saturn. Deutschland“-Seite ist dementsprechend schon jetzt nicht mehr wiederzufinden. Ob gesperrt durch Facebook oder verkauft und sofort umbenannt, lässt sich nur noch in mühsamer Zeit-intensiver Recherche der eigenen „Gefällt-Mir“-Listen feststellen. Somit sind die Daten tausender Facebook-Nutzer in undurchsichtigen Kanälen verschwunden.
Noch vorsichtiger sollte man sein, wenn Gewinnspiele bei Facebook auf externe Seiten locken, wo man eigene Daten eingeben soll. Auch im Falle einer gefälschten Markenseite, gibt es immer Details, die den Fake verraten. Oft hilft schon, wenn man nach dem Gewinnspiel in Verbindung mit der Marke googelt. Findet man auf der offiziellen Seite nichts zu dem Gewinnspiel, existieren die versprochenen Gewinne garantiert auch nicht.
Mit ein bisschen Aufmerksamkeit beim Surfen im Netz lassen sich derartige schwarze Schafe also durchaus entlarven. Achten sollte man grundsätzlich auf den Seiteninhaber. Gesetzlich vorgeschrieben ist ein Impressum mit direkter Kontaktmöglichkeit zum Veranstalter des Gewinnspiels oder zum Inhaber der Facebook-Seite. Findet man selbiges nicht mal auf der „Info“-Seite, sollte man keine weitere Zeit für das scheinbar lukrative Gewinnspiel verschwenden. Auch Teilnahmebedingungen müssen in irgendeiner Weise vorhanden sein.
Auch ein immer und überall erreichbares soziales Netzwerk wie Facebook verlangt eine gewisse Aufmerksamkeit bei der Nutzung der Inhalte. Gerade der Zugang über das Smartphone motiviert dazu, „mal eben“ Inhalte zu liken, zu kommentieren und/oder zu teilen, ohne dass der Nutzer sich möglicher Konsequenzen bewusst ist. Das schnelllebige Internet bietet eben auch für kriminelle Strukturen zahlreiche Vorteile, die es schwierig macht, neuen Maschen schnell genug auf die Schliche zu kommen. Deswegen sollte man als Nutzer grundsätzlich eine gesunde Portion Skepsis mitbringen, wenn der nächste Wahnsinns-Gewinn angepriesen wird.
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